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Hermsdorfer Ziegelei und GEOLOGIE — Tonvorkommen
Hermsdorfer Ziegelei und TECHNOLOGIE — Ziegelfabrikation LINK>
Ziegeleianlagen, Geologie, Torf & Wiesenkalk, Transportwege
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Ausführliche Beschreibung der Ziegeleigelände mit den angrenzenden Gebieten. Zwei Ziegeleien Hermsdorf und zwei Ziegeleien Lübars. Es ist möglich durch Überblendungen von Karten die geologischen Veränderungen zu simulieren, welche durch die Zementherstellung und Ausbeute von Torf und Wiesenkalk entstanden sind.
Geologie von Hermsdorf und das Ziegeleigebiet
Zwei geologische Formationen sollen hier zur Darstellung kommen. Zum Ersten das Tonvorkommen der Ziegelei in Hermsdorf, welche 1805 erstmalig genannt wird. Ein ganz bedeutende Faktor für die Qualität der Ziegelei ist der Septarienton, auch Rupelton genannt (nach einem belgischen Nebenfluß der Schelde bei Antwerpen *), der östlich vom Dorf Hermsdorf auf einer Anhöhe nördlich des Fließtales, für die Ziegel- und Terrakotta-Herstellung im Tagebau gewonnen wurde.Ziegelei von Ernst Friedrich Schultze in Luebars,
ab ca. 1845, davor "Kühn'sche Ziegelei".
In der Historischen Beschreibung LINKex der Chur- und Mark Brandenburg von Johann Christoph Beckmann (1751) wird im Abschnitt über die Thonerden berichtet:
[...] Bei Lubarsch, Berl. Insp. ist eine der Kirche zuständige feine Thongrube, zu welcher man aber wegen der Wassergüsse nicht kommen können. [...] Schreibweise: Lubarsch = (Luebars, Lübars).
*) Über die Ziegeleien in Rupelmonde, Belgien: Die großartigste Ansiedelung der Ziegelfabrikation in Belgien und deren Produkte auch die gesuchtesten sind, befindet sich in der Nähe von Antwerpen an den Ufern der Schelde und Rupel, es zieht sich hier stundenweit Ziegelei neben Ziegelei am rechten Scheldeufer hin und um einen Begriff zu geben von dem Ziegeleibetriebe, der sich hier concentrirt hat, gebe ich nachstehend die Zahlen der Steine, die in den hauptsächlichen Ziegelei treibenden Gemeinden in dem letzten Jahr producirt wurden.
Es sind dies in Boom und Niel 200 Millionen Ziegel, außerdem einige Millionen Dachziegel, Fliesen und eine geringe Quantität Drainröhren; in Rumpst 90 Million Ziegel, Rupelmonde 100 Mill., Burght 25 Mill., Hoboken 10 Mill., Hemixem 50 Mill.. Die Anzahl der in diesen Orten angelegten größeren und kleineren Ziegeleien mag wohl die Zahl von Hundert überschreiten. Das Format der hier erzeugten Ziegel ist beträchtlich kleiner als in Deutschland, dieselben messen 18 zm Länge, 8 5 zm Breite, 5 zm Dicke. Mehr lesen in: Toepfer und Ziegler-Zeitung 1872 LINKex
Der Name Setarienton ist abgeleitet von den Einschlüssen brotlaibähnlicher Kalkkonkretionen LINKex die zwischen 20 und 80 Centimeter erreichen. Der Septarienton im Raum Brandenburg unterlagert die Braunkohlenschicht (nicht generell) und wird im Berliner Raum durch Tiefbohrungen in der Regel bei 40-50 Metern erbohrt, wobei die Mächtigkeit der Schicht erheblich schwanken kann zwischen 20 - 180 Meter.
Das in Hermsdorf der Septarienton in ca. 6-8 Metern unmittelbar unter einer Tertiärschichtung von Sand und Geschiebelehm auftritt ist eine Besonderheit und die Ursache dürfte in Verwerfungen (Brüche, Aufpressungen) der Kreide- und Buntsandsteinschichten zu suchen sein, auf denen der Septarienton in einer Tiefe von ca. 350 Metern aufliegt. In einer Abhandlung zu den Tiefbohrungen im Berliner Raum bemerkt O. v. Linstow, 1922 in: ( Tektonik und Solführung LINKex im Untergrund von Berlin und Umgegend) ..."Es ergibt sich danach, daß Berlin — nicht erst jetzt — eine recht verworfene Gegend ist. ... In ursächlichem Zusammenhang mit dem Auftreten von Bruchspalten steht das artesische Aufsteigen der Solen". Diese Feststellung ist dahin zu ergänzen, daß der Septarienton eine Sperrschicht zwischen tiefer liegenden salzhaltigen Wassern und Oberflächenwasser bildet, was von nicht unerheblicher Bedeutung für die Nutz- und Trinkwasserversorgung ist.
Die praktische Bedeutung dieses Tonvorkommens nahe der Oberfläche ist dann: Die Gründung einer Ziegelei für besondere architektonische Bau-Ornamente und bessere Ziegel, anderes in der Art mehr. Der Thon selbst ist blaugrau, schwach schiefernd, sehr sandfrei und daher auch sehr plastisch, allerding auch sehr zäh und es macht viel Mühe ihn in der Tongrube abzubauen. Ähnliche Verhältnisse was Lage und Beschaffenheit des Tons anbetrifft, findet man nordöstlich von Berlin bei Buckow (Ziegelei), Freienwalde (3 Ziegeleien), Bralitz (Ziegelei) und an der Oder auf östlicher Seite bei Bellinchen und Nieder-Kränig (mit je einer Ziegelei).
Das großräumliche nordeuropäische Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Posen bis Lüttich und in der Themsemündung findet man eine Insel ganz aus dem sogen. London-Clay, welcher der gleichen Formation zugerechnet wird und auch dort zur Ziegelfabrikation abgebaut wurde. Zum Abschluss noch eine Beschreibung und Analyse der Septarientones bei Hermsdorf, in: Geologische Spezialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten › Hennigsdorf › Erläuterungen LINKex
[...] Der Septarienton besitzt einen Kalkgehalt vön 12-19% und einen Gehalt an wasserhaltigem Ton von 33,5%. Dieser außerordentliche hohe Tongehalt kommt auch in der mechanischen Zusammensetzung des Tones zum Ausdruck, an welcher, abgesehen von einigen Körnern konkretionären Ursprungs, sich nur staubförmige Bestandteile von 0,05-0,01 mm mit 13,2% und feinste Teile unter 0.01 mm mit 85,4 % beteiligen. [...] Die chemische Analyse des Gesamttones in der Tongrube von Hermsdorf ergab:
Die zweite Formation, welche den Rohstoff für die spätere Zementherstellung bildete, war der sog. Wiesenmergel, oder auch Wiesenkalk genannt, eine schlickartige Masse, die unter der Torfschicht (ca. 0,6 - 1,0 Meter mächtig) und auch unter dem Seespiegel des Fließgewässers, in einem feuchten Zustand lagert. Torf und Wiesenkalk wurden gleichzeitig gefördert. Torf wurde in Retorten zu Gas umgewandelt und dann als Brennstoff für die Kalköfen verwendet. Wiesenkalk in Verbindung mit dem Tonvorkommen wurde so zu Zement und Mörtel in den Kalköfen gebrannt. In der Literatur wird die zweite Ziegelei (von Leopold Lessing eingerichtet) westlich der Bahnlinie, auch als Mörtelwerk Waidmannslust bezeichnet.
Die Zementherstellung ist auf der Seite TECHNOLOGIE beschrieben, doch im Zusammenhang mit dem geologischen Vorkommen des Wiesenkalkes, welcher in Norddeutschland schon allgemein früher als in Hermsdorf genutzt wurde, hier eine Extraseite zur Zementherstellung in Hermsdorf LINKex. Über die Ursachen und Entstehungsverhältnisse von Torflagern und auch Wiesenkalk im norddeutschen Flachland, gehen die Meinungen der Geologen weit auseinander, sodaß an dieser Stelle die geologischen Fakten auf den kleinen lokalen Raum um Hermsdorf, als eine rein praktische Ausnutzung für Rohstoffe betrachtet werden soll.
Zur besseren Übersicht und Beurteilung des Ziegeleigebietes um Hermsdorf / Lübars, Beschreibungen und GEOLOGIE: Die Karten ansehen LINKex .
Ein andrer Aspekt der Hermsdorfer / Lübarser Tongruben ist die große Aufmerksamkeit, welche die Geologen und Paläontologen aus dem nahen Berlin, diesem geologisch markanten Ort beigemessen haben. Die Beschreibungen beginnen um 1845 bei H. Girard und werden dann in weiteren Jahrzehnten ausdifferenziert und ausführlich veröffentlicht. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die Artenvielfalt der Conchylien, welche als eine Art Leitfossil der oberen Schichtung des Septarientones angesehen werden kann. Man geht davon aus, daß es ein sehr großes Binneneuropäisches Süßwassermeer zur Entstehungszeit des Septarientones gegeben hat. Siehe hierzu als Überblick: CONCHOLOGIE LINKex.
Ehemalige Torf- und Wiesenkalkgrube — nordöstlich vom ehem. Ziegeleigelände in Hermsdorf
Exkursionen:
Max Fiebelkorn. Excursionen in Tertiär-Aufschlüsse. 1. Mitteloligocän. Hermsdorf. (Allgemeinverständliche Bechreibung der Tongruben in Hermsdorf und Lübars). In: Geologische Ausflüge in der Umgebung von Berlin. Berlin 1896. (Eigenes Archiv)
Excursionen in Tertiär-Aufschlüsse. 1. Mitteloligocän. Hermsdorf.
Für die geologische Excursion nach Hermsdorf genügt ein halber Tag vollkommen, da die Fahrt nur wenig Zeit in Anspruch nimmt und wir in einer einzigen Grube alle geologisch interessanten Erscheinungen bei einander finden. Herrnsdorf liegt etwa 2 Meilen nördlich von Berlin. Wer gut zu Fuss ist, kann daher bequem dorthin gehen, jedoch bietet die sich immer gerade fortziehende Chaussee für eine solche Wandernng wenig Verlockendes.
Septarie im Anschliff
Es ist daher angenehmer, mit der Nordbahn bis zut Station "Waidmannslust" zu fahren. Von hier ist in etwa zehn Minuten die am Wege nach Lübars liegende Ziegelei zu erreichen, welche ihren Bedarf aus der von uns zum Ziele unserer Excursion gewählten Thongrube entnimmt. Die Lagerungsverhältnisse in der Grube sind die denkbar einfachsten: die Sohle liegt in der dem Mittel-Oligocän angehörigen Septarienthone von graublauer Farbe. Er ist zäh und fett und bereitet daher den Arbeitern bei seiner Gewinnung nicht unbedeutende Schwierigkeiten; als Material für die Herstellung von Bausteinen ist er besonders geeignet und geschätzt. Er wird überlagert von gelbbraunem Diluvialmergel von etwa 5 m Mächtigkeit. Die Grenze zwischen beiden Formationsgliedern ist durch die verschiedene Färbung des Gesteins scharf ausgeprägt; auf ihr entspringen mehrere kleine Quellen, welche den Boden der Grube stets feucht und schlüpfrig halten. Ueber dem Mergel lagert Sand von ebenfalls etwa 5 m Mächtigkeit, in welchem ebenso wie im Mergel nordische Geschiebe häufig sind. Auf der Sohle der Grube bemerken wir an verschiedenen Stellen Haufen von Septarien, welche die Arbeiter aus dem Thone ausgelesen und zusammengeworfen haben. Von Interesse ist, dass Laufer (ein Geologe) auf Septarien, welche an der Grenze des Thons zum Diluvium gefunden wurden, GIacialschrammen hat nachweisen können. Der Durchmesser der Hermsdorfer Septarien beträgt gewöhnlich 0,20 - 0,50 m; grössere sind selten.
In ihrem lnnern findet sich auf den Wänden der Sprünge und Klüfte bisweilen an Stelle des Kalkspathes, bunt angelaufener Schwefelkies. Nicht selten schliessen die Septarien Versteinerungen ein, von deren Schalen gewöhnlich nur Reste in Gestalt eines weissen Kalkanfluges erhalten sind. Nach Mittheilungen der Arbeiter sollen sich bisweilen ganz von Petrefacten durchsetzte Septarien finden, jedoch ist es mir weder gelungen, eine solche zu finden, noch sie käuflich zu erwerben, so dass ich glaube, dass eine Verwechselung der Septarien mit den aus den Diluvialschichten stammenden stets sehr versteinerungsreichen Geschieben des braunen Jura vorliegt. Der Thon selbst ist an Petrefakten sehr reich, jedoch sind sie nicht ganz leicht zu finden, da sie der zähe Thon völlig umhüllt. Am besten sucht man sie nach einem Regen, da dann der Thon von den Schalen fortgespült ist und sie dem Auge besser sichtbar werden. Der Erhaltungszustand der Versteinerungen lässt häufig recht viel zu wünschen übrig, indem die Schalen theils zerbrochen, theils verkiest sind. Die Muscheln haben sich meistens besser konservirt als die Schnecken.
Die mit Schwefelkies nur überzogenen Exemplare sind im Innern mehr oder weniger verkohlt. An der Berührungsstelle von Holz und Schwefelkies zeigen sich gewöhnlich zahlreiche kleine, bisweilen bunt angelaufene Schwefelkieskrystalle. An Mineralien finden wir in dem Thone besonders häufig den schon öfter erwähnten Schwefelkies, welcher nicht nur als Versteinerungsmittel, sondern auch in Form von Concretionen auftritt. Häufig scheint das Doppeltschwefeleisen nicht in seiner regulären Gleichgewichtslage als Schwefelkies, sondern in seiner rhombischen als Markasit aufzutreten; wenigstens deutet die leichte Zersetzbarkeit vieler Concretionen darauf hin. Die Farbe des Minerals ist stets dunkelgraugrün, auf dem frischen Bruche graugelb. Die speissgelbe Farbe zeigt sich nur vereinzelt an wenigen Stellen. Die Gestalt der Concretionen ist völlig regellos, das Gefüge dicht; strahlig, wie z. B. an der Rügener Kreide, habe ich es nie beobachten können. Krystalle zeigen sich nur auf den Wänden der Klüfte in den Septarien und in den oben erwähnten Holzresten; sie sind stets nur sehr klein. Bisweilen liegen auf der Oberfläche der Concretionen völlig unverletzte Schalen, welche nicht die Veranlassung zur Bildung der Concretion gegeben haben können, sondern vielmehr zufällig in der Nähe lagen und beim Entstehen der Concretion auf sie geraten sind. Andere Mineralien als Schwefelkies resp. Markasit scheinen dem Hermsdorfer Thone zu fehlen. Besonders ist es mir nie gelungen, die sonst im Septarienthone so häufigen Gipskrystalle zu finden. Dieselben sind mir nur von der Sohle der Grube bekannt, wo sie sich durch Zersetzung von Markasitkugeln im Wasser in Form von weingelb gefärbten Säulen zeigten.
