Die Familien der Ritterguts-Ziegeleien in Böhne.
Von Briest,
von Möllendorf und Briesen in Böhne und Schmetzdorf.
Es gibt bisher drei Arbeiten zu den Ziegeleien in Böhne:Diese Seite basiert auf einem Vortrag von Heike Brett, der im Februar 2020 im Gemeindezentrum von Böhne gehalten wurde, begleitet von Herrn Wodtke.
1.1 Lageplan Gemarkung Böhne und Schmetzdorf.
Böhne: 1 Zgl. Schäferei Böhne. 2 Zgl. An der Havel. 3 Zgl. Kahlenhütte (bei Schmetzdorf) vergrößern ...
1. Schäferei Böhne mit Guts-Ziegelei.
Die Rittergutsziegelei Böhne bei der Schäferei. An diesem Standort wohnten im Jahre 1820 laut „Geographisches, statistisches und topographisches Handbuch“ von Karl von Seydlitz 28 Einwohner in 4 Wohnhäusern. Die Familie des Ziegelmeisters, und einiger Ziegelarbeiter war in diesen Angaben enthalten.Die Rittergutsziegelei bei der Schäferei Böhne wurde wahrscheinlich von Jenny von Möllendorf (1769-1832) gegründet. Möglicherweise sogar gemeinsam mit ihrem ersten Ehemann Carl Friedrich Wilhelm Titus von Möllendorf. (1767-1798). Da die Güter Böhne, Großer Hof und Wudicke seit der Hochzeit im Jahre 1790 den Eheleuten gemeinsam gehörten und Wudicke keine Ziegelei hatte ist es denkbar, dass zwischen den Gütern diese Ziegelei entstand und dass auch nach Wudicke geliefert wurde.
Es ist aber auch möglich, dass die Witwe Jenny von Möllendorf die Errichtung Ziegelei allein geplant hat. Denn der Neubau eines Gutshauses in Böhne wurde nötig. 1807/1808 wurde der Bau gemeinsam mit ihrem 2. Ehemann Franz Briesen ausgeführt. Danach wäre dann die Ziegelei etwa 1805 entstanden.
Die Steine wurden in einem Erdofen gebrannt und im Handstichverfahren hergestellt. Der Standort am Waldrand hatte folgende Vorteile: Holz war reichlich vorhanden. Da die Ziegelei ¼ Meile westlich von Böhne entfernt war, konnte Funkenflug auf die Strohdächer von Böhne minimiert werden. Auch die Qualm-Belästigung war nicht gegeben, die Ziegelei lag außerhalb des Dorfes, wegen der Brandgefahr. Mehr Informationen zu einer "Rathenower Handstrichziegelei" können Sie hier sehen ... (öffnet im neuen Fenster).
Es ist davon auszugehen, dass diese kleine Ziegelei zunächst nur der Deckung des eigenen Bedarfs wie z. B der Errichtung des neuen Herrenhauses von Jenny von Möllendorf und Franz Briesen diente. Da die Ziegelei nicht an der Havel bzw. am Königsgraben lag, mussten die gebrannten Steine per Fuhrwerk (Spanndienste der Bauern gegenüber der Herrschaft) nach Böhne bzw. nach Wudicke gefahren werden. Aus den vorliegenden Archivmaterialien bzw. aus der Böhner Dorfchronik von Lehrer Meyer geht nicht hervor, wann die Ziegelei von der Schäferei an die Havel nach Böhne verlegt wurde. Möglicherweise um 1825.
Ziegelstempel gab es wahrscheinl. in unserer Gegend ab ca.1825
Fundort: Kirche Böhne und Gutshof.
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Ob sie auf der Ziegelei bei der Schäferei Böhne hergestellt wurden ist vorerst unsicher. Dabei ist die Frage noch nicht beantwortet, bis wann die Ziegelei dort bestand, bzw. wann es zur Verlegung an die Böhner-Havel kam.
Kirche und Kirchenmauer Böhne.
Nach dem Dorfbrand in Böhne im Jahre 1836 entstand im Jahre 1838 eine neue Kirche. Dafür wurden „gewöhnliche Ziegel“ verwendet. Maße: 10 Zoll Länge (25,4 cm), 4 ½ Zoll Breite (ca.11,7 cm) und 2 ½ Zoll Höhe (6-6,5 cm). Dieses Ziegelsteinformat verwendete man ab den 70er und 80er Jahren des 18. Jahrhunderts in den Residenzstädten Berlin und Potsdam. Die Steine aus denen zum Teil die Mauer um die Kirche (Friedhofsmauer) in Böhne erbaut sind haben ein völlig anders Maß: (Mauer links von vorne), die Maße sind: 27 x 13,5 x 7 cm. Hier wurden Steine mit der Bezeichnung „Rathenower Format“ bzw. „Großes Format“ verwendet. Möglicherweise handelt es sich bei diesen Steinen um Ziegel aus der abgebrannten Kirche. Sie wurden nach Abriss der Kirche in der Friedhofsmauer wieder verwertet.
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2. Guts-Ziegelei an der Havel bei Böhne.
