Petzow. Akazien als Nutzwald und die forstliche Bewertung im 19. Jahrhundert:
Aus dem Walde. Die Akazie zu Schiffsnägeln:
"Aus dem Walde". Mittheilungen in zwanglosen Heften von H. Burckhardt, Königlich Hannoverschem Forstdirektor ec. I. HEFT Hannover; Carl Rümpler 1865.Die Akazie zu Schiffsnägeln. Vom Herausgeber.
Der Verbrauch von Akazien Schiffsnägeln ist auf den Werften von Hannover, Oldenburg, den Hansestädten ec., sowie an der Ostsee ein sehr bedeutender, und die Holzhandlungen, unter anderem in Hamburg, betreiben mit diesem Artikel nicht unbedeutende Geschäfte. Früher kannte man auf diesen Werften fast nur amerikanische AKAZIEN-Schiffsnägel, welche aus den Vereinigten-Staaten importirt wurden; nach und nach kamen aber auch andere Schiffsnägel, namentlich aus dem südlichen Frankreich und aus Deutschland, auf dem Markt, und seit Beginn des noch jetzt unbeendigten Krieges in den Vereinigten-Staaten, der die Zufuhr von dort verhindert hat, sind deutsche und französische Schiffsnägel auf unseren Werften vorzugsweise in Gebrauch. Als nämlich zu Anfang des Krieges das Ausbleiben der amerikanischen Nägel vorauszusehen war, steigerten die Spekulanten den Preis ihrer Vorräthe ähnlich der Baumwolle dergestalt, daß er auf den Lagern zu Hamburg um etwa 70% über dem gewöhnlichen Preise stand, was denn bald die französischen und deutschen Schiffsnägel in größerer Menge heranzog.
Die günstigen Preise von 18621864 haben das Geschäft in deutschen Schiffsnägeln sehr empor gebracht; jetzt indeß scheint der Preis wieder etwas zu weichen. Inzwischen hat man auf den Werften erkannt, daß deutsche und französische Akazien-Schiffsnägel die amerikanischen füglich zu ersetzen vermögen, wenn auch letztere im Ganzen geradfaseriger ("geraddräthiger") sein sollen, und so steht zu erwarten, daß unsere Akazien auch künftig ihren Weg nach den Werften finden werden. Die Haupthändler im Hannoverschen, welche sich sowohl mit dem Aufkaufen der Akazienhölzer, als auch mit der rohen Zurichtung der Nägel und deren Vertrieb befassen, sind zur Zeit (1865): H. Drübber zu Gadesbünden (bei Nienburg an der Weser) und H. Rabe zu Nienburg. Des Ersteren Geschäft, das umpfänglichste, besteht schon über zwanzig Jahre. Diese Händler beschäftigen an ihren Wohnorten und in den Ankaufgegenden manche Hand; entferntere Arbeiter treten auch wohl als Vorkäufer auf. Ihre Sendungen gehen vielfach nach Bremerhafen und Geestemünde, sowie nach Oldenburgschen Werften; auch hat der Händler Drübber jüngst eine ansehnliche Lieferung nach England (via Hamburg) übernommen.
