Ziegelei Löber am Kanal bei DERBEN, gegründet 1889.
Blick vom Neuderbener Bahndamm zum ehem. Standort der Ziegelei Loeber. Foto: Chr. Schmette.
Die Ziegelei hatte ihren Standpunkt etwa 150 m östl. vom ehemaligen Neuderbener Bahnhof.
Sie wurde bereits mit einem modernen ovalen Ringofen ausgestattet. Produziert wurden Rathenower Handstrich- und Handstrichsteine sowie Dachziegel. Durch die günstige Lage am Plauer Kanal erfolgte der Versand zunächst ausschließlich per Schiff nach Magdeburg und Berlin und in die nähere Umgebung mit dem Pferdefuhrwerk. Nach Einrichtung der Kleinbahn Güsen-Jerichow kam der Versand per Bahn hinzu. Die Ziegelei gehörte zum Privateigentum der Familie Löber. 1929 erfolgte die Stilllegung, danach begann der allmähliche Abriss der Ziegelei. Der Enkel des Ziegeleigründers, Dr. Klaus Löber, erinnert in einem Buch mit dem Titel „Ein Blick durchs Fenster“ an das Leben der Familie in Derben. Hier ein gekürzter Auszug über die Ziegelei:
„Mein Großvater muß ein äußerst rühriger, sparsamer und geschäftiger Mann gewesen sein, denn um 1895 (Anm: 1889) errichtete er in der Gemarkung Neuderben eine Ziegelei, die bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 gut florierte, obwohl in den letzten Jahren der Lehm ringsherum abgebaut war. Er musste zuletzt vom Elbland, 5 km Wasserweg, per Kahn geholt werden.
Die verschiedenen Arbeiten in der Ziegelei wurden ausschließlich von Mensch und Tier verrichtet. Der Lehm wurde von Hand gestochen, in Feldbahnloren geworfen, im Kahn abgekippt, transportiert und wieder von Hand ausgeladen. Die Ziegelei-Lotte und ein zweites Pferd mussten im Kreise laufend die beiden Lehmmühlen antreiben, wo Ton und Sand in einem bestimmten Verhältnis zu geschmeidigem Lehm geknetet wurde. Neben den Lehmmühlen hatten die Former ihren überdachten Arbeitsplatz, wo sie den Lehm in hölzerne Formkästen warfen, glatt strichen und die Lehmziegel aus der Form herausdrückten. Jeweils 6 Stück auf einem Brett. Diese wurden auf Loren geschichtet und in den 150 m langen Trockenschuppen gefahren. 6 solcher hölzernen Trocken
schuppen waren mit Längs- und Quergängen verbunden und bildeten ein ideales Terrain für unser Lieblingsspiel „Räuber und Prinzessin“, trotz der dort verlegten Schienen
stränge für die Feldbahn, die den schnellen Lauf durch manchen Sturz jäh hemmten.
Der Ringofen, in dem die getrockneten Lehmziegel bei 900 bis 1000 Grad gebrannt wurden, war das ganze Jahr in Betrieb, außer nach einer längeren Frostperiode. In das 3 m hohe ringförmige Gewölbe, deren Schächte zum 30m hohen Schornstein führten, wurden an einer Stelle die getrockneten grauen Lehmziegel eingestapelt, wo vorher die noch ziemlich warmen roten Ziegeln gestanden hatten, und das nach und nach rundherum. Auf Loren wurden die fertigen Ziegel zum Lagerplatz gefahren und dort hochkant auf 1,8 m Höhe gestapelt. Da jeder dieser Stapel aus 250 Ziegeln bestand, war es leicht, einen Überblick über zigtausend Steine zu bekommen und rechtzeitig Kähne zum Abtransport nach Berlin oder Magdeburg anzufordern.
Dreiviertel des Ofenringes waren ständig unter Glut, die Zugänge wurden mit Ausschussziegeln zugestellt und mit Lehm verschmiert. In der kalten Jahreszeit war der überdachte und mit Brettern verkleidete weitläufiger Raum über dem Ringofen ein beliebter Aufenthaltsort während der Arbeitspausen.
Pro Jahr wurden etwa 1,5 bis 2 Millionen Ziegeln hergestellt.
Nach Umverlegung des Plauer Kanals entstand ein einseitig zugeschütteter 1 km langer Kanalarm (Toter Arm), der in diesen einmündete. Wir nutzten ihn als Transportweg für Ziegel und Lehm und für die Fischerei. - Das waren meine Erinnerungen an unser Ziegeleigrundstück östlich vom Kleinbahnhof Neuderben. Nach der Stilllegung wurden 1930 die hölzernen Trockenschuppen abgerissen, die steinernen Fundamente und Lehmmühlen beseitigt und die nun freie Fläche wieder beackert. Der 30m hohe Schornstein wurde später umgelegt, dabei wurde unten am Fuß ein Stein nach dem anderen ausgebrochen und die entstandene Lücke mit Holzbalken abgesteift.
Nachdem das so entstandene Loch groß genug war, wurden die Balken angezündet, sie verloren mit zunehmender Verbrennung ihren Halt und der Schornstein stürzte in die vorgesehene Richtung. Von den Ziegeln des Ringofens ist manch ein Haus in Neuderben und Parey gebaut worden.“
Handstrichziegel: RATHENOW A. LOEBER DOM. DERBEN Katalog Bünnig 2020
ZIEGEL-MAP ID: 83 Derben.
»Neuderben am Plauer Kanal«.Quellenangabe: Gründung 1889, Ziegelei-Besitzer A. Loeber. Nachfolger: Sohn Walter Löber, 1929 Stillegung.
Handbetrieb- und Maschinenbetrieb.
Chr. Schmette (Neuderben)
ID 83: Direkt-LINK zur ZGLMAP https://www.zglmap.de/#id=83
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Bekanntmachung: Domäne Derben. Domänenpächter Löber, neue Ziegelei 1889.
Ziegelei Löber 1892. 2. von links: Ziegelmeister Friedr. Blankenburg mit Frau Friederike (sitzend) und den Kindern Otto, Ida u. Anna. Im Vordergrund sind Abtragejungen zu sehen, die Rohlinge mit Hilfe von kleinen Brettern, eins auf dem Kopf und zwei in den Händen, zu den Trockenschuppen transportierten. BILD vergrößern / oder Bild-Klick
Ziegelei Löber 1927. 4. von links: Emil Niedrig aus Parey, 5. von links: Else Kubern geb. Kämpfe aus Parey, vorn liegend: Erich Thurau aus Neuderben. BILD vergrößern / oder Bild-Klick