Geht man davon aus, dass ca. 1825 der Umzug an die Böhner-Havel erfolgte, war es die Böhner Ziegelei, die nach dem Dorfbrand im Jahre 1836 die meisten Steine für den Wiederaufbau von Böhne lieferte. Es ist davon auszugehen, dass die Gutsbesitzer Familie Briesen beim Neubau der Häuser keine leicht brennbaren Materialien, wie z. B. Strohdächer mehr zuließ. Dazu gab es auch in den Amtsblättern Preußen landesweit eindeutige Anweisungen.Auf der neu erbauten Ziegelei werden weiterhin die Ziegel im Handstrichverfahren produziert. Die Befeuerung des neu errichteten Ziegelofens erfolgte mit Holz aus der Böhner Heide. Um 1870 wurde der Erdofen von einem sogenannten Alt-Deutschen Ofen ersetzt. Ein Ringofen, wie bei Borchmann und in Bützer/Milow (in der Nähe an der Havel) kam nicht zum Einsatz. Auch die Kapazität war begrenzt bei ca. 450.000 Ziegeln jährlich. Scheinbar waren die Briesen's nicht an einer Modernisierung der Anlage interessiert, obwohl der Standort an der Havel günstig war. Mehr Informationen zu einem"Erdofen und Altdeutschen-Ofen" können Sie hier sehen ... (öffnet im neuen Fenster).
Es heißt in der Böhner Chronik, "der gute Ton wäre knapp geworden", ein Zukauf aus der Gegend um Havelberg fand aber nicht statt. Die Ein(öffnet im neuen Fenster).stellung der Fertigung von Ziegelsteinen auf der Böhner-Gutsziegelei erfolgte im Jahre 1890. Abgebrochen wurden die Gebäude im Jahre 1905, laut der Ortschronik von Böhne durch Hrn. Lehrer Meyer. Abgebrochen wurden die Gebäude der Ziegelei im Jahre 1905, bis dahin waren auf der Gutsziegelei Böhne 6 Personen gemeldet.
Zwei Generationen der Familie Peters als Ziegelmeister in Böhne:
Ziegelmeister auf der Rittergutsziegelei in Böhne waren der im Jahre 1798 auf der Ziegelei in Neuen-Klitsche geborene Friedrich Wilhelm Peters, gestorben 1860 und sein Sohn Friedrich August Hermann Peters, geboren 1836. Er war nacheinander mit zwei Schwestern Sengespeik aus Böhne verheiratet. Die erste Frau starb im Kindbett.
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Die Ziegelsteine mit diesem Stempel kann man der Gutsziegelei Böhne an der Havel zuordnen. Sie sind eindeutig und weisen mit dem Zusatz „Rathenow“ auf die besondere Qualität der Steine hin. Der Käufer konnte mit dem Hinweis RATHENOW den Ort, die Region der Herstellung sofort erkennen.
Letzte Stempelperiode mit diesem Stempel auf der Gutsziegelei Böhne war, bis zur Einstellung der Produktion im Jahre 1890.
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3. Die Gutsziegelei bei Kahlenhütte, Gemarkung Schmetzdorf.
Durch die Erbteilung bei der Familie Briest um 1722 entstanden die Rittergüter a. Böhne, Großer Hof und b. Schmetzdorf mit Bünsche.Laut statistische Erhebung von Rudolf Kärtge gab es im Jahre 1840 noch keine Ziegelei auf Schmetzdorfer Gebiet. Im Jahre 1841 wird auf der Ziegelei bei Kahlenhütte ein Ziegelmeister nachgewiesen (Kirchenbuch Schmetzdorf). Der genannte Ziegelmeister war Johann Carl Friedrich Wilhelm Leue.
Somit ist es wahrscheinlich, dass die Ziegelei Kahlenhütte um 1840 entstand. Bauherr der Ziegelei war in jedem Fall Robert Briest von Briesen (1808-1894). (Ziegelstempel R.B = Robert Briesen bzw. Rittergut Böhne) „Kahlen-Hütten“ oder Schmetzdorfer Hütten. Eine Colonie hatte 1820, also vor Errichtung der Ziegelei, 21 Einwohner, es gab 4 Wohnhäuser.
Im Jahre 1846 wurde die Schmetzdorfer Kirchhofs-Mauer erbaut. Bauherr war Robert Briesen (1808-1894), der Patron der Schmetzdorfer Kirche. Deshalb trug er auch die Kosten. Die verwendeten roten Ziegelsteine kamen höchstwahrscheinlich von seiner Ziegelei bei Kahlenhütte. Sie tragen den Ziegelstempel R.B (Deutung: Robert Briesen oder Rittergut Böhne). Kahlenhütte mit Ziegelei wurde laut Schmetzdorfer Chronik im Jahre 1897 abgerissen.
Deutung: Vieles spricht für den Standort „Ziegelei Kahlenhütte“, denn die Kirchenmauer in Schmetzdorf wurde aus diesen Steinen im Jahre 1846 hergestellt. Besitzer der Ziegelei war Robert Briesen (1808-1894).
Deshalb Robert Briesen oder Rittergut Böhne. Die beiden letztgenannten Stempel B.R und R.B) sind die älteren Stempel.
Quellen:
1) Kirchenbücher von Böhne und Schmetzdorf im Archiv des Domstiftes Brandenburg
2) Böhner Dorfchronik von Lehrer Meyer
3) Schmetzdorfer Dorfchronik
4) Dissertation von Rudolf Kärtge: "Gewerbegeographie des Havelwinkels", Halle/S. 1923
Ab Seite 145; Seite 341 "Das Ziegeleigewerbe"
5) Der Regierungsbezirk Magdeburg: Geographisches statistisches und topographisches Handbuch. Seydlitz, Karl von; Magdeburg 1820.
Böhne: auf Seite 216 LINK ...
Schmetzdorf (Schmitzdorf) mit Kahemhütten: auf Seite 234 LINK ...
Wudicke: auf Seite 239 LINK ...
Ziegelstempel B.R BRIESEN RATHENOW (vor 1836), an der Kirche und Friedhofsmauer in Böhne
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