1. Das Rohmaterial:
Das Rohmatrial beziehen diese Händler aus den Gegenden von Potsdam, Magdeburg, Braunschweig, Hannover bis Göttingen, Bückeburg und aus der Rheingegend. Hauptsächlich sind es Gärten, Lustgehölze, Gehöfte und Alleen von Privatbesitzern, welche die Akazienstämme lieferten. Was die eigenen Forsten dazu beigetragen haben, war bisher nicht nennenswert, da die Akazie in ihnen bis heute ein selten gesehener Fremdling ist; doch haben Fürstlich Lippe-Schaumburgsche Forsten bis vor Kurzem ziemlich erhebliche Nagelholzmassen zum Verkauf gebracht, auch findet man dort Veranlassung, die Akazienzucht im Kleinen weiter zu betreiben. Neuerdings werden auch aus Böhmen Akazienhölzer (per Elbe bis Magdeburg) zu anscheinend mäßigen Preisen angeboten.2. Die Abnessungen:
Die AKAZIEN-Schiffsnägel werden in Längen von 18 bis 30 Zoll (4473 Centm.) gebraucht. Auf den Werften der Ströme (Elbe ec.) verwendet man mehr 18 bis 24 Zoll lange Nägel, auf denen an der See (zu größeren Schiffen) viele 2430 zöllige. Sie werden aus entsprechenden Nutzholzenden gespalten , wobei der Splint beseitigt werden muß. Die Akazie spaltet nicht leicht, aber regelmäßig. Abb.: Blütenstand der Robinie (Pseudo Acacia) Die von Harburger Werften eben vorliegenden gespaltenen Stücke halten= 1 ½2 Zoll (3,74,9 Centm.) im Geviert; etwas stärker gespalten sind die Nägel aus der Gegend von Nienburg= 1 ¾2 ½ Zoll. Die gespaltenen Stücke werden entweder achtkantig zugerichtet, oder oberflächlich rund gedrechselt und behalten= 1 ¼1 ½ Zoll (33,7 Centm.) Stärke. In solcher Weise gelangen sie als " rohverarbeitete " Nägel nach den Werften. Bei dem Spalten und Verarbeiten rechnet man durchschnittlich die Hälfte der Nutz-holzmasse auf den Abfall (Rinde, Splint und Späne), jedoch nach der Stärke der Nutzholzmasse verschieden.3. Der Preis für AKAZIEN-Nutzholz.
Was den Preis des Akazien-Nutzholzes betrifft, so theilt Herr Creuzinger aus dem Bückeburgischen, wo man vor 15 Jahren mit dem Verkauf der in dortigen Forsten erzogenen 30- bis 40jährigen Akazienstämme begonnen hat, Folgendes mit: Für das über 5 Zoll ø starke, mit der Rinde gemessenen Nutzholz aus Stämmen und Aesten wurden anfänglich 45 Silbergroschen p. Cubicfuß bezahlt, der Preis stieg bis gegen das Jahr 1858 auf 79 Sgr. und nach dem Beginn desKrieges in den Vereinigten-Staaaten Amerikas wurden 1012 Sgr. p. Cubicfuß Stammholz geboten und bezahlt. Die Nienburger Händler behaupten, so hohe Preise jetzt nicht mehr geben zu können; je nach der Güte des Materials ist von 5, auch 3, günstigsten Falles von 810 Sgr. p. Cubicfuß die Rede (die Rinde mitgemessen), und bei geklaftertem, 46 zölligem Holze in Enden von 48 Fuß will man 812 Thlr. p. Klafter zahlen. Den Preis der roh verarbeiteten Nägel geben jene Händler je nach der Länge zu 2 ½7 ½ Thlr. p. 100 Stück an. Der Schiffbaumeister KRAUS zu Harburg hält folgenden Preis-Courant, dem jetzigen Stande der etwas gewichenen Preise entsprechend, wobei er die Längen von 1824 Zoll als diejenigen Sorten bezeichnet, welche auf den Flußwerften bei Harburg am meisten verbraucht werden.Für 100 Stück: Zoll Länge | 18 | 20 | 22 | 24 | 26 | 28 | 30 |
Preis Thaler |
2 ½ | 3 | 3 ½ | 4 | 4 ½ | 5 | 5 ½ |
Ergänzung 1:
1. Robinia Pseudoacacia Linné, Gemeine Robinie.1. Quelle: Berlin; Verlag von Wiegandt, Hempel & Parey 1875
Illustriertes Gehölzbuch. Die schönsten Arten der in Deutschland wintherharten oder doch leicht zu schützenden BÄUME und STRÄUCHER, Ihre Anzucht, Pflege und Verwendung. Bearbeitet von J. Hartwig Großherzoglicher Hofgärtner in Weimar, und Th. Rümpler General-Sekretair des Gartenbauvereins zu Erfurt.
Acacia; in Amerika Locust Tree. NORDAMERIKA. In Deutschland allgemein bekannter und in Anlagen nur gar zu häufig verwendet, rasch wachsender Baum von 2024 Meter Höhe, mit lockerer, sich leicht und graziös ausladener Krone und ruthenförmigen Zweigen. Blätter mit 1121 länglichen, eiförmigen Blättchen, deren Zahl an üppigem Wurzelausschlag oft bis 27 sich steigert. Nebenblätter dornig. Blüthen weiß, wohlriechend, in lockeren, hängenden Trauben; im JUNI. Hülsen kahl, glatt, gleich den jungen Zweigen. Ueber den landschaftlichen Werth dieses Baumes noch ein Wort zu sagen, wenn seine Benutzung sich in bescheidenen Grenzen hält, würde überflüssig sein. Eine besondere Bedeutung gewinnt er für armen Sandboden, in dem er kaum jemals versagt. Auch als Brenn- und Werkholz ist er von Werth. Am schönsten nimmt sich die gemeine Robinie in der Einzelstellung aus, wiewohl sie in ungeschützten Lagen durch Windbruch stark zu leiden hat.
Ergänzung 2:
2. Der Schotendorn. Falsche AKAZIE, (Erbsenbaum, Heuschreckenbaum, Robinia Pseud. Acacia )2. Quelle: Leipzig; in Commission bei J. J. Weber 1857
Deutsche Waldbäume und ihre Physiognomie. Für Künstler und Naturfreunde geschildert von R. L. Klöbisch. Mit 16 Radirungen und 88 Holzschnitten nach Originalzeichnungen von W. H. Eberhard.
Er (Der Schotendorn) ist in Deutschland der einzige baumartige Vertreter einer schönblühenden Pflanzenfamilie, der Familie der Schmetterlingsblütler (Papilionaceen). Wenn seine ganz außergewöhnliche Blüthenform und die malerische, unseren Bäumen fremdartige Belaubung nicht in ihm den Fremdling verriethen, so würde sein häufiges Vorkommen ihn wahrlich als solchen nicht erkennen lassen. Schnellwüchsig, wie die Weiden, mit denen er ein ähnliches Geschick in der Amputation der Zweige trägt, gedeiht er fast an allen Orten und in jeder Bodenart Deutschlands; nur vermag er nicht rauhe Luft und Gebirgslagen zu vertragen. In der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts zog man die ersten seiner Pflanzen auf europäischem Boden, die man den reichen Waldungen Amerika's entnommen. Obwohl man erst um das Ende des vorigen Jahrhunderts seine forstwirthschaftliche Bedeutung erkannte, kennen wir ihn doch Alle, sei es als Garten- oder als Waldbaum. Ohne verpflanzt zu werden, weiß er durch eigenen Trieb, theils durch die ungeheure Anzahl seiner Wurzelsprossen, theils durch den reichen Samen sich fortzupflanzen. Selten mengt er sich in Hochwaldbestände, desto häufiger ist er im Mittelwald und im Niederholze, an Waldrändern und auf Waldwiesen zu finden. Bei einem im Freien erwachsenen Baume, der unverletzt von den Eiflüssen des Windes oder den Schneemassen blieb, stehen die Aeste meist in spitzen Winkel nach oben, und nur die reich belaubten Zweige nehmen etwas die horizontale Richtung an, gehen bisweilen über diese noch hinaus. Im Allgemeinen ist der Stand der Aeste an der Akazie ein sehr unregelmäßiger, denn sie biegen sich nach allen Richtungen und kreuzen sich, sind selbst knieartig geknickt.
Ergänzung 3:
3. ACACIE. unechte AKAZIE, (in der Forstkunde), Acacienbaum ( Robinia Pseudo Acacia ).3. Quelle : Leipzig; bei Johann Friedrich Gleditsch 1818
Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste.
Herausgegeben von J. S. Ersch und J. G. Gruber Professoren zu Halle.
