Übersicht und Gliederung:
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Hermsdorfer Ziegel an Bauwerken in Berlin LISTE LINK
Hermsdorfer Ziegel an Bauwerken in Berlin BILDER und TEXTE LINK
Hermsdorfer Ziegelei und GEOLOGIE — Tonvorkommen LINK
Hermsdorfer Ziegelei und TECHNOLOGIE — Ziegelfabrikation —Zementherstellung
Hermsdorfer Ziegelei 1840-80. Lage der Gebäude
- a - d der ältere Teil der Ziegeleianlage, bezeichnet als Fabrik, auch "Thonwaarenfabrik",
a = Ziegel-Brennofen, b = doppelter Töpferofen für Bauornamente, Skulpturen, Hohlziegel und Tonröhren, c = Werkstätten. Gipsformerei, Tischlerei, d = Trockengebäude massiv. - a - f Ziegelei mit neuen Gebäuden, Stand ca. 1868. Bei a = Trockenschuppen massiv,
b = Maschinenhaus - Brennofen - Trockenschuppen, c = Brennofen, d = Brennofen - Trockengebäude massiv, e = Werkstatt, f = Ziegel-Stapelplatz. - Windmühle 1842 zu Ziegeleizwecken erbaut, zur Entwässerung der Tongrube,
oberhalb davon bei a = Schlämmbecken, unterhalb b = Holzstapelplatz. - Arbeiter-Wohnhaus.
- Altes Gutshaus Rittergut Hermsdorf.
- † Alter Dorffriedhof am Weg zur Ziegelei und Dorfanger gelegen.
Die ältere "Fabrik" und Ziegelei ab 1840.
Ab 1860. Nach der Erweiterung (um 1863) zu einer Dampfmaschinen-Ziegelei mit Ziegelpressen und zusätzlichen Brennöfen. Die Arbeitsrichtung verläuft von 3. a (Tonaufbereitung) nach 2. a b c d f.
2. a = drei massives Trocknungsgebäude in denen die Ziegel im Mittelgang gestrichen werden.
2. b = Trocknung, Dampfmaschine, Ziegelpresse, Brennofen. 2 c = Brennofen.
2. d = Trocknungsgebäude. 2. e = Werkstätten. Bei 2. f Lagerplatz für fertige Ware. Erhalten geblieben ist die Verwaltung bei 1. b, gegründet auf dem Fundament des massiven Trocknungsgebäudes, ab ca. 1900 als Vergnügungslokal genutzt, das "Seeschlößchen" genannt.
Weitere Karten finden Sie auf der Seite: GEOLOGIE — Tonvorkommen (Menue oben)
Transport der Ton- und Ziegelwaren
Die Ziegelei in Hermsdorf hatte einen beträchtlichen Landweg, um die Ziegel und empfindlichen Formstücke (Terrakotta, große plastische Figuren, Ornament- und Formziegel) einer Schiffsladung zu übergeben, wo sie schonender transportiert werden konnten. Die Ladestelle lag in Tegel am gleichnamigen See, ca. eine halbe Meile (3,5 Km) entfernt.Gutsbezirk angehört und allgemein schattenspendender für die Pferdegespanne ist.
Ab 1851 war das (Tegeler) Fließ bis zur Dampfmühle (roter Punkt) schiffbar gemacht worden.
Eine Überschlagsrechnung soll hier mit Annäherungswerten die Transporweise verdeutlichen. Geht man davon aus, daß auf der Ziegelei in Hermsdorf jährlich (um 1855) im Durchschnitt 800.000 hochwertige Voll-Verblendziegel und ca. 150.000 Formziegel und Bauterrakotten produziert wurden, dann ist das mit erheblichem Aufwand an Transport mit Pferde-Fuhrwerken zu der Ladestelle am Tegeler Hafen verbunden. Gesetzt in der Überschlagsrechnung sind: Auf dem Lande übliche Transportwagen mit 2 Pferden Vorspann und landesübliche Wegeverhältnisse aus Steinsplitt und gestampftem Lehm.
