Vom Holzhändler und Ziegeleibesitzer zum Schriftsteller.
Von Heike Brett Rathenow — Mail: heikebrett@gmx.de
Von Fritz Lening", 1885.
Geschrieben wurde dieses Buch von Friedrich Schmidt (1827-1888) unter dem Pseudonym Fritz Lenning. „Lenning“ so rief er seine Tochter Helene, (Koseform im Plattdeutsch). In seinem einzigen Roman beschreibt Friedrich Schmidt das Leben in „Motzien“, gemeint ist Kotzen , von Weihnachten 1845 bis Weihnachten 1847 („Dree Wiehnachten“). Der Roman ist durchaus wertvoll für die Regionalgeschichte unserer Gegend, schildert er doch das Leben der einfachen Leute in Kotzen, einem Dorf im Havelland, ("Nusswinkel", siehe Karte unten). Im Vorwort philosophiert Schmidt über das Leben an sich und sieht die verstorbenen Bewohner seines Heimatdorfes nochmals an sich vorüberziehen. Sie sprechen ihm Mut zu, er sollte doch ihre Geschichte für die Nachfahren aufschreiben und somit bewahren. Für die meisten Leser wird es schwierig sein, den Inhalt zu erfassen, denn er ist in der Sprache unserer Vorfahren, nämlich in Plattdeutsch geschrieben. Friedrich Eckle aus Garlitz und seine Frau haben sich deshalb die Mühe gemacht dieses Buch in hochdeutsch zu übersetzen. Die hochdeutsche Fassung ist im Jahre 2017 erschienen.
Vorwort und Kapitel 1 bei WIKISOURCE in Plattdeutsch lesen ...
Friedrich Schmidt wurde am 8. Oktober 1827 in Kotzen geboren. Sein Vater Joachim Friedrich Schmidt, geboren 1792 in Ferchesar, heiratete im Jahre 1820 die Witwe Johanna Sophie Guthan, geborene Schurig aus Kotzen. Alle Kinder aus dieser Ehe waren außerordentlich begabt und erhielten beim Dorfpfarrer zusätzlichen Unterricht. Nur Friedrich (Fritz) wurde davon ausgeschlossen, weil er nach seines Vaters Ansicht als zukünftiger Hoferbe und Bauer nicht zu gelehrt sein brauchte. In seiner Militärzeit holte er die Versäumnisse aus der Kotzener Schulzeit nach und bildete sich selbst. Friedrich Schmidt suchte den Kontakt mit gebildeten Menschen von denen er lernen konnte. Er überließ einem seiner Brüder den Bauernhof in Kotzen und verschrieb sich dem Holzhandel. Von Jahr zu Jahr vergrößerte sich sein Geschäft, denn der Bedarf an Bauholz war groß.
Als seine ältere Schwester Friederike Wilhelmine (1824-1878) im Jahre 1847 den Leopoldsburger (Leopoldsburg wurde im Jahre 1928 eingemeindet zu Milow) Holzhändler Friedrich Wilhelm Witte (1820-1880) heiratete, entstand ein intensiver Kontakt zu seinem Schwager Witte. Deshalb wundert es wenig, daß Friedrich Schmidt seinen Holzhandel wegen der besseren Lage an der Havel im Jahre 1858 nach Leopoldsburg verlegte. Im gleichen Jahr heiratete er in Pritzerbe Pauline Dorothea Caroline Zemlin, die Tochter des dortigen Mühlenbesitzers Georg Zemlin. Als im November 1857 Johann Daniel Witte (1793-1872) und dessen Sohn Friedrich Wilhelm Witte, (der Schwager von Friedrich Schmidt) die Ziegelei der in Konkurs gegangenen Vorbesitzer Sittig und Wallstab (große Ziegelei) erwarben, beteiligte sich Friedrich Schmidt am Kauf. Die Firma nannte sich D. Witte Sohn und Comp..
Siehe auch: Karte der Ziegeleien bei Bützer ...
Die "Große Ziegelei" in Bützer.

Ziegelstempel: SITTIG. R (RATHENOW), bis zum Tod von Gotthelf Sittig 1837

Ziegelstempel: SITTIG & W. RATHENOW (bis 1857)

Ziegelstempel: D. WITTE et S. RATHENOW (bis 1863)

Ziegelstempel: SITTIG. R (RATHENOW), bis zum Tod von Gotthelf Sittig 1837

Ziegelstempel: SITTIG & W. RATHENOW (bis 1857)

Ziegelstempel: D. WITTE et S. RATHENOW (bis 1863)

Ziegelstempel: E. OENICKE. RATHENOW.Somit war Friedrich Schmidt ab November 1857 Miteigentümer der sogenannten „Großen Ziegelei“ in Bützer. Im Jahre 1863 erfolgte der Verkauf der sogen. „Großen Ziegelei“ durch die drei Teilhaber an den Kaufmann Emil Oenicke.
Auch der jüngere Bruder von Friedrich Schmidt; Albert Schmidt (1830-1919) errichtete in Semlin Ausbau im Jahre 1863 seine eigene Ziegelei, (späterer Besitzer Carl Lücke).
Der Wohnsitz von Friedrich Schmidt blieb seit seiner Hochzeit Leopoldsburg. In welchem Haus er wohnte konnte bislang nicht festgestellt werden. Hier wurde am 4. November 1858 die Tochter Helene, genannt „Lenning“ (plattdeutsch-Koseform für Helene) geboren. Paten waren u. a. der Holzhändler Daniel Witte aus Leopoldsburg, der Holzhändler Friedrich Wilhelm Witte aus Premnitz, der Ziegeleibesitzer Bode aus Premnitz und der Holzhändler Bolle aus Milow, damit ist nicht der berühmte Carl Bolle gemeint, der ging bereits 1848 als Maurergeselle in das aufstrebende Berlin.
Im Jahre 1861 erwarb der nunmehrige Holzhändler (Leopoldsburg) und Ziegelei(mit)besitzer (Bützer) Friedrich Schmidt an der sogenannten Mühlenbreite in Milow ein Grundstück mit einer Fläche von 1,3 ha, um eine Ziegelei zu errichten. Siehe Karte unten ...
Die Ziegeleien an der "Mühlenbreite" in Milow

Ziegelstempel: SCHMIDT. M. RATHENOW.( „M“ steht für Milow)

Ziegelstempel: GEBR. RICHARD MILOW
Auf Grund des Ziegelstempels kann man davon ausgehen, dass Friedrich Schmidt alleiniger Eigentümer dieser Ziegelei war.
Auszuschließen ist nicht, dass Daniel Witte und sein Sohn Friedrich Wilhelm (dieser wohnte seit 1848 in Premnitz und war dort Holzhändler) in unmittelbarer Nachbarschaft im Jahre 1863 ebenfalls eine Ziegelei errichteten. Im Jahre 1875 erfolgte der Verkauf „als Einheit“ an die Gebrüder Richard.
Ziegelstempel: SCHMIDT. M. RATHENOW.( „M“ steht für Milow)

Ziegelstempel: GEBR. RICHARD MILOW
Bis in das Jahr 1883 bleibt Friedrich Schmidt Holzhändler in Leopoldsburg und Milow. Nun verkauften die Eheleute ihren Holzhandel und das Wohnhaus in Leopoldsburg und kauften sich vom Erlös ein stattliches Haus in Rathenow, (Dunckerstr. 8). Die gemeinsame Tochter Helene hatte am 31. Juli 1885 den königlichen Amtsrichter Paul Flemming geheiratet, (geb. am 28.Mai 1845 in Belzig). Aus der Ehe stammten ein Sohn Fritz Paul, geb. 1888, gest. 1965 in Bleckede bei Lüneburg. Die drei Töchter blieben unverheiratet und verstarben in Rathenow. Friedrich Schmidt nutzte seine letzten Lebensjahre in Rathenow und schrieb ab 1883 seinen Roman „Dree Wiehnachten“. Er verstarb am 17. Januar 1888 in Rathenow und wurde auf dem Rathenower Friedhof beerdigt. Später fanden hier auch seine Tochter und sein Schwiegersohn ihre letzte Ruhestätte.
Quellen:
- Kirchenbücher Ferchesar, Kotzen, Pritzerbe, Premnitz, Leopoldsburg, Milow u. Bützer
- Landesarchiv Magdeburg
- Landesarchiv Potsdam
- Werner Coch: „Die Geschichte der Milower Ziegeleien“ LINK (Neues Fenster)
- Wolfgang Bünnig: Fotos, Ziegelstempel Schmidt u. Richard LINK (Neues Fenster)
- Standesamtliche Unterlagen, Archiv der Stadtverwaltung Rathenow
- Meßtischblatt 3341: Haage, 1942 LINK zur Fotothek Dresden (Neues Fenster) — mit den Orten Kotzen, Kriele, Landin ("Nusswinkel")
- Karte des Deutschen Reiches, 1:100 000: Bl. 267: Rathenow, 1911 LINK zur Fotothek Dresden (Neues Fenster) — mit den Orten Kotzen, Kriele, Landin ("Nusswinkel")
1: Ziegelei Friedrich Schmidt, gegründet 1861 ![]() |
1: Nebengrundstück östl., D.Witte et S. 1862 ![]() |
1: Nachfolger sind die Gebrüder Richard, 1875 ![]() |
2: Ziegelei Friedrich Düker, gegründet 1865 ![]() |