ACACIE. unechte AKAZIE, (in der Forstkunde), Acacienbaum (Robinia Pseudo Acacia). Dieser Nordamerikanische und in Sibirien heimische Baum ist in Teutschland gegenwärtig besonders seit dessen wiederholter und dringender Empfehlung durch Medicus (1796 u. ff.) so bekannt und allgemein angepflanzt, daß er umsomehr als einheimisch und bei uns als naturalisiert betrachtet werden kann, weil er vollkommen reifen Samen bringt. Sein Wachsthum ist schnell und schneller als der unserer inländischen Bäume. Er bekommt in günstigen Jahren 4,56 Fuß lange Triebe, die völlig ausreifen und einer folgenden strengen Winterkälte widerstehen können. In 40 Jahren gelangt er zu einer Höhe 4060 Fuß, bei einem Durchmesser Ø von 2 Fuß. In 80100 Jahren ist er völlig ausgewachsen. Man findet in dem Baum oft Jahrringe von einem halben, ja fast einem ganzen Zoll Breite. In einem geschlossenen Stande bildet er bis zu einer Höhe von 2030 Fuß einen nackten Stamm; frei stehend bleibt er kurzschäftig und treibt starke und große Aeste. Die Hauptwurzeln gehen 23 Fuß tief in den Boden, sie breiten sich außerordentlich weit aus und endigen sich in unzähligen Saugwurzeln. Der beste Standort dieses Baums sind die Ebenen und Hügel in einem milden Klima und in einer geschützten Lage. In kalten und rauhen bergigen Gegenden leidet er theils vom Froste, theils wird er hier seines sparrigen Wuchses und der Brüchigkeit seiner Aeste wegen, von Schnee, Rauhreif und Winden sehr beschädigt. Er verlangt, besonders in der Jugend, einen guten, frischen, lockern, mit vieler Dammerde vermischten Boden, um den schnellsten Wuchs und seine höchste Vollkommenheit zu erreichen. In einem magern, sandigen Boden wächst er zwar auch noch, jedoch weniger schnell, erzeugt aber hier immer noch eine größere HOLZMASSE, als andere schnell wachsende Holzarten.
Ergänzung 4:
4. Robinia L. (Robinie, Schotendorn, Wunderbaum, Heuschreckenbaum).4. Quelle: Leipzig und Wien; Bibliographisches Institut 1909
MEYERS Großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Siebzehnter Band Rio bis Schönebeck.
Robinia. (Robinie, Schotendorn, Wunderbaum, Heuschreckenbaum), Gattung der LEGUMINOSEN, bald fast kahle, bald drüsig oder borstig behaarte Bäume und Sträucher mit unpaarig gefiederten Blättern, ganzrandigen Blättchen, borstenförmigen, meist dornig werdenden Nebenblättern, weißen oder roten Blüten in achselständigen Trauben und flachen, vielsamigen Hülsen. Sechs Arten in Nordamerika und Mexico.
R. Pseudoacacia L. (gemeine Robinie, Akazie), ein dorniger Baum mit länglichen oder elliptischen Fiederblättchen, unbehaarten jungen Zweigen und Hülsen und weißen, wohlriechenden Blüten, wächst in Nordamerika von Pensylvanien bis Nordgeorgien, soll zuerst 1601 oder 1635 durch Johann Robien oder dessen Sohn im königlichen Kräutergarten in Paris angepflanzt worden sein, wird jetzt aber in allen gemäßigten Ländern in mehreren Varietäten kultiviert. In Deutschland wurde die erste R. 1720 in Britz bei Berlin angepflanzt. Abgesehen von ihrem hohen landschaftlichen Wert, eignet sich die Robinie besonders zur Befestigung von Flugsand, und im Banater Flugsandgebiet bildet sie große Wälder. Medicus in Heidelberg gab 17961803 eine Zeitschrift: "Unechter Akazienbaum" heraus, in der er zum allgemeinen Anbau der Robinie aufforderte; doch findet sie noch heute (1909) viel zu wenig Beachtung. Sie ist äußerst genügsam, verbessert den Boden durch reichen Laubfall und liefert vortreffliches, gelbliches, oft rötlich geädertes, feines, ziemlich hartes, dauerhaftes Holz, das zu Erd- und Wasserbauten, Maschinenbau, zu HOLZNÄGELN und zu Pfählen benutzt wird. Aus den Blüten destilliert man in der Moldau und der Wallachei ein aromatisches Wasser, auch bereitet man daraus mit Zucker ein Sorbett; die Blätter dienen als Viehfutter. Die Rinde ist giftig. Sie verursacht besonders bei Kindern, die sie kauen, Erkrankungen.
Ergänzung 5:
5. ROBINIE (Falsche Akazie).5. Quelle: Berlin / DDR; Deutscher Bauernverlag 1952
Prof. Dr. Kurt Göhre DIE ROBINIE UND IHR HOLZ Herausgegeben unter Mitarbeit von FORSTMEISTER Dr. WERNER HERTEFELD beauftragt mit der Wahrnehmung einer Professur Prof. Dr. Walter Kruel Prof. Dr. Johannes Liese Prof. Dr. Alexis Scamoni sämtlich in Eberswalde.
Die Robinie und ihre Vermehrung durch Stockausschläge und Wurzelbrut
... dann ist es notwendig, spätestens vom dritten Jahre ab alle schlechten Stockausschläge in vorsichtiger Weise nach und nach zu entfernen, so daß der eventuell notwendige Frostschutz für die Wurzelbrutschößlinge zwar noch erhalten bleibt, die Qualität der Wurzelbrutschößlinge aber durch die erheblich stärkeren und höheren Stockausschläge nicht gemindert werden kann. In der Unterlassung dieser außerordentlich wichtigen Pflegemaßnahme liegt meines Erachtens ein sehr wesentlicher Grund für das auffällig mäßige Aussehen der meisten unserer Robinienkomplexe.
(Beispiel Karte= Übersichtskarte: Robinienbestände in der Deutschen Demokratischen Republik 1952.)
Man hat im allgemeinen Stockausschlag und Wurzelbrut sich selbst überlassen, so daß die viel höheren Stockausschläge sich gegenüber den naturgemäß zurückblei-benden Wurzelbrutschößlingen durchsetzen konnten. Dazu kam, daß die kräftigsten Wurzelbrutschößlinge meist die am wenigsten gut geformten sind, so daß sich tatsächlich von Natur aus die entstandenen Jungwüchse in negativer Weise entwickelten, insofern als die schlechten, aber wuchskräftigen Stämme den späteren Bestand bildeten. Auf diesen Bedingungen beruht sicherlich zu einem großen Teil die abfällige Meinung vieler forstlicher Praktiker, die sich in dem Gedanken an die Robinie immer nur an die krummen zwieseligen Stämme erinnern, die sie zu sehen gewöhnt sind. Wie mit Wurzelbrut ein günstig wirkender Unterstand bei Kiefern erzielt wird. Es werden in diesem Falle die Eigenschaften der Robinie, den Boden physikalisch zu verbessern, eine günstige Begleitflora hervorzurufen und in dem dadurch biologisch besser aufgeschlossenen Boden das Ankommen oder jedenfalls Einbringen anderer Holzarten zu ermöglichen, verhältnismäßig schnell wirksam werden. Im Gegensatz zu den in der Literatur zum Ausdruck gebrachten Meinungen, die Robinie sei völlig unverträglich und füge sich nicht in die Gemeinschaft des deutschen Waldes ein (65, 66), kann von den Wuchsvorkommen innerhalb der DDR auf Grund der zahlreichen Flächenaufnahmen einwandfrei festgestellt werden, daß eine ganze Reihe unserer Laubholzarten, aber auch Nadelholzarten, sich mit der Robinie offenbar vertragen und daß die Robinie kein Hinderungsgrund ist für eine biologisch günstig wirkende Erziehung von Mischbeständen.
Dort, wo in unserem Untersuchungsgebiet (Wiesenburg / Reets, Kunersdorf / Petzow I und Petzow II / Bliesendorf / Kamerode, Sauen ), die Robinie im Zusammenleben mit Kiefer oder Eiche auf die Entwicklung beider Holzarten schädigend zu wirken schien, stellte sich stets heraus, daß der Grund dafür in der zu geringen Aufmerksamkeit des Wirtschaftlers zu suchen war. Die Robinie wuchert auf ihr zusagenden Böden sehr stark, sie muß ständig beob-achtet und immer dann, wenn sie andere wichtigen Holzarten gefährlich zu werden droht, auf den Stock gesetzt werden. Wo dies unterlassen wird, kann sie in Mischung mit anderen Holzarten schädlich werden. Ein außerordentlich eindrucksvolles Beispiel für die Einmischungsmöglichkeiten der Robinie bietet der Wald von SAUEN. Wir verfügen hier (Sauen) über eine ganze Reihe von Waldbildern , an denen sich der Zustand reiner Kiefernbestände und von Kieferbeständen, in welche die Robinie vor 10 bis 20 Jahren (193242) vom Weg her durch Wurzelverletzung hineingezogen ist, gegenüberstellen lassen. In allen Fällen ist durch die Robinie der Boden durch Ankommen einer idealen Bodenflora weitgehend verändert worden. In dieser Bodenflora haben sich dann die Eiche, die Esche, die Linde, der Ahorn, und zwar der Spitz- und Bergahorn, und die Traubenkirsche meist durch Hähersaat eingefunden und zeigen ein gutes Gedeihen.
LITERATURVERWEIS:
(65). Hausendorff, E.: Für und wider die Robinie. Forstw. Centralbl. 1951. H.4 ( 66 ).
Hegi: Robinia pseud(o)acacia. Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Bd 4, T. 3. München 1906. S.1391
Akazien und Waldbau in Sauen. "SAUEN — ein gelungener Waldumbau":
Eine kurze Erläuterung zur Entstehung der Karte des Waldreviers SAUEN.Angeregt durch die Auseinandersetzung mit den Texten die sich auf die Thematik >Die Robinie zu Schiffsnägeln< bezogen, hatte ich mich entschlossen, zu dem Buch: "DIE ROBINIE UND IHR HOLZ"; eine Karte über die Untersuchungsgebiete zu den Akazienbeständen, überwiegend in Brandenburg,

Karte: Waldrevier SAUEN
Quellen:
SCHIFFSNAGEL DES 19. JAHRHUNDERTS AUS HAVELLÄNDISCHEM AKAZIENHOLZ VON DETLEV ELLMERS. Deutsches Schiffahrtsarchiv 11, 1999; S. 329-332. LINKex ...Seit dem ausgehenden Mittelalter wurden die großen hölzernen Segelschiffe in Kraweel technik gebaut, bei der die Schiffsplanken nicht mehr direkt miteinander verbunden waren.1 Sie wurden seitdem mit Holznägeln nur noch an den Spanten befestigt. Die gesamte Festigkeit des Schiffsgefüges beruhte auf der Festigkeit und dem guten, jeder Beanspruchung gewachsenen Sitz dieser Nägel. Die Qualität dieser zu Tausenden beim Schiffbau benötigten Nägel entschied zu einem guten Teil die Qualität des fertigen Schiffes. Das betraf einerseits die Form der Nägel: Sie mußten leicht konisch sein, damit sie beim Einschlagen immer fester ins Holz getrieben werden konnten, und sie durften keinen glattrunden Querschnitt haben, son dern brauchten die leichten Kanten, die sich beim Schnitzen ergeben, so daß sie jeweils ganz individuell sich in das runde Bohrloch einpressen konnten. Besonders qualitätvolle Schiffsnägel wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Havelland produziert. Der Dichter Theodor Fontane hat die Herkunft des Materials sowie die Herstellung und den Transport dieser Nägel in unnachahmlicher Präzision in seinen »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« 2) bei der Schilderung des Ortes Petzow (südwestlich von Potsdam) beschrieben:
2) Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Bd. 3, Havelland. München 1994, Stichwort Petzow, S. 386-392, hier S. 391. Ersterscheinung Bd. I: 1862 (?). - Den Hinweis auf diese Stelle verdanke ich Frau Schwebel, Bremen.