Max Fiebelkorn. Excursionen in Tertiär-Aufschlüsse. 1. Mitteloligocän. Hermsdorf. (Allgemeinverständliche Bechreibung der Tongruben in Hermsdorf und Lübars). In: Geologische Ausflüge in der Umgebung von Berlin. Berlin 1896. (Eigenes Archiv)
Excursionen in Tertiär-Aufschlüsse. 1. Mitteloligocän. Hermsdorf.
Für die geologische Excursion nach Hermsdorf genügt ein halber Tag vollkommen, da die Fahrt nur wenig Zeit in Anspruch nimmt und wir in einer einzigen Grube alle geologisch interessanten Erscheinungen bei einander finden. Herrnsdorf liegt etwa 2 Meilen nördlich von Berlin. Wer gut zu Fuss ist, kann daher bequem dorthin gehen, jedoch bietet die sich immer gerade fortziehende Chaussee für eine solche Wandernng wenig Verlockendes.
Septarie im Anschliff
Es ist daher angenehmer, mit der Nordbahn bis zut Station "Waidmannslust" zu fahren. Von hier ist in etwa zehn Minuten die am Wege nach Lübars liegende Ziegelei zu erreichen, welche ihren Bedarf aus der von uns zum Ziele unserer Excursion gewählten Thongrube entnimmt. Die Lagerungsverhältnisse in der Grube sind die denkbar einfachsten: die Sohle liegt in der dem Mittel-Oligocän angehörigen Septarienthone von graublauer Farbe. Er ist zäh und fett und bereitet daher den Arbeitern bei seiner Gewinnung nicht unbedeutende Schwierigkeiten; als Material für die Herstellung von Bausteinen ist er besonders geeignet und geschätzt. Er wird überlagert von gelbbraunem Diluvialmergel von etwa 5 m Mächtigkeit. Die Grenze zwischen beiden Formationsgliedern ist durch die verschiedene Färbung des Gesteins scharf ausgeprägt; auf ihr entspringen mehrere kleine Quellen, welche den Boden der Grube stets feucht und schlüpfrig halten. Ueber dem Mergel lagert Sand von ebenfalls etwa 5 m Mächtigkeit, in welchem ebenso wie im Mergel nordische Geschiebe häufig sind. Auf der Sohle der Grube bemerken wir an verschiedenen Stellen Haufen von Septarien, welche die Arbeiter aus dem Thone ausgelesen und zusammengeworfen haben. Von Interesse ist, dass Laufer (ein Geologe) auf Septarien, welche an der Grenze des Thons zum Diluvium gefunden wurden, GIacialschrammen hat nachweisen können. Der Durchmesser der Hermsdorfer Septarien beträgt gewöhnlich 0,20 - 0,50 m; grössere sind selten.
In ihrem lnnern findet sich auf den Wänden der Sprünge und Klüfte bisweilen an Stelle des Kalkspathes, bunt angelaufener Schwefelkies. Nicht selten schliessen die Septarien Versteinerungen ein, von deren Schalen gewöhnlich nur Reste in Gestalt eines weissen Kalkanfluges erhalten sind. Nach Mittheilungen der Arbeiter sollen sich bisweilen ganz von Petrefacten durchsetzte Septarien finden, jedoch ist es mir weder gelungen, eine solche zu finden, noch sie käuflich zu erwerben, so dass ich glaube, dass eine Verwechselung der Septarien mit den aus den Diluvialschichten stammenden stets sehr versteinerungsreichen Geschieben des braunen Jura vorliegt. Der Thon selbst ist an Petrefakten sehr reich, jedoch sind sie nicht ganz leicht zu finden, da sie der zähe Thon völlig umhüllt. Am besten sucht man sie nach einem Regen, da dann der Thon von den Schalen fortgespült ist und sie dem Auge besser sichtbar werden. Der Erhaltungszustand der Versteinerungen lässt häufig recht viel zu wünschen übrig, indem die Schalen theils zerbrochen, theils verkiest sind. Die Muscheln haben sich meistens besser konservirt als die Schnecken.
Die mit Schwefelkies nur überzogenen Exemplare sind im Innern mehr oder weniger verkohlt. An der Berührungsstelle von Holz und Schwefelkies zeigen sich gewöhnlich zahlreiche kleine, bisweilen bunt angelaufene Schwefelkieskrystalle. An Mineralien finden wir in dem Thone besonders häufig den schon öfter erwähnten Schwefelkies, welcher nicht nur als Versteinerungsmittel, sondern auch in Form von Concretionen auftritt. Häufig scheint das Doppeltschwefeleisen nicht in seiner regulären Gleichgewichtslage als Schwefelkies, sondern in seiner rhombischen als Markasit aufzutreten; wenigstens deutet die leichte Zersetzbarkeit vieler Concretionen darauf hin. Die Farbe des Minerals ist stets dunkelgraugrün, auf dem frischen Bruche graugelb. Die speissgelbe Farbe zeigt sich nur vereinzelt an wenigen Stellen. Die Gestalt der Concretionen ist völlig regellos, das Gefüge dicht; strahlig, wie z. B. an der Rügener Kreide, habe ich es nie beobachten können. Krystalle zeigen sich nur auf den Wänden der Klüfte in den Septarien und in den oben erwähnten Holzresten; sie sind stets nur sehr klein. Bisweilen liegen auf der Oberfläche der Concretionen völlig unverletzte Schalen, welche nicht die Veranlassung zur Bildung der Concretion gegeben haben können, sondern vielmehr zufällig in der Nähe lagen und beim Entstehen der Concretion auf sie geraten sind. Andere Mineralien als Schwefelkies resp. Markasit scheinen dem Hermsdorfer Thone zu fehlen. Besonders ist es mir nie gelungen, die sonst im Septarienthone so häufigen Gipskrystalle zu finden. Dieselben sind mir nur von der Sohle der Grube bekannt, wo sie sich durch Zersetzung von Markasitkugeln im Wasser in Form von weingelb gefärbten Säulen zeigten.
Tongrube der ersten Ziegelei von C. Wernecke in Hermsdorf — Blick von Nordwest nach Südost
Beschreibungen:
Dr. H. Girard in Berlin. Über Vorkommen und Verbreitung des Londonclay's in der Norddeutschen Ebene. 1847. Ab Seite 563:
Eine obere Bildung, welche aus Lehm und Sand besteht und die nordischen Geschiebe führt, trennte sich von einer Thon-Bildung, die darunter, obgleich nicht an allen Punkten, auftrat; und auf diese folgte die von Sand-Ablagerungen begleitete Braunkohlen-Formation. Jede dieser Abtheilungen tritt in ihren Lagerungs-Verhältnissen selbstständig und unabhängig auf. Die Braunkohlen sind nicht an das Vorkommen der Thone gebunden und umgekehrt. Oft treten die Kohlen, wie besonders in der Mark Brandenburg, ohne die Thone auf; aber sie kommen auch unter den Thonen vor, wie in den Elb- und Weichsel-Gegenden. Die jüngste nordische Formation aber breitet sich über alle andern Bildungen gleichmäsig aus, über Braunkohlen-Bildungen unmittelbar, oder über Thon-Lager, oder über anstehende Gesteine. In keinem dieser drei verschiedenen Lager der Ebene hatten sich bisher Versteinerungen gefunden, ausser an den Rändern der südlich anstehenden Gesteine, wo es nicht ganz gewiss war, ob man diese Lager mit den weit verbreiteten Schichten des Tieflandes zu verbinden habe. So waren sie im Magdeburgischen auf anstehenden altern Gesteinen und in der Gegend von Köthen bei Görzig gefunden worden, in beiden Lokalitäten über den darunter liegenden Braunkohlen. Das konnten indess Küsten-Bildungen seyn oder Absätze in kleinern Becken, wie der Muschelkalk jener Gegenden viele bildet, ohne dass sie mit den Absätzen in der weiten Ebene in Zusammenhang seyn mussten. Ich hatte daher diesen Vorkommnissen kein entscheidendes Gewicht beigelegt, war aber durch das Verhalten einiger Thon-Lager in der Mark und in Polen und besonders durch das Vorkommen von Kalk-Septarien in den letzten Gegenden zu der Vermuthung geführt worden, dass sie dem London-Clay zu parallelisiren seyn möchten.
Die Kalk-Septarien, welche mitunter sogar als schwache Kalk-Lager auftreten, hatten sich sehr verbreitet in den Thon-Lagern der Provinz Posen gefunden, bisher aber nicht in der Mark, als mir daher ein Bruchstück von einer solchen Septarie zu Gesicht kam, die zwischen Berlin und Oranienburg bei Hermsdorf in einem Thon-Lager gefunden worden, war ich sehr begierig diese Lokalität näher kennen zu lernen. Das Terrain gehört zu dem grossen Plateau, das sich zwischen den Thälern der Havel im Westen, Spree im Süden, Oder im Osten und den Niederungen im Norden ausbreitet, in welchem der Friedrich-Wilhelms-Kanal liegt, welcher Havel und Oder verbindet. Hermsdorf liegt am westlichen Rande dieses Plateaus nicht weit vom Havel-Thal an einem Bache, welcher von Norden sich in die Seen ergiesst, die Spree und Havel aufnehmen und in sechs Meilen Ausdehnung, bei Spandau und Potsdam vorbei, von Tegel bis Ferch sich erstrecken. Die Thon-Gruben liegen im Niveau der Umgegend, 30' — 40' über dem vorbeifliessenden Bache. Die Oberfläche wird hier, wie überall in der Norddeutschen Ebene, von einem mehr oder weniger lehmigen gelben Sande bedeckt, der kleine und grosse nordische Geschiebe aller Art (Gneiss, Granit. Übergangs- und Jura-Kalk) enthält und allmählich in ein Lehm-Lager übergeht, das vielen Sand und Geschiebe enthält.
Die Mächtigkeit dieses Lagers, das nur an der Oberfläche reinerer Sand ist, beträgt etwa 15', und unmittelbar darunter beginnt ein Thon-Lager, das auf 20' in Angriff genommen ist. Leider ist es noch nicht durchsunken, so dass man nicht weiss, was darunter liegt; es werden indess Bohr-Versuche beabsichtigt, die noch in diesem Jahre Aufschluss darüber geben sollen. Der obere sandige Lehm lässt die Tage-Wasser durch, der Thon aber schneidet sie ab, und daher kommen Quellen auf der Grenze zwischen beiden zum Vorschein, die hier während des Winters die Grube bis auf 12' Höhe mit Wasser erfüllt hatten, so dass man den Boden oft nicht und nur an einzelnen Stellen die Gehänge untersuchen konnte. Merkwürdig ist die scharfe Grenze, womit Thon und Lehm sich scheiden, ohne irgend eine Vermischung, so dass also der Absatz dieser Thone völlig aufgehört haben muss, als die nordischen Lehm- und Geröll-Bildungen anfingen sich zu verbreiten. Der Thon selbst ist blaugrau, schwach schiefernd, sehr sandfrei und daher auch sehr plastisch.
Die Kalk-Nieren liegen darin zerstreut, so viel ich sehen konnte, ohne ein bestimmtes Niveau einzuhalten. Sie sind mehr oder weniger elliptisch, immer viel flacher als breit, und innen zerklüftet, obgleich diese Klüfte nicht äusserlich sichtbar sind. Auf den Kluft-Flächen sitzen honiggelbe spitze Rhomboeder von Kalkspath und darüber fort mitunter noch Krystalle von Gyps. Knauern von Schwefelkies oder einzelne Fäden, die noch scheinbare Pflanzen-Struktur zeigen, sind nicht selten, und an einer Stelle fand sich eine Koralle, die eine Scyphia seyn kann. ... Seit es durch unsere Mittheilungen bekannt geworden ist, dass Versteinerungen nicht gar zu weit von Berlin zu finden sind, wallfahrtet man von allen Seiten nach Hermsdorf, und ich werde gewiss bald ein ausführlicheres Verzeichniss der dortigen Fauna liefern können. Allein schon die angeführten Versteinerungen sind völlig ausreichend, diese Thon-Lager mit andern in Zusammenhang bringen und ihre Stellung genau zu bestimmen. Zunächst schliessen sie sich an die Thon-Lager an, die in Westphalen, Ober-Yssel und Gelderland, am linken Ufer der Berkel an vielen Stellen bekannt sind. Becks und van Breda haben darüber ausführlicher berichtet.
Dr. H. Girard in Berlin. Über Vorkommen und Verbreitung des Londonclay's in der Norddeutschen Ebene. 1847. Ab Seite 563:
Eine obere Bildung, welche aus Lehm und Sand besteht und die nordischen Geschiebe führt, trennte sich von einer Thon-Bildung, die darunter, obgleich nicht an allen Punkten, auftrat; und auf diese folgte die von Sand-Ablagerungen begleitete Braunkohlen-Formation. Jede dieser Abtheilungen tritt in ihren Lagerungs-Verhältnissen selbstständig und unabhängig auf. Die Braunkohlen sind nicht an das Vorkommen der Thone gebunden und umgekehrt. Oft treten die Kohlen, wie besonders in der Mark Brandenburg, ohne die Thone auf; aber sie kommen auch unter den Thonen vor, wie in den Elb- und Weichsel-Gegenden. Die jüngste nordische Formation aber breitet sich über alle andern Bildungen gleichmäsig aus, über Braunkohlen-Bildungen unmittelbar, oder über Thon-Lager, oder über anstehende Gesteine. In keinem dieser drei verschiedenen Lager der Ebene hatten sich bisher Versteinerungen gefunden, ausser an den Rändern der südlich anstehenden Gesteine, wo es nicht ganz gewiss war, ob man diese Lager mit den weit verbreiteten Schichten des Tieflandes zu verbinden habe. So waren sie im Magdeburgischen auf anstehenden altern Gesteinen und in der Gegend von Köthen bei Görzig gefunden worden, in beiden Lokalitäten über den darunter liegenden Braunkohlen. Das konnten indess Küsten-Bildungen seyn oder Absätze in kleinern Becken, wie der Muschelkalk jener Gegenden viele bildet, ohne dass sie mit den Absätzen in der weiten Ebene in Zusammenhang seyn mussten. Ich hatte daher diesen Vorkommnissen kein entscheidendes Gewicht beigelegt, war aber durch das Verhalten einiger Thon-Lager in der Mark und in Polen und besonders durch das Vorkommen von Kalk-Septarien in den letzten Gegenden zu der Vermuthung geführt worden, dass sie dem London-Clay zu parallelisiren seyn möchten.
Die Kalk-Septarien, welche mitunter sogar als schwache Kalk-Lager auftreten, hatten sich sehr verbreitet in den Thon-Lagern der Provinz Posen gefunden, bisher aber nicht in der Mark, als mir daher ein Bruchstück von einer solchen Septarie zu Gesicht kam, die zwischen Berlin und Oranienburg bei Hermsdorf in einem Thon-Lager gefunden worden, war ich sehr begierig diese Lokalität näher kennen zu lernen. Das Terrain gehört zu dem grossen Plateau, das sich zwischen den Thälern der Havel im Westen, Spree im Süden, Oder im Osten und den Niederungen im Norden ausbreitet, in welchem der Friedrich-Wilhelms-Kanal liegt, welcher Havel und Oder verbindet. Hermsdorf liegt am westlichen Rande dieses Plateaus nicht weit vom Havel-Thal an einem Bache, welcher von Norden sich in die Seen ergiesst, die Spree und Havel aufnehmen und in sechs Meilen Ausdehnung, bei Spandau und Potsdam vorbei, von Tegel bis Ferch sich erstrecken. Die Thon-Gruben liegen im Niveau der Umgegend, 30' — 40' über dem vorbeifliessenden Bache. Die Oberfläche wird hier, wie überall in der Norddeutschen Ebene, von einem mehr oder weniger lehmigen gelben Sande bedeckt, der kleine und grosse nordische Geschiebe aller Art (Gneiss, Granit. Übergangs- und Jura-Kalk) enthält und allmählich in ein Lehm-Lager übergeht, das vielen Sand und Geschiebe enthält.
Die Mächtigkeit dieses Lagers, das nur an der Oberfläche reinerer Sand ist, beträgt etwa 15', und unmittelbar darunter beginnt ein Thon-Lager, das auf 20' in Angriff genommen ist. Leider ist es noch nicht durchsunken, so dass man nicht weiss, was darunter liegt; es werden indess Bohr-Versuche beabsichtigt, die noch in diesem Jahre Aufschluss darüber geben sollen. Der obere sandige Lehm lässt die Tage-Wasser durch, der Thon aber schneidet sie ab, und daher kommen Quellen auf der Grenze zwischen beiden zum Vorschein, die hier während des Winters die Grube bis auf 12' Höhe mit Wasser erfüllt hatten, so dass man den Boden oft nicht und nur an einzelnen Stellen die Gehänge untersuchen konnte. Merkwürdig ist die scharfe Grenze, womit Thon und Lehm sich scheiden, ohne irgend eine Vermischung, so dass also der Absatz dieser Thone völlig aufgehört haben muss, als die nordischen Lehm- und Geröll-Bildungen anfingen sich zu verbreiten. Der Thon selbst ist blaugrau, schwach schiefernd, sehr sandfrei und daher auch sehr plastisch.
Die Kalk-Nieren liegen darin zerstreut, so viel ich sehen konnte, ohne ein bestimmtes Niveau einzuhalten. Sie sind mehr oder weniger elliptisch, immer viel flacher als breit, und innen zerklüftet, obgleich diese Klüfte nicht äusserlich sichtbar sind. Auf den Kluft-Flächen sitzen honiggelbe spitze Rhomboeder von Kalkspath und darüber fort mitunter noch Krystalle von Gyps. Knauern von Schwefelkies oder einzelne Fäden, die noch scheinbare Pflanzen-Struktur zeigen, sind nicht selten, und an einer Stelle fand sich eine Koralle, die eine Scyphia seyn kann. ... Seit es durch unsere Mittheilungen bekannt geworden ist, dass Versteinerungen nicht gar zu weit von Berlin zu finden sind, wallfahrtet man von allen Seiten nach Hermsdorf, und ich werde gewiss bald ein ausführlicheres Verzeichniss der dortigen Fauna liefern können. Allein schon die angeführten Versteinerungen sind völlig ausreichend, diese Thon-Lager mit andern in Zusammenhang bringen und ihre Stellung genau zu bestimmen. Zunächst schliessen sie sich an die Thon-Lager an, die in Westphalen, Ober-Yssel und Gelderland, am linken Ufer der Berkel an vielen Stellen bekannt sind. Becks und van Breda haben darüber ausführlicher berichtet.
Tongrube der zweiten Ziegelei von L. Lessing (Mörtelwerk Waidmannslust ?) — Blick von Ost nach West
Abhandlungen:
1. Zur Kenntniss des tertiären Bodens der Mark Brandenburg. Von Herrn Prof. Beyrich. 1848
Ein sehr zufälliger Umstand wurde die erste Veranlassung, daß den Geognosten Berlins in diesem Frühjahre bekannt wurde, daß schon in unsrer nächsten Umgebung, und, wie sich nachher herausgestellt hat, auch noch an anderen Punkten in der Mark Brandenburg eine marine Tertiärbildung zu Tage liegt, deren geologische Stellung durch die zahlreichen und ausgezeichnet erhaltenen Conchylien, welche sie einschließt, sehr scharf bestimmt werden konnte. Es ist der Zweck dieses Aufsatzes, die Bedeutung jener Thatsache, so weit es nach den vorhandenen Beobachtungen möglich ist, genauer zu entwickeln. An den Rändern eines kleinen Sees, östlich nahe dem Dorfe Hermsdorf an der von Berlin nach Oranienburg führenden Straße gelegen, in weniger als 2 Stunden Entfernung von den Thoren der Stadt, wird in zwei größeren Gruben, die eine zu Hermsdorf, die andere zu dem benachbarten Dorfe Lübars gehörend, zur Ziegelfabrikation ein Thon gewonnen, in welchem die Conchylien liegen. Der Thon ist ein sehr zäher, fetter Thon, von dunkelbläulich-hellgrauer Farbe, wenn er naß ist, von licht-hellgrauer im trocknen Zustande. Seine vollständige Mächtigkeit, seine Unterlage ist nicht bekannt; erstere scheint beträchtlich zu sein, da sie nach den vorhandenen Entblößungen und nach Versuchen, die in den Thongruben selbst angestellt wurden, ohne alle Veränderung der Masse schon mehr als 40 Fuß (ca. 12 Meter) beträgt.
In der Thongrube von Hermsdorf wird er unmittelbar und mit scharfem Abschnitt bedeckt von dem groben Geschiebe führenden Diluvialsande unserer Gegend; in der von Lübars liegt zwischen ihm und dem Diluvialsande, anscheinend gleichförmig dem Thon aufgelagert, aber abweichend von dem Diluvialsande bedeckt, ein anderer überaus feiner Sand mit vielen feinen weißen Glimmerschüppchen, ähnlich dem Formsande, welcher sonst in der Nähe von Braunkohlen vorkömmt. In dem Thon ist keine Spur von Geröllen oder Einschlüssen ihm fremder Massen zu finden; dagegen ist er ausgezeichnet durch zahlreiche große, mehrere Fuß Durchmesser erreichende und im Innern zerklüftete sphäroidische Ausscheidungen von kalkiger Beschaffenheit; es sind solche Massen, wie sie unter dem Namen „Septarien" bekannt sind. Außer diesen Septarien zeigen sich in dem Thone noch Ausscheidungen von Eisenkies in den verschiedensten unregelmäßigsten Formen, meist klein in der Thongrube von Hermsdorf, größer in der von Lübars. Der Eisenkies zersetzt sich leicht und schnell, und als ein Produkt seiner Zersetzung entstehen frei ausgebildete Gipskrystalle, welche man auf den längere Zeit der atmosphärischen Einwirkung ausgesetzt gewesenen Thonhaufen umherliegend antrifft. Die Conchylienschalen sind weiß, fest, wenn sie nicht schon lange an der Luft lagen und im Innern zuweilen mit Eisenkies ausgefüllt. Viel zahlreicher finden sich die Conchylien in der Thongrube von Hermsdorf, als in der von Lübars. Ich werde Hermsdorf in der Folge allein als Fundort für diese Muscheln nennen.
1. Zur Kenntniss des tertiären Bodens der Mark Brandenburg. Von Herrn Prof. Beyrich. 1848
Ein sehr zufälliger Umstand wurde die erste Veranlassung, daß den Geognosten Berlins in diesem Frühjahre bekannt wurde, daß schon in unsrer nächsten Umgebung, und, wie sich nachher herausgestellt hat, auch noch an anderen Punkten in der Mark Brandenburg eine marine Tertiärbildung zu Tage liegt, deren geologische Stellung durch die zahlreichen und ausgezeichnet erhaltenen Conchylien, welche sie einschließt, sehr scharf bestimmt werden konnte. Es ist der Zweck dieses Aufsatzes, die Bedeutung jener Thatsache, so weit es nach den vorhandenen Beobachtungen möglich ist, genauer zu entwickeln. An den Rändern eines kleinen Sees, östlich nahe dem Dorfe Hermsdorf an der von Berlin nach Oranienburg führenden Straße gelegen, in weniger als 2 Stunden Entfernung von den Thoren der Stadt, wird in zwei größeren Gruben, die eine zu Hermsdorf, die andere zu dem benachbarten Dorfe Lübars gehörend, zur Ziegelfabrikation ein Thon gewonnen, in welchem die Conchylien liegen. Der Thon ist ein sehr zäher, fetter Thon, von dunkelbläulich-hellgrauer Farbe, wenn er naß ist, von licht-hellgrauer im trocknen Zustande. Seine vollständige Mächtigkeit, seine Unterlage ist nicht bekannt; erstere scheint beträchtlich zu sein, da sie nach den vorhandenen Entblößungen und nach Versuchen, die in den Thongruben selbst angestellt wurden, ohne alle Veränderung der Masse schon mehr als 40 Fuß (ca. 12 Meter) beträgt.
In der Thongrube von Hermsdorf wird er unmittelbar und mit scharfem Abschnitt bedeckt von dem groben Geschiebe führenden Diluvialsande unserer Gegend; in der von Lübars liegt zwischen ihm und dem Diluvialsande, anscheinend gleichförmig dem Thon aufgelagert, aber abweichend von dem Diluvialsande bedeckt, ein anderer überaus feiner Sand mit vielen feinen weißen Glimmerschüppchen, ähnlich dem Formsande, welcher sonst in der Nähe von Braunkohlen vorkömmt. In dem Thon ist keine Spur von Geröllen oder Einschlüssen ihm fremder Massen zu finden; dagegen ist er ausgezeichnet durch zahlreiche große, mehrere Fuß Durchmesser erreichende und im Innern zerklüftete sphäroidische Ausscheidungen von kalkiger Beschaffenheit; es sind solche Massen, wie sie unter dem Namen „Septarien" bekannt sind. Außer diesen Septarien zeigen sich in dem Thone noch Ausscheidungen von Eisenkies in den verschiedensten unregelmäßigsten Formen, meist klein in der Thongrube von Hermsdorf, größer in der von Lübars. Der Eisenkies zersetzt sich leicht und schnell, und als ein Produkt seiner Zersetzung entstehen frei ausgebildete Gipskrystalle, welche man auf den längere Zeit der atmosphärischen Einwirkung ausgesetzt gewesenen Thonhaufen umherliegend antrifft. Die Conchylienschalen sind weiß, fest, wenn sie nicht schon lange an der Luft lagen und im Innern zuweilen mit Eisenkies ausgefüllt. Viel zahlreicher finden sich die Conchylien in der Thongrube von Hermsdorf, als in der von Lübars. Ich werde Hermsdorf in der Folge allein als Fundort für diese Muscheln nennen.
Tongrube von C. Wernecke, Hermsdorf — fusus multisulcatus — Die Conchylien des norddeutschen Tertiärgebirges,
Band 1. Ernst Beyrich W. Hertz, 1853 LINKex und Verhandlungen d. Königl. Preuss. Akademie d.
Wissenschaften zu Berlin: 1847 LINKex
Erläuterungen:
Heinrich Karl Wilhelm Berghaus. 15. Die Formation des Septarienthons. Ab Seite 116.
Die Entdeckung der Kalk-Septarien in den Thonlagern von Hermsdorf, einem an der Straße von Berlin nach Oranienburg gelegenen Dorfe, gehört einer verhältnißmäßig neüen Zeit an. Girard trennte gleich im Anfange diese Thonbildung von der Braunkohlenformation, indem er in bestimmten Ausdrücken sagte, daß eine jede dieser Abteilungen in ihren Lagerungs-Verhältnisscn selbstständig und unabhängig auftrete, eine Ansicht die wie bereits oben (S. 52-53) erwähnt wurde, von Beyrich und Reüß getheilt, und weiter ausgeführt worden ist. Man darf sich daher einiger Maßen wundern, daß Plettner, der jene Ansicht seiner Vorgänger kannte und selbst ein so gewandter Beobachter ist, geneigt zu sein scheint, den Septarienthon als ein Glied der Braunkohlenformation zu betrachten.
Auf den Feldern von Baßdorf und Schönwalde im Nieder-Barnim entstehen ein Paar Gewässer, die im südwestlichen und westlichen Lauf nach der Mühlenbeckschen Forst und dort aus ebenem Boden durch einige kleine Seen gehen, oder sie berühren und endlich als ein ansehnliches Mühlenfließ bei Schildow, Lübars und Hermsdorf vorüber, wo es einen nicht unbedeutenden See durchfließt, bei Tegel in den gleichnamigen oder Malchow-See sich ergießen.
Heinrich Karl Wilhelm Berghaus. 15. Die Formation des Septarienthons. Ab Seite 116.
Die Entdeckung der Kalk-Septarien in den Thonlagern von Hermsdorf, einem an der Straße von Berlin nach Oranienburg gelegenen Dorfe, gehört einer verhältnißmäßig neüen Zeit an. Girard trennte gleich im Anfange diese Thonbildung von der Braunkohlenformation, indem er in bestimmten Ausdrücken sagte, daß eine jede dieser Abteilungen in ihren Lagerungs-Verhältnisscn selbstständig und unabhängig auftrete, eine Ansicht die wie bereits oben (S. 52-53) erwähnt wurde, von Beyrich und Reüß getheilt, und weiter ausgeführt worden ist. Man darf sich daher einiger Maßen wundern, daß Plettner, der jene Ansicht seiner Vorgänger kannte und selbst ein so gewandter Beobachter ist, geneigt zu sein scheint, den Septarienthon als ein Glied der Braunkohlenformation zu betrachten.
Auf den Feldern von Baßdorf und Schönwalde im Nieder-Barnim entstehen ein Paar Gewässer, die im südwestlichen und westlichen Lauf nach der Mühlenbeckschen Forst und dort aus ebenem Boden durch einige kleine Seen gehen, oder sie berühren und endlich als ein ansehnliches Mühlenfließ bei Schildow, Lübars und Hermsdorf vorüber, wo es einen nicht unbedeutenden See durchfließt, bei Tegel in den gleichnamigen oder Malchow-See sich ergießen.
Hermsdorf, Fließtal u. ausgedehnter Hermsdorfer See. Schmettau-Karte, 1767-1787
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Von der untern Strecke des Laufs dieses Fließes besitzt man ein Nivellement, welches über die Neigung des von ihm bcwässerten Thals Auskunft giebt. Bei Schildow fängt das Thal an, bergartige Ränder zu bekommen, die von schmalen Rinnen zerschnitten sind, und diese Oberflächengestalt erstreckt sich über Hermsdorf hinab, wo einer der Sandhügel Ehrenpfortenberg heißt, bis zum Malchow-See hinab, an dessen Ufern das Dorf Tegel und das Schlößchen Tegel liegen, dieser reizende Fleck in den entlegeneren Umgebungen der Hauptstadt des Landes, der seiner romantischen Lage halber ein Lieblings-Vergnügungsort für die Berliner ist. In dem von Wilhelm von Humboldt, dem früheren Besitzer des herrschaftlichen Guts-Schlößchen Tegel, erweiterten und verschönten Park erhebt sich der Thalrand bis zu einer Höhe von 207’, nach meinen Barometermessungen im Jahre 1823, d. i. also 107’ über den See, über dessen stille Fläche nach Spandow hin und seine schönen Ufer der Blick mit Entzücken schweift. Vom See aufwärts bis zum Eisenhammer bei Tegel, der an die Stelle der Mühle getreten ist, hat man das Fließ im Jahre 1851 schiffbar gemacht.
Der Name Tegel oder von den Landleüten kürzer Tele ausgesprochen, ist der plattdeutsche Ausdruck des hochdeutschen Worts Ziegel, wie das Dorf in der Pfarr-Matrikel von 1716 auch wirklich genannt wird. Dieser Name deütet darauf hin, daß bei Tegel in vorigen Zeiten Ziegel-Thonerde gegraben worden sei, wiewol keine Nachricht bis auf uns gekommen, wann dies der Fall gewesen ist. Jetzt kennt man bei Tegel keinen Ziegel-Thon, dagegen wird an den Rändern des Hermsdorfer Sees, ganz nahe östlich bei dem Dorfe und Rittergute Hermsdorf in zwei größeren Gruben, davon die eine zu dem soeben geannten Gute, die andere aber zu dem benachbarten Dorfe Lübars gehört, ein Thon gewonnen, der sowol zur Ziegelei als auch zu einer Ofenfabrik (?) benutzt und verwerthet wird. Nach Girard's Beschreibung 69) wird hier, wie überall im norddeutschen Flachlande, die Oberfläche von einem mehr oder weniger lehmigen, gelben Sande bedeckt, der kleine und große Geschiebe aller Art (Gneis, Granit, Übergangs- und Jurakalk) enthält und allmälig in ein Lehmlager übergebt, das vielen Sand und Gerölle enthält. Die Mächtigkeit dieses Lagers, das nur an der Oberfläche reinerer Sand ist, beträgt etwa 15’, und unmittelbar darunter beginnt ein Thon-Lager das auf 20’ in Angriff genommen ist. Der obere sandige Lehm läßt die Tagewasser durch, der Thon aber schneidet sie ab, und daher kommen auf der Gränze zwischen beiden Quellen zum Vorschein, die hier während des Winters die Grube bis auf 12’ Höhe mit Wasser erfüllt hatten, so das Girard den Boden gar nicht und nur an einzelnen Stellen die Gehänge untersuchen konnte.
Merkwürdig ist die scharfe Gränze, womit Thon und Lehm sich scheiden, ohne irgend eine Vermischung, so daß also der Absatz dieser Thone völlig aufgehört haben muß, als die Lehm- und Geröllbildungen des Diluviums anfingen sich zu verbreiten. Der Thon selbst ist blaugrau, schwach schiefernd, sehr sandfrei und daber auch sehr plastisch. Beyrich hat in dem Thone keine Spur von Geröllen oder Einschlüssen ihm fremder Massen gefunden, dagegen ist er ausgezeichnet durch zahlreiche große, mehrere Fuß im Durchmesser erreichende und im Innern zerklüftete, sphäroidiscbe Ausscheidungen von kalkiger Beschaffenheit, wie sie unter dem Namen Septarien bekannt sind. Außer ihnen zeigen sich auch noch Ausscheidungen von Eisenkies in den unregelmäßigsten Formen, meist aber klein in der Hermsdorfer, größer in der Thongrube von Lübars. Die Conchylien-Schalen sind weiß, fest, wenn sie nicht schon lange an der Luft lagen, und im Innern zuweilen mit Eisenkies ausgefüllt. Viel zahlreicher sind sie bei Hermsdorf, als bei Lübars 70). Später hat man auch den bei Freienwalde ausgebeuteten Thon als Septarienthon erkannt. Aufgeschlossen ist er daselbst in beträchtlicher Ausdehnung durch die Freienwalder Rathsziegelei am Nordabhange des Kaninchen- und Marienbergs, und weiter südlich im Hammerthale am linken, also westlichen Thalgehänge unterhalb der Kietzmühle 71).
69) Leonhard und Bronn Neues Jahrbuch, a. a. O. p. 565.
70) Beyrich, zur Kenntnis des tertiäre Bodens der Mark Brandenburg, — in Karsten und v. Dechen, Archiv. 1848, Bd. 22, p 4.
71) Plettner, a. a. O. p. 174.
Der Name Tegel oder von den Landleüten kürzer Tele ausgesprochen, ist der plattdeutsche Ausdruck des hochdeutschen Worts Ziegel, wie das Dorf in der Pfarr-Matrikel von 1716 auch wirklich genannt wird. Dieser Name deütet darauf hin, daß bei Tegel in vorigen Zeiten Ziegel-Thonerde gegraben worden sei, wiewol keine Nachricht bis auf uns gekommen, wann dies der Fall gewesen ist. Jetzt kennt man bei Tegel keinen Ziegel-Thon, dagegen wird an den Rändern des Hermsdorfer Sees, ganz nahe östlich bei dem Dorfe und Rittergute Hermsdorf in zwei größeren Gruben, davon die eine zu dem soeben geannten Gute, die andere aber zu dem benachbarten Dorfe Lübars gehört, ein Thon gewonnen, der sowol zur Ziegelei als auch zu einer Ofenfabrik (?) benutzt und verwerthet wird. Nach Girard's Beschreibung 69) wird hier, wie überall im norddeutschen Flachlande, die Oberfläche von einem mehr oder weniger lehmigen, gelben Sande bedeckt, der kleine und große Geschiebe aller Art (Gneis, Granit, Übergangs- und Jurakalk) enthält und allmälig in ein Lehmlager übergebt, das vielen Sand und Gerölle enthält. Die Mächtigkeit dieses Lagers, das nur an der Oberfläche reinerer Sand ist, beträgt etwa 15’, und unmittelbar darunter beginnt ein Thon-Lager das auf 20’ in Angriff genommen ist. Der obere sandige Lehm läßt die Tagewasser durch, der Thon aber schneidet sie ab, und daher kommen auf der Gränze zwischen beiden Quellen zum Vorschein, die hier während des Winters die Grube bis auf 12’ Höhe mit Wasser erfüllt hatten, so das Girard den Boden gar nicht und nur an einzelnen Stellen die Gehänge untersuchen konnte.
Merkwürdig ist die scharfe Gränze, womit Thon und Lehm sich scheiden, ohne irgend eine Vermischung, so daß also der Absatz dieser Thone völlig aufgehört haben muß, als die Lehm- und Geröllbildungen des Diluviums anfingen sich zu verbreiten. Der Thon selbst ist blaugrau, schwach schiefernd, sehr sandfrei und daber auch sehr plastisch. Beyrich hat in dem Thone keine Spur von Geröllen oder Einschlüssen ihm fremder Massen gefunden, dagegen ist er ausgezeichnet durch zahlreiche große, mehrere Fuß im Durchmesser erreichende und im Innern zerklüftete, sphäroidiscbe Ausscheidungen von kalkiger Beschaffenheit, wie sie unter dem Namen Septarien bekannt sind. Außer ihnen zeigen sich auch noch Ausscheidungen von Eisenkies in den unregelmäßigsten Formen, meist aber klein in der Hermsdorfer, größer in der Thongrube von Lübars. Die Conchylien-Schalen sind weiß, fest, wenn sie nicht schon lange an der Luft lagen, und im Innern zuweilen mit Eisenkies ausgefüllt. Viel zahlreicher sind sie bei Hermsdorf, als bei Lübars 70). Später hat man auch den bei Freienwalde ausgebeuteten Thon als Septarienthon erkannt. Aufgeschlossen ist er daselbst in beträchtlicher Ausdehnung durch die Freienwalder Rathsziegelei am Nordabhange des Kaninchen- und Marienbergs, und weiter südlich im Hammerthale am linken, also westlichen Thalgehänge unterhalb der Kietzmühle 71).
69) Leonhard und Bronn Neues Jahrbuch, a. a. O. p. 565.
70) Beyrich, zur Kenntnis des tertiäre Bodens der Mark Brandenburg, — in Karsten und v. Dechen, Archiv. 1848, Bd. 22, p 4.
71) Plettner, a. a. O. p. 174.
Tiefbohrung - Soolquelle bei Hermsdorf:
Erbohrung jurassischer Schichten unter dem Tertiär in Hermsdorf bei Berlin. Von Herrn G. Berendt in Berlin.
In der Hoffnung, ähnlich wie solches bei den Berliner Tiefbohrungen der Fall gewesen, Soole zu erschroten, wurde zu Anfang des Jahres 1889 durch den Besitzer von Hermsdorf, Herrn Lessing, nahe der daselbst von ihm angelegten Villen-Colonie, jedoch östlich der Oranienburger Chaussee, in einer jungen Kiefernschonung ein Bohrloch angesetzt. Der Ansatzpunkt liegt dicht neben, kaum 2—3 Meter südlich, einer zur Aufsuchung von Trinkwasser von der Stadt Berlin kurz vorher vergeblich bis in den Septarienthon hinab geführten Bohrung. Dank der Ausdauer des Genannten erreichte die neue Bohrung nicht nur schliesslich mit 320 Meter ihren Zweck — die Erschrotung von Soole — sondern ist auch durch Erschliessung des Secundärgebirges in nächster Nähe Berlins für die geologische Wissenschaft von besonderem Interesse geworden. Das Bohrloch durchsank, wie das unten folgende Bohrregister näher angiebt, zunächst:
Das Quartär besteht von 0 — 15 Metern in der Hauptsache aus Sanden und Granden des Unteren Diluvium, denen bei 7,8 bis 8,1 Meter ein dünnes Bänkchen Unteren Geschiebemergels eingelagert ist. Von 15 — 37 Metern folgt sodann ein mit vereinzelten nordischen Geschieben durchkneteter, ziemlich fetter Thon, welcher unschwer seine Abstammung von dem in der Nachbarschaft bekanntlich zu Tage tretenden und auch nach der Tiefe zu darunter folgenden mitteloligocänen Septarienthone erkennen lässt und somit gewissermaassen als eine mächtige Localmoräne (?) zu betrachten ist. Das nun folgende Tertiär besteht aus mitteloligocänem Septarienthone und unterlagernden, wahrscheinlich unteroligocänen Glimmersanden. Der von 37 — 194 (bezw. 184) Metern zunächst folgende mitteloligocäne Septarienthon ist ein blauer, ziemlich fetter, zum grössten Theile kalkfreier Thon. Erkennbare Schaalreste sind aus demselben zwar nicht zu Tage gekommen, wohl aber vom Bohrer zerstossene Septarien und Schwefelkiesknollen. Bei seiner grossen Nähe (kaum 1000 Schritt Entfernung) zu dem gewissermaassen als die Geburtstätte des Mitteloligocän zu betrachtenden grossen Hermsdorfer Thongruben und in Erwägung, dass auch die Berliner Bohrungen, ebenso wie seiner Zeit das Spandauer Bohrloch, den Septarienthon bald Conchylien führend, bald völlig frei davon gezeigt haben, dürfte trotz dieses paläontologischen Mangels wohl kaum Jemand das mitteloligocäne Alter der petrographisch gleichen Thonfolge anzweifeln.
Erbohrung jurassischer Schichten unter dem Tertiär in Hermsdorf bei Berlin. Von Herrn G. Berendt in Berlin.
In der Hoffnung, ähnlich wie solches bei den Berliner Tiefbohrungen der Fall gewesen, Soole zu erschroten, wurde zu Anfang des Jahres 1889 durch den Besitzer von Hermsdorf, Herrn Lessing, nahe der daselbst von ihm angelegten Villen-Colonie, jedoch östlich der Oranienburger Chaussee, in einer jungen Kiefernschonung ein Bohrloch angesetzt. Der Ansatzpunkt liegt dicht neben, kaum 2—3 Meter südlich, einer zur Aufsuchung von Trinkwasser von der Stadt Berlin kurz vorher vergeblich bis in den Septarienthon hinab geführten Bohrung. Dank der Ausdauer des Genannten erreichte die neue Bohrung nicht nur schliesslich mit 320 Meter ihren Zweck — die Erschrotung von Soole — sondern ist auch durch Erschliessung des Secundärgebirges in nächster Nähe Berlins für die geologische Wissenschaft von besonderem Interesse geworden. Das Bohrloch durchsank, wie das unten folgende Bohrregister näher angiebt, zunächst:
von 0,0 — 36,8 Meter | also rund 37 Meter | Quartär (Alluvium und Diluvium) |
von 36,8 — 223,6 Meter | also rund 187 Meter | Tertiär (Septarienthon u. Glimmersand) |
von 223,6 — 323,5 Meter | also rund 100 Meter | Secundär (Mittlerer Lias) |
Literatur:
a.) Über Vorkommen und Verbreitung des Londonclay's in der Norddeutschen Ebene, Hrn. Dr. H. Girard in Berlin. Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde 1847. S. 563 LINKexb.) Abhandlungen. 1. Zur Kenntniss des tertiären Bodens der Mark Brandenburg. Von Herrn Prof. Beyrich. Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde, Band 22. G. Reimer, 1848. S. 1 LINKex
c. ) Heinrich Karl Wilhelm Berghaus. § 11. Das Braunkohlengebirge und der Septarienthon. Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts: oder geographisch-historisch-statistische Beschreibung der Provinz Brandenburg – 1854. S. 120 LINKex
d.) Max Fiebelkorn. Excursionen in Tertiär-Aufschlüsse. 1. Mitteloligocän. Hermsdorf. In: Geologische Ausflüge in der Umgebung von Berlin. Berlin 1896. (Eigenes Archiv)
e.) Geognostische Beschreibung der Umgegend von Berlin von G. Berendt.
Zur Erläuterung einer zweiten Auflage der geologischen Uebersichtskarte der Umgegend von Berlin im Maassstabe 1:100,000 in 2 Blättern. Herausgegeben von der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. BERLIN, 1899. (Eigenes Archiv)
f.) Jahrbuch der Königlich Preussischen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für das Jahr Bd. 11, 1890 LINKex