Ein solches zwei Pferde-Gespann kann bis max. 800 Ziegel (1 Ziegel mit 2,5 kg angenommen) mit einem Gewicht von rund 2.000 kg, oder in damaliger Berechnung von 40 Zentnern, in flachem Gelände auf einer Strecke von einer halben Meile (ca. 3,5 Km) befördern. Das bedeutet, um eine Jahresproduktion an Ziegeln zu Wasser zu bringen sind 1.000 Fuhren erforderlich. Rechnet man täglich, bei achtstündiger Arbeitszeit für die Pferde, für ein Gespann vier Fuhren mit Be- und Entladen, dann wären 250 Arbeitstage das Soll. Wahrscheinlich waren mindestens zwei Gespanne tätig, denn Formziegel und Terrakotta verlangen noch eine besonder schonende Transportbehandlung, mit Strohzwischenlagen und Brettersicherung, damit keine Kanten beschädigt werden. Für den Transport von Brennholz für die Ziegelöfen ist sicher das Doppelte als bei den Ziegel-Fuhren zu berechnen. Wobei das Transport-Volumen von Ziegeln zu Holz im Verhältnis von ca. 1:2,5 sich stellt. 1.000 Ziegel haben ein Volumen von 1,8 m³ und der Bedarf an Holz zum Brennen der Ziegel derselben beträgt ca. ¾ Klafter Holz, das entspricht rund 2,5 m³. Auf die unterschiedlichen Wegeverhältnisse, Strasse einerseits und erschwerte Waldwege andererseits, sei an dieser Stelle hingewiesen.
Ob die Ziegelei mit dem Gut Hermsdorf selber und alleinig die Pferde-Gespanne gestellt hat, ist nicht überliefert. Möglich auch, daß Fuhrdienste von Unternehmen aus dem Gutsbezirk Tegel, oder Bauern z.B. aus Dalldorf regelmäßig Transporte verrichtet haben. Letzte Anmerkung: Wenn jährlich ca. 800.000 Ziegel plus 150.000 Formziegel und Terrakotta nach Berlin verschifft wurden, entspricht das ca. 10 Kahnladungen eines Finowmaßkahn, welcher sehr im Gebrauch für Ziegeltransporte war. Ein Finowmaßkahn kann gut 80.000 Ziegel laden, somit ist jährlich während der Bausaison von April bis Oktober zweiwöchentlich ein solcher Kahn mit Hermsdorfer Ziegel in Berlin eingetroffen. Ab 1878 hätte die Hermsdorfer Ziegelei unter Leopold Lessing auch ein Güterverladegleis der Nordbahn nutzen können. Was sich dann zunehmend aber nur noch im Bereich von Zementfässern und Drainrohren abgespielt hätte. Die traditionelle Produktreihe von Verblendziegeln, Bauornamenten und glasierten Tonröhren wird ab 1875 kaum noch in Anzeigen beworben, wie das bis dahin der Fall war. 1878 entfallen diese Produkte ganz in der Werbung. Obwohl Herr Lessing mehrfach sich um die Fertigstellung der Bahnlinie und Bahnhof in Hermsdorf (vorgesehen war lediglich Weidmannslust und Frohnau), einschließlich eines Gütergleises stark gemacht hatte, wurde die Verladestelle am Güterbahnhof nicht von der nahe gelegenen Ziegelei genutzt. Hier deutet sich schon das Ende der Ziegeleien in Hermsdorf an.
Arbeitweise einer Ziegelei / Töpferei im Handbetrieb
Die frühe Ziegelei ab 1840 in Hermsdorf ist ein Saisonbertrieb, Anfang April bis Ende Oktober ist hierbei die Regel. Es ist denkbar, dass eine Stammbelegschaft an Töpfern auch im Winter weiter produzierte, z,B, für Gebrauchskeramik oder Ofenkacheln, detailierte Angaben hierzu lassen sich leider nicht erbringen. Will man die Hermsdorfer Ziegelei mit einer technologisch anspruchvollen Ziegelei, die als Vorbild für Hermsdorf gelten kann, was Tonvorkommen, Ziegeleitechnik und Produkte anbetrifft, ist die Königliche Ziegelei in Joachimsthal am Werbellinsee das entsprechende Vergleichsobjekt. Von Seiten des Personals, der geologischen Voraussetzungen des Tonmaterials und dem Produktionsumfang, gibt es wie schon in der Einführungs-Seite angemerkt, etliche Entsprechungen. Zur besagten Ziegelei in Joachimsthal eine bereits von mir veröffentlichte Arbeit unter diesem LINK: PDF neues Fenster.Die Tongräberei:
Der Ton in Hermsdorf hat eine ausgezeichnete Qualität, es handelt sich um den sog. Septarienton, der hier relativ dicht unter der Oberfläche (6-8 Meter) angetroffen wird, was eine Ausnahme bei den allgemeinen Lagerverhältnissen dieser Tonart bedeutet. Der Septarienton wird der tertiären Braunkohleformation zugerechnet und liegt auch weiträumig unter dem gesammten Berliner Stadtgebiet, in einer Tiefe von ca. 100 Metern und einer Mächtigkeit von 60-100 Metern und mehr. Nur in Hermsdorf und damit in der Nähe Berlins findet man ihn in abbaubaren Verhältnissen vor, bedingt durch tektonische Aufpressungen / Verwerfungen der Juraschichten auf denen die mächtige Tonschicht auflagert. Das Tonvorkommen in den tieferen Schichten in Stolpe ist dem des Hermsdorfer ähnlich, auch wenn man die fertigen Ziegelprodukte vergleicht. Der Hermsdorfer Ton wird als grau-braun, fett, schieferartig gelagert, beschrieben und ist beschwerlich abzubauen, wenig verunreinigt, keine Sand- oder Kiesbänke enthaltend, sehr plastisch und zugleich zäh in der Weiterverarbeitung. Mehr dazu auf der Seite GEOLOGIE: LINKex
Die Tongräberei findet gewöhnlich im Herbst statt, wenn die Zieglerarbeiten weniger werden. Der Ton wird in langen Bänken zum Auswintern angehäuft bis zu einer Höhe von max. 2 - 2 1/2 Fuß (ca. 60 - 75 cm), mit Wasser besprengt, wenn erforderlich umgegraben und der atmosphärischen Verwitterung und dem Frost ausgesetzt. Hierbei löst sich der lagerungsbedingte feste Verband des Tones auf und im nächsten Frühjahr findet man ein feinkörnigeres, aufgebrochenes Material zur Weiterverarbeitung vor.
Mehr Informationen zu Auswahl und Bearbeitung von Lehm und Thon in: Der wohlunterrichtete Ziegler oder ausführliche Anleitung zur Verfertigung aller Arten von Mauer- und Dachziegel. Reihe: Neuer Schauplatz der Künste und Handwerke; 34. Peter Schaller, Weimar 1841. — LINKex
Das Schlämmen
Es ist in sofern erforderlich, um ein möglichst feinkörnig, homogenes und vollständig aufgeschlossenes Tonmaterial zur Weiterverarbeitung zu erhalten. Etwaige Einschlüsse und nichtlösliche Tonknollen werden durch Siebe aussortiert. Für Bauplastiken (Terrakotten), Ornament- und Formziegel ist geschlemmter Ton eine Grund-Voraussetzung. In Hermsdorf wurde hauptsächlich geschlämmt, um eine größere Homogenität des Rohmaterials zu erreichen. Als weiteres Beispiel wurde in Birkenwerder und Velten ein Ton-Mergel (Mergel = fein verteilter Kalk, Kreide) notwendig geschlämmt, um den zu großen Sandanteil zu verringern, bzw. mechanische Einschlüsse wie Steinsplitt und organische Substanzen auszusondern.Schlemmeinrichtung mit Pferdegöpel
Weiteres zum Schlämmen des Thons in: Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, Band 16. 1837 - LINKex
Als eine kurze Anmerkung ist die Einrichtung der Schlämmerei mit Dampfkraft in Hermsdorf (spätere Phase um 1870) beschrieben in: DIE FEUERFESTEN THONE, DEREN VORKOMMEN, ZUSAMMENSETZUNG, UNTERSUCHUNG, BEHANDLUNG UND ANWENDUNG. - VON Dr. CARL BISCHOF, 1876, Seite 157 - LINKex
Der Tonschneider
Im Tonschneider wird die zusammengesumpfte Masse aus geschlämmten Ton und Sand weiter gemischt, "geschnitten" und homogenisiert durch spiralförmig angeordnete Messer. Die Masse aus den Sümpfen wird oben in den Tonschneider eingeworfen und bei F (dem Mundstück unten rechts) als homogener und verdichteter Strang herausgepresst. Das Material ist direkt zum Streichen der Ziegel geeignet und so wird auch auf Ziegeleien verfahren, die gewöhnliche Hintermauerungsziegel herstellen. Bei Ziegleien wie in Hermsdorf, Joachimsthal oder der Ziegelei (bei Königswusterhausen von Wenzel, welche die Verblendziegel für die Berliner Bauakademie erstellte) wird unmittelbar vor den Arbeiten auf dem Streichtisch die Tonmasse ein zweites Mal durch den Tonschneider geschickt. Hierbei wird der Ton sehr geschmeidig und zugleich sehr plastisch, was eine Mitvoraussetzung für die Herstellung von Formziegeln und Ornamentsteinen ist. Die Tonmasse ist nicht allein durch Wasserzusatz formbarer gemacht, sondern durch mechanisches Durcharbeiten mittels Tonschneider. Auch hier spielen Erfahrungswerte mit hinein, die bei Formziegeln eben eine größere Rolle spielen als bei der Herstellung gewöhnlicher Mauerziegel.Abbildung links: Ein Tonschneider der Firma Schlickeysen (Berlin) aus Eisen ab ca. 1855 im Eisatz, ein Erstmodell der stehenden oder später entwickelten liegenden Strangpresse.
Abbildung rechts: Ein hölzerner Tonschneider mit Pferdegöpel ohne Mundstück, um 1840.
Abbildung oben: Gewöhnlicher Hintermauerungsziegel (A. Hübner, Klein-Kreutz bei Brandenburg), Schluffton, ungeschlemmt, einfacher Tonmischer, wenig durchgearbeitet, mit Tonknollen und bänderartigen Kalkeinschlüssen, recht naß in die Form gestrichen, dadurch viele kleine Hohlräume.
Abbildung unten: Hermsdorfer Hanstrichziegel, geschlämmter Ton, 1 bis 2malig durch den Tonschneider geschickt, durchgehend homogenes, dichtes Gefüge, steife Konsistenz und kräftig in die Form gestrichen.
Die Formgebung, das Steichen der Ziegel und Formsteine
Ich übernehme hier die Schilderungen zum Verfahren des Ziegelstreichens und der Herstellung von Formziegeln aus der Dokumentation zur Königlichen Ziegelei Joachimsthal, von Gottfried Menzel 1846. Ein von mir erstelltes Dokument LINKex (PDF).Handstrichforn - aus Holz
[...] Das Formen oder Streichen der Mauersteine geschieht auf hölzernen, 5 Fuß im Quadrat großen, beweglichen Streichtischen, auf welchen die zu verarbeitende Ziegelmasse aufgeschlagen wird. An einer Seite des Tisches arbeiten zwei, sich gegenüberstehende Ziegelstreicher, zwischen welchen an eben dieser Seite ein 2 Fuß langer Trog mit Wasser angebracht ist, um daraus die Form beim Streichen zu benetzen. Auf jede der beiden zunächst liegenden Tischecken ist ein Brett von etwas größerem Umfange, als die Form, aufgenagelt, welches den Thon verhindert, an der unteren Seite hervorzuquellen, und das man leicht erneuern kann, wogegen man beim Streichen auf der bloßen Tischecke, die sich durch das fortwährende Abziehen und Aussetzen der Form sehr bald abnutzen würde, gezwungen wäre, jedesmal die ganze Tischplatte abzuhobeln.
Auf diese Brettchen legt der Arbeiter die Form, besprengt dieselbe aus dem vor ihm befindlichen Troge mit Wasser und wirft einen, der Größe der Form angemessenen Thonballen, den er mit den Händen gebildet, mit ziemlicher Gewalt in dieselbe hinein. Den Thonballen drückt er dann noch stark nach, so daß bei dieser Ausdehnung desselben die Form vollständig ausgefüllt wird und schlichtet den auf der Form etwa noch überflüssigen Thon mit einem Streichholze eben ab, worauf der fertige Stein dem Abtrage-Jungen zum Befördern auf die Trockengerüste übergeben wird. Das Formen der Mauersteine in dieser Art kostet hier das Tausend 15 Sgr., und zwar: an den Streicher 10 Sgr. und an den Abtrager 5 Sgr.
Das Formen der Klinkersteine geschieht ganz in vorbeschriebener Art, nur muß der Arbeiter, nachdem er auf der einen Seite abgeschlichtet, die Form vom Streichbrette abziehen, auf die andere Seite legen, auf diese noch etwas Ziegelerde nachdrücken und gleichfalls eben abschlichten, was das Formen um 5 bis 6 Sgr. vertheuert. Das Formen der Klinkersteine kostet demnach hier das Tausend 21 Sgr. und zwar: an den Streicher 16 Sgr. und an den Abtrager 5 Sgr.
Oben: Gesimsstein
Unten: Holz-Stempel / Ramme
Ebenso kann hinsichtlich der Konstruktion der Formen zu solchen Kunststeinen hier nur eine allgemeine Uebersicht gegeben werden, da diese nach Beschaffenheit der zu formenden Steine ganz verschieden sein müssen. Bei den vielen scharfen Unterschneidungen und den dabei auch häufig vorkommenden Durchsichten besteht die Form oft aus so vielen einzelnen Theilen, daß deren Zusammensetzung und Auseinandernehmen höchst mühsam und bisweilen nicht ganz leicht zu finden ist, wie überhaupt eine weit größere Schwierigkeit in der Anordnung der Form liegt, als in dem Formen der Steine selbst.
Das Formen der gewöhnlichen Gesimssteine, d. h. solcher, die sich durch einen Stempel aus der Form herausdrücken lassen, ohne daß dieselbe auseinander genommen zu werden braucht.
Die Erde zu denselben, wie überhaupt zu allen Formsteinen, muß besonders gut gereinigt, mit ¼ Sand oder Charmotte versetzt und durch öfteres Schroten so steif bearbeitet sein, daß sie weder an den Händen noch an der Form sehr anklebt. Die Form dazu, aus Eichenholz, wird inwendig mit Oel gestrichen, wozu hier gewöhnliches Rüböl benutzt wird, dann auf einen Klotz von Eichenholz, der oben glatt gehobelt und mit grober Leinwand überdeckt ist, gelegt und hier gut vollgepackt, so daß der Thon einige Zoll über die Form hervorragt; dann wird die gefüllte Form mit Leinwand bedeckt und darauf ein dreizölliges festes Bohlstück gelegt, auf welches der Arbeiter mit einer kleinen Handramme einige kräftige Stöße führt. Dadurch wird der Thon in die Form sehr fest eingetrieben und der Stein in allen seinen Theilen vollkommen dicht. Nachdem das Rammbohlstück und die Leinwand entfernt und der überflüssige Thon mit einem Streichholze abgestrichen ist, kehrt der Arbeiter die Form mit ihrer Füllung auf die andere Seite, um den etwa vorgequollenen Thon gleichfalls abzustreichen und der Stein ist bis zum Auslegen auf das mit Sand bestreute Trockenbrett fertig.
Auf diesem Trockenbrette werden 2 vierkantige Klötzchen, die so lang sein müssen, als dasselbe breit ist, und von der Höhe der Form unter dieselbe so gelegt, daß der Stein dazwischen gehörig Platz findet, welcher dann durch einen genau in die Form passenden hölzernen Stempel auf dasselbe herausgeschoben wird. Finden sich hierbei einige Mängel an einzelnen Stellen des Steins, so werden diese mit einem feinen Messer sogleich nachgebessert, wie überhaupt der ganze Stein mit einem nassen Schwamm sauber überschlichtet werden muß. Bei solchen gewöhnlichen Gesimssteinen findet das Formen keine Schwierigkeit, auch ist die Form leicht anzufertigen.
Das Formen der künstlichen Gesimssteine, bei denen man nach jedesmaligem Einpressen des Thons in die Form dieselbe ganz auseinander nehmen muß, bevor man den fertigen Stein fortlegen kann, ist schwieriger. Beistehende Zeichnung stellt einen Stein in der Form und diese wieder in ihren einzelnen Theilen dar. Bei der hier angenommenen Länge des Steins von 12 Zoll kann derselbe nicht mehr durch einen Stempel aus der Form geschoben werden. Die Gliederungen würden sich bei dieser Länge leicht verziehen; auch würde der Stein, da er bei dieser Art des Formens auf der Grundfläche A gelagert werden müßte, bei seiner bedeutenden Länge leicht zusammensacken und dadurch würden die Gliederungen an der unteren Seite des Steins viel größer, als die an der obern werden.
Form für künstliche Gesimssteine (Kgl. Ziegelei Joachimsthal)
Der überflüssige Thon wird mit einem Streichholze abgeschlichtet, die Form auf dem Klotz umgekehrt, die untere Seite ebenfalls noch mit Thon nachgefüllt und abgeschlichtet, und der Stein mit der Fläche B auf ein, tüchtig mit Sand bestreutes, Trokkenbrett gelegt. Die sogenannte Mutterform a, b, c, d, wird durch Lösung der daran befindlichen Schloßkeile auseinander genommen; die Formfutter e, f, g, h, i bleiben an dem Steine sitzen, werden behutsam mit den Händen abgelöst, und der Stein ist bis auf das Nachputzen mit Messer und Schwamm fertig.
Bei noch größerer Länge der gegliederten Formfutter kömmt es auch vor, daß der Thon, bei dem starken Einrammen in die Form, an diese sehr anklebt. Solchem Uebelstande hilft man indessen ab, wenn man die mit Oel gestrichene Form mit feinem Holzkohlenstaub bestreut, was das Anziehen des Thons verhindert. Vor dem jedesmaligen Zusammensetzen der Form muß dieselbe, wie auch die Futterstücke, sauber gereinigt werden. [...]
Hermsdorfer Formziegel, Keilziegel im Fensterbogen der St. Thomaskirche um 1870.
Das Trocknen der Ziegelrohlinge
Nachdem die Ziegel und Formsteine gestrichen und nachbearbeitet, auf einem Brett als Unterlage gelegt fertig sind, werden sie von den "Abtragejungen" in die Trockenräume gebracht. Das geschieht mit Vorsicht und die Ziegel werden einzeln getragen, in die dafür vorgesehen Trockengerüste geschoben. Die Trockengerüste sind luftig konstruierte Holzverbindungen die am Ständerwerk des Trocknungsgebäude verankert sind.Ob diese Trockenhäuser in Hermsdorf tatsächlich massiv ausgeführt waren, läßt sich aus den wenigen Anhaltspunkten der Karte nicht erschließen, ist aber wahrscheinlich. Sie stellen aber den Grundrissen nach die größten Gebäude dar und liegen der Längstachse nach überwiegend in Nord/Südrichtung, sodaß die hauptsächliche Windbewegungsrichtung von West nach Ost an den Längstseiten ausgenutzt wird. Hier befinden sich zwischen gemauerten Pfeilern oder auch Holzständerwerk lammelenartige Holzklappen, vieleicht auch in Verbindung mit Türen, die sich variabel öffnen lassen. Eine übermäßige Durchlüftung bei trockenem und windigen Wetter kann den Formlingen erheblichen Schaden zufügen, sie bekommen Risse und werden krumm, dann ist die ganze tagelange Vorarbeit unter Umständen in Stunden zerstört. Auch hier sind Erfahrungswerte, Umsicht und Können der Ziegelmeister die Garantie für einen gelungenen Trochnungsprozess, der in der Regel 2 - 3 Wochen in Anspruch nimmt. Sind die Formlinge durchgetrocknet, werden sie in der Regel zwischengestapelt, und bei Gelegenheit zu dem ausgeräumten Brennofen gebracht, entweder mit Schubkarren auf Laufbolen, oder bei fortgeschrittener Technik mit speziellen Wagen die auf Unterlagen laufen, später auch schienengebunden. Unten abgebildet mit Dachziegeln auf Brettunterlage.
Vom Trocknen der Ziegel im Allgemeinen, in: Die Ziegel- und Röhrenfabrikation. Edmund Heusinger von Waldegg, Leipzig 1867, Seite 218 - LINKex
Die größeren Formziegel werden mit dünnen, vom Block geschnittene Tonplatten bis auf eine Seite ummantelt, um ein zu schnelles Trocknen der Formziegel (auch Formsteine, Gesimssteine genannt) zu vermeiden, weil dadurch Risse und Verwerfungen entstehen können. Sie liegen auf einem mit feinem Sand bestreuten Brett, damit sie beim Trocknen, was auch Schwinden bedeutet, mit der Lagerfläche nicht festkleben und somit krumm würden.
Maßnahmen zum Trocknen der Gesimssteine, wie Titel zuvor: Seite 221 - LINKex
Von Maschinen erzeugte Ziegel und Tonröhren
Mit Übernahme der Ziegelei durch Leopold Lessing ab 1860 setzen auch schrittweise Veränderungen in Richtung neuerer Ziegeleitechnik in Hermsdorf ein, (Siehe auch den Bericht anläßlich der Exkursion des Architekten-Vereins 1869 zur Ziegelei in Hermsdorf LINK). Dazu gehört die Umrüstung auf eine Dampfmaschine mit 40 Pferdestärken und der Einsatz von liegenden Thonschneidern, die auch zugleich im Strangpressverfahren Hohl-Verblendziegel und Tonröhren für Drainagezwecke erzeugen können. Die Vorarbeiten in der Tonzubereitung, wie Schlämmen und Aufbereitungen im stehenden Tonschneider sind zum erheblichen Teil ersetzt durch eine komplexe Maschinerie, Walzwerke usw., die unter Umständen direkt mit ausgewintertem Ton bestückt werden kann. Ob das auch für das Tonmaterial wie es gegraben wird in Hermsdorf zutreffend war, ist nicht mehr festzustellen, doch der eigentliche technische Vorteil ist die Formung von Hohlwaren, seien es Verblendziegel, Formsteine oder Röhren. Handgeformte Verblend- und Formziegel werden weiterhin in etwa gleicher Quantität wie Maschinenziegel erzeugt. Man kann sagen, daß Herr Lessing dem allgemeinen Trend zur Maschinisierung im Ziegeleibetrieb offensiv folgt und für weitere Produkte, neben dem traditionellen Hangstrichziegel, sich einen Markt erschließen will. Ob das bei allen hohen Anfangsinvestitionen (Dampfmaschine, Strangpressen und auch neue Öfen in Hinsicht der Hohlziegel- und Röhrenbrennerei) sich rentiert und durchhalten ließ, ist nicht abschließend beantwortbar, doch bis Mitte der 1870er Jahre scheint dieses Konzept aufgegangen zu sein. Auch die Qualifikation der beschäftigten Arbeiter auf der Ziegelei wird sich zwangsläufig verändert haben, waren es ursprünglich Ziegelmeister, Ofenbrenner, Töpfer, Ziegler, Zieglergesellen und Zuarbeiter, kommen nun mehr angelernte Arbeiter hinzu, die durch den Maschinenbetrieb bedingt, mit einseitigeren Arbeiten Umgang haben. Ab 1875 scheint der Bereich der Handformerei abrupt beendet, viele Ziegelarbeiter werden entlassen, es gibt Proteste und auch Übergriffe auf den technischen Leiter der Ziegelei.Um einen Eindruck von dieser Aufbruchstimmung im Ziegelgewerbe zu geben, hier ein Artikel im Polytechnisches Centralblatt 1873 = N.F. 27 = Jg. 39, Leipzig 1873. Spalte 95, Maschinenziegelei und Ziegelmaschinen, LINKex. Es handelt sich um die Neugründung einer Ziegelei in Neue Mühle bei Königswusterhausen durch Herrn Lietzmann. Ungachtet der enormen Konkurenz der schon bestehenden Handstrich-Ziegeleien (40 Ziegeleien im Umkreis von 2 Meilen, ca. 15 Km), soll die Einrichtung mit Ziegelmaschinen den entsprechenden Vorteil erbringen. Das dabei ein bestimmtes Berliner Fabrikat von der Firma Schlickkeysen die Hauptrolle spielt, ist kein Zufall.
Eine konstruktive Kritik zu dieser Ziegelmaschine, in: Romberg's Zeitschrift für praktische Baukunst, Band 28, 1868 Seite 261 LINKex
Ein anderer Aspekt der Entwicklung der Ziegelmaschinen, die schon um 1800 in den Vereinigten Staaten, 1830 besonders in England und Frankreich, also weit vor der Gründung der Hermsdorfer Ziegelei beginnt, ist die Arbeit von Kindern, die ein nicht unbedeutendes Kalkül in der Propagierung der Ziegeleimaschinen, von Beginn an, in der technischen Entwicklung im maschinellen Ziegeleibetrieb ausmacht. Es wird mit der Maschine nicht nur alles "perfekter" und "vollkommener", es bedarf auch keiner handwerklichen Vorbildung mehr. Der Prozess der Maschinenziegelei ist auf das Auffüllen mit Ton und im wesentlichen mit Abtragearbeiten von Kindern reduziert. So zumindest auf englischen Ziegeleien. Das wichtigste Argument scheint aber die enorme Quantifizierung an Tagesleistungen von Ziegeln zu sein, es geht nicht um weniger als bis zu 32.000 Stück Ziegel bei 10stündiger Arbeitszeit, (Vergleiche zu Handstrichbetrieben, siehe die beiden Links zuvor). Die Dampfmaschine macht den Takt und wird gefeiert als ungebrochener Fortschritt, die Handstrichziegeleien werden zu ineffzienten und teuren Randerscheinungen herabgesetzt. Die Ziegel-Maschine produziert um 2/3 günstiger und "frißt" sozusagen jeden anfallenden Tonrohstoff, so wird es vermehrt in den Fachzeitschriften propagiert.
Ich stelle diese Erscheinungen des technologischen Umbruchs im Ziegeleibetrieb etwas ausführlicher dar, weil darin auch etliche Widersprüche auftauchen, die kurz skizziert werden sollen:
Erstens gilt eine Maschine in Hinsicht auf die Tonaufbereitung (siehe zuvor "Schlämmen" und "Tonschneider") als ausgesprochen sinnvoll.
Zum zweiten lassen sich bestimmte Tonwaren wie Hohlziegel und Tonröhren, besser mit entsprechend konzipierten Maschinen herstellen, immer vorausgesetzt, daß die zu verarbeitende Tonart und die Verarbeitungskonsistenz derselben gegeben sein muß, um ein ansruchsvolles Fabrikat liefern zu können. Diese Thematik wird allgemein in der Fachliteratur über Jahrzehnte hin referiert, verhandelt und begründet, mit vielen Hinweisen auf die Sorgfaltspflicht der Ziegelproduzenten und dem gesteigerten Anspruch der bauausführenden Architekten. Bei Spezialisierung, z. B. in der Herstellung von Dachziegeln oder sehr maßhaltigen glasierten Tonröhren, hohlen Verblendziegeln, ist die Zusammenstimmigkeit von Tonmaterial und Formgebung durch Maschinen noch evidenter.
Dieser bis dahin gepflegte Grundsatz in der Verwendung von Maschinen zu Ziegeleizwecken, wird im oben verlinkten Bericht des Polytechnischen Centralblatts dadurch kontakariert, daß selbst der leitende Stadtbaurat Adolf Gerstenberg und der anerkannte Baumeister Friedrich Hoffmann für die Produktivität (besonders der Schlickeysen-Maschine) als Gewährsmänner für diesen technologischen Fortschritt als Augenzeugen bemüht werden. Das Versuchsfeld war in diesem Fall eine angedachte Ziegelei in Weißensee (wahrscheinlich die projektierte Ziegelei des Großgrund- und Rittergutsbesitzers Schön aus Hamburg, 1873 wird dort ein Ringofen erbaut ...), wo ein Oberflächenlehm mit vielen steinigen Verunreinigungen ungeschlemmt in die Maschine gebracht wurde, die nun täglich 42.000 mehr "ziegelartige Formlinge" produzierte. Es galt schon als feststehend im 18. Jahrhdt. und erst recht im 19. Jahrhdt., daß sich in der näheren Umgebung Berlins, sei es an den Rändern zum Teltow-Hochplateau vor dem Halleschen Tor, oder im Gegenstück das Plateau des Barnims vor dem Rosenthaler Tor, kein für Ziegel verwertbares Tonvorkommen finden ließ, obwohl auch hier schon im 18. Jahrh. kleinere Ziegeleien tätig waren, die nur "klapprige" Ziegel lieferten.
Man hat auch in den Ziegeleien, die sich nun in den 70er Jahren des 19. Jahrhdts. wie ein Kranz um das nördliche Stadtgebiet ausbreiten, Versuche gemacht, den mageren Oberflächen-Lehm mit Freienwalder Ton aufzubessern, um halbwegs akzeptable Hintermauerungsziegel zu erstellen, allein nur um einen günstigen Standort zur Baumetropole Berlin auszunutzen. Doch die meisten Anlagen sind bald wieder verschwunden oder haben lediglich lokalen, ländlichen Bedarf befriedigen können. Die Entwicklung im östlichen Landkreis Niederbarnim, der Raum Rüdersdorf, Hennickendorf und Herzfelde hat eine ungemein hohe Ziegeleidichte erreicht und verfügt auch über entsprechende Tonvorkommen zur Herstellung von Hintermeuerungsziegeln, die hauptsächlich im Handstrichverfahren produzierten.
Hierzu mehr auf der Seite: Hermsdorfer Ziegelei im KREISBLATT NIEDERBARNIM 1858-78. In der Bearbeitung, (u. a. Liste der neu entstandenen Ziegeleien im gesammten Kreisgebiet, besonders in den 1870er Jahren und anderes mehr zu Hermsdorf) LINKex(Diese Seite ist noch unbearbeitet).
Die Hermsdorfer Ziegelei unter Herrn Lessing, ließ 1868 (siehe Exkursion des Architektenvereins zu Berlin zur dortigen Ziegelei) verlauten, daß beabsichtigt ist, in Zukunft auch gewöhnliche Hintermauerungsziegel in Hermsdorf zu produzieren. Möglich, daß es ein Reflex auf die Lieferung der Hintermauerziegel zur Neuen Synagoge in der Oranienburger Strasse in Berlin war, welche die Hermsdorfer Ziegelei lieferte. Dieses Vorhaben erscheint etwas befremdlich angesichts der bestehenden Konkurrenz auch in der unmittelbaren Nachbarschaft, wie in Stolpe z. B. Um mit dem Hermsdorfer Tonvorkommen gewöhnliche Hintermauerungsziegel zu produzieren, müßte man den Ton "magern", also mit 1/4 - 1/3 Volumen Sand vermischen, den man dann umständlich herbeischaffen muß. Die Stolper Ziegeleien verfügten über ähnlich guten Ton wie in Hermsdorf und in nicht allzu großer Entfernung zur Ziegelei, aber auch über genügend Talsand zum "magern". Ein weiterer Vorteil war die Lage der Ziegeleien in Stolpe, unmittelbar an der schiffbaren Havel, es wurde direkt in den Kahn produziert.
Es scheint, es ist über eine Ankündigung gewöhnliche Hintermauerungsziegel herzustellen nicht hinausgegangen, die Verwendung von Maschinen zur Ziegelherstellung in Hermsdorf lag wohl doch schwerpunkmäßig im Bereich von hohlen Verblendziegeln und Tonröhren. Als ein Beispiel einer für solche Zwecke viel verwendeten und gerühmten Maschine, sei hier die Ziegelpresse von Hertel in Nienburg a. d. Saale gezeigt. die in Hermsdorf verwendet wurde:
Ziegelpresse von Hertel in Nienburg a. d. Saale
Über die unterschiedlichen Maschinen zur Ziegelfabrikation und deren Anwendung hier im Überblick, in: Abriss der Thonwaarenindustrie - Bruno Kerl - 1871, Seite 234, 2. Formen mit Maschinen LINKex
Abschließend sei noch betont, daß die Tongrube in Hermsdorf randständig dicht umbaut mit Ziegeleigebäuden und eine Ausdehnung von daher nur beschränkt möglich war. Ohnehin war man schon 1868 weit in die Tiefe vorgedrungen, bei 120 Fuß, was etwa 40 Meter entspricht und das gegrabene Material muß mühsam gehoben werden, eindringendes Grundwasser trat erschwerend hinzu. Das wertvollere Tonmaterial wie man es in Hermsdorf findet in größeren Quantitäten zu Hintermauerungsziegeln zu verwerten, scheint aus vorgenanten Gründen recht unrealistisch und hat sich meines Wissens nicht im Großen verwirklicht.
Architektonische Verzierungen, Terrakotta
Als frühe Arbeiten sind Architektonische Verzierungen in Verbindung mit Verblendziegeln an der St. Michaelskirