Die Geschichte der Ziegelei der Familie Herms in Böhne
beginnt
mit der Geburt eines Jungen in Brettin, nahe Genthin ...
Diese Seite basiert auf einem Vortrag von Heike Brett, der am 8. März 2018 im Gemeindezentrum von Böhne gehalten wurde, begleitet von Herrn Wodtke.Auf dieser KARTE bei Nr. 7, Lage des Hermshofes mit Ziegelei und angrenzende Orte.
Am 12. Mai 1811 wurde in Brettin der nichteheliche Sohn des Vieritzer Ackerbürgers Peter Herms (✷1777) und der Anna Elisabeth Bettge geboren. Der Junge erhielt den Namen "Peter" nach seinem leiblichen Vater.
Dieser war, als sein Sohn geboren wurde 34 Jahre alt. Welche Gründe dazu führten, dass der kleine Junge von seinem, in Vieritz geborenen und jetzt in Böhne lebenden Onkel, Andreas Herms (✷1774), dem Bruder seines leiblichen Vaters und seiner Frau Maria Dorothea Johr adoptiert wurde, sind nicht bekannt.
Die junge Familie von Andreas Herms lebte und wohnte seit der Hochzeit in Böhne, weil Maria Dorothea Johr aus Böhne stammte und der elterliche Hof zur Verfügung stand.
In der Nacht vom 28. zum 29. August 1836 wurde Böhne von einer schrecklichen Brandkatastrophe heimgesucht. Die Kirche des Dorfes und fast alle Häuser brannten ab. Andreas Herms hatte sich bei dem Brand so schwere Brandwunden zugezogen, dass er am 5. September 1836 bei seinem Bruder in Vieritz verstarb. Er wurde 62 Jahre alt und wurde in Vieritz beerdigt.
Sein Adoptivsohn Peter musste nun die Wirtschaft übernehmen und heiratete einen Monat nach dem Tod des Vaters am 3. Oktober 1836 in Buckow, weil die Böhner Kirche nach dem Dorfbrand von August 1936 nicht zur Verfügung stand, Sophie Marie Elisabeth Müller, die Tochter eines Böhnes Kossäten.
Nach dem Dorfbrand entstanden im Jahr 1837 eine neue Schule und ein neues Pfarrhaus, im Jahre 1838 die neue Dorfkirche, Gleichzeitig wurde das neue Dorf Böhne neu aufgebaut. Auf Initiative des Gutsherren Briest von Briesen wurde ein sogenanntes Platzdorf mit zwei breiten sich kreuzenden Strassen gebaut. Auch Peter Herms, seine Frau und seine Mutter erbauten sich in Böhne ein neues Fachwerkhaus. Ob das Haus schon fertig war, als am 15. März 1837 sein erter Sohn Johann Peter Andreas zur Welt kam, ist nicht bekannt.
Lesen Sie mehr über den Brand in Böhne auf der Seite: "BÖHNE. Die Böhner Höfe, Hof- und Ziegeleigründungen". Seite BÖHNE in neuem Fenste öffnen ...
Peter Herms wurde in Böhne ein geachteter Mann, er wurde von der Gemeinde zum Kirchenvorsteher und Gerichtschöppen gewählt (laut Kirchenbuch Böhne). Durch die Geburt weiterer Kinder vergrößerte sich auch die Familie Herms. (ca. sechs Kinder, darunter drei Söhne). Möglicherweise durch den Erfolg der zu Böhne gehörenden großen Ziegelei auf dem "Ludwigshof" ( in neuem Fenster öffnen ... ) inspiriert, stellte Peter Herms im Jahre 1852 einen Bauantrag beim königlichen Landratsamt in Genthin. Ganz klein war der Beginn!
Es entstand auf der sogenannten "Vossbreite", ca. 2 km von Böhne entfernt, ein Erdofen und ein Ziegelmeisterhaus. Bei der Gründung der Ziegelei im Jahre 1852 war der älteste Sohn Andreas 15 Jahre alt, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Wilhelm musste er in den folgenden Jahren tüchtig auf der Ziegelei helfen. Peter Herms beschäftigte seine Söhne zunächst als Abtragejungen, dann als Streicher.
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Anmerkung zu Wilhelm Herms: Es hat sich herausgestellt, daß Wilhelm Herms ein sehr erfolgreicher Ziegelei-Unternehmer wurde. Seine Aktivitäten gingen von Berlin aus, der Wohn- und Firmensitz war im Stadtteil Berlin-Friedenau (zwischen Wilmersdorf und Steglitz) in der Hauffstrasse 8b. Von hier aus führte er erfolgreich mit seinen Söhnen Wilhelm jun. und Paul die verschiedenen Ziegeleien in Halbe, Zernsdorf und Klausdorf, alle im Kreis Teltow gelegen. Dazu weitere Informationen zusammengefasst in einer Quellen-Vorstudie als PDF oder auf der Seite von FRIEDENAU aktuell , Wilhelm Herms (1840-1911). Ein Bild der Grabstelle in Berlin-Friedenau Friedhof Stubenrauchstr. ist unten auf dieser Seite zu sehen.
KARTE von den Böhner Höfen/Ziegeleien.
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Ziegelstempel H. B. (Herms Böhne)
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Wie der Ziegelmeister auf der Hermschen Ziegelei hieß ist bislang nicht bekannt, dazu sind noch Recherchen in den Kirchenbüchern bzw. standesamtlichen Unterlagen nötig. In den Jahren nach dem Beginn der Herstellung von Ziegelsteinen war die Ziegelei um eine große und eine kleine Scheune erweitert worden. Der Ziegelofen wurde mit Stammholz aus der Schmetzdorfer- und Wuster Heide befeuert. Zweimal täglich wurde Holz mit dem eigenen Gespann aus dem Wald geholt.
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Ziegelstempel H. B. (Herms Böhne)
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Am 28. Juni 1857 passierte das Unglück, sicherlich durch Funkenflug, brannte das Ziegelmeisterhaus mit den beiden Scheunen ab. Peter Herms war aber gut versichert und so konnte man von vorne beginnen. Nach dem Neubau verlegte der Ziegeleibesitzer nun auch seinen landwirtschaftlichen Betrieb von Böhne auf die Vossbreite, es entstanden Stall und Scheune. Auch das Ziegelmeisterhaus wurde zum großen Bauernhaus erweitert, es entstand der "Hermshof". (Bezeichnung nur auf Antrag und folgender Bewilligung durch eine Landesbehörde möglich, siehe Hermshof und Hilgenfeldhof, auch ein Lageplan war erforderlich).
Als Peter Herms 54 Jahre alt war, begann er die bevorstehende Übergabe des Hermshofes an seinen Sohn Andreas vorzubereiten. Er verkaufte das im Jahre 1837 im Dorf erbaute Fachwerkhaus auf Abriss nach
Grütz und ließ sich im Jahre 1865/1866 ein neues Haus, diesmal aus gebrannten Ziegelsteinen, erbauen.
Die Ziegelei auf dem Hermshof kam in finanzielle Schwierigkeiten, als der zweite Sohn Wilhelm, in die Heitzmann'sche Ziegelei in Groß-Wusterwitz einheiratete. Diese Ziegelei war hoch verschuldet und Peter Herms musste finanziell einspringen. Deshalb war das im Jahre 1865/1866 erbaute Altenteilhaus aus Ziegelsteinen der Groß-Wusterwit'schen Ziegelei errichtet worden.
Im Jahre 1868 heiratete Andreas Herms, jetzt 37 Jahre alt, Karoline Eggert vom Galm aus Zollchow. Schon vor der Hochzeit siedelte Peter Herms mit seiner Frau und seinen minderjährigen Kindern Maria und August, in das neu erbaute Haus in das Dorf um.
Links: Böhner Ziegeleibesitzer Andreas Herms mit Ehefrau Karoline
Rechts: Altensitz von Andreas und Karoline Herms in der Böhner Waldstraße 11, einst Böhne Nr. 18
- Franz Herms; wird Arzt in Berlin
- Minna Herms, heiratet den Lehrer und Küster Friedrich Levin
- Caroline Friederike Herms heiratet den herrschaftlichen Ziegelmeister der Gutsziegelei von Ferchesar Albert Wilhelm Wetzel
Rudolf Kärtge schreibt in seiner Dissertationsarbeit zur Erlangung der Doktorwürde im Jahre 1923, Thema: "Gewerbegeographie des Havelwinkels" über die Ziegelei auf dem Hermshof:
"Mitte der 1890er Jahre ist ferner Herms Ziegelei eingegangen. Ihr Betrieb war veraltet. Da sie außerdem zwei Kilometer vom Wasser entfernt lag, war die Anfuhr von Kohlen und Abfuhr der Steine zu schwierig, auch wurde die Erde knapp. Die Ringofenziegeleien der Umgebung konnten sie im Preis unterbieten."
Nachdem die Ziegelei im Jahre 1895 die Produktion von Ziegelsteinen eingestellt hatte, erfolgte im Jahre 1903 der Verkauf der Ziegelei und der Ackerwirtschaft an den Sohn von Andreas Herms, Dr. Franz Herms aus Berlin-Charlottenburg. 1905 verkaufte dieser weiter an einen Zwischenhändler.
Das Haus in Böhne war vom Verkauf nicht betroffen, Andreas Herms und seine Frau zogen in dieses Haus, (später im Besitz des Lehrers Friedrich Lewin).
Familie Lewin (v.l.): Minna (geb. Herms) ✷1870 † 1932, Edith (verh. Burgemeister) ✷1894 † 1977
Gerhard ✷1896 † 1916, Else ✷1892 † 1968, Friedrich ✷1866 † 1933
Der imposante Schornstein der Ziegelei fiel im Winter 1910/1911.
Der Hermshof in Böhne hörte somit auf zu existieren.
Andreas Herms starb am 31.08.1913 in Böhne, noch heute befindet sich sein Grab auf dem Friedhof in Böhne. Auf dem Grabstein ist zu lesen:
Bild links: Frau Karoline Herms ✷12.11.1850 † 22.12.1923
Bild rechts: Hier ruht der Ziegeleibesitzer Andreas Herms
✷15.3.1837 † 31.8.1913 Hier ruht der Ziegeleibesitzer Andreas Herms
✷15.3.1837
† 31.8.1913.
Darunter steht der Spruch:
Trennung ist unser Los — Wiedersehen unsere Hoffnung.
Diese Grabstelle gilt es zu bewahren, erinnert sie doch an eine längst vergangene Zeit, eine Zeit in der noch die Schornsteine von drei Ziegeleien in Böhne rauchten.
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Grabstelle Familie Wilhelm Herms sen. Friedhof Stubenrauchstr. Berlin-Friedenau ... zurück Text oben
Wüstung HERMSHOF 2018
Quellen:
- Kirchenbücher von Böhne und Brettin. Geschichte der Familie Herms, aufgeschrieben von dem Lehrer Friedrich Lewin, einem Schwiegersohn von Andreas Herms.
- Fotos sind von der Familie von Fritz Burgemeister (†), er ist der Schwiegersohn von Friedrich Lewin, zur Verfügung gestellt.
- Die Gebietskarte stammt aus der Fotothek Dresden, ein Online-Angebot der Kartenabteilung.
Karte des Deutschen Reiches, 1:100 000, Bl. 266: Stendal, 1911 LINK
und Bl. 267: Rathenow, 1911 LINK
Ziegelstempel: HERMS BÖHNE RATHENOW, geg. 1852 von Peter Herms, Nachfolger Sohn Andreas Herms
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Berliner Gerichtslaube im Park Babelsberg — zum Teil Ziegel von Herms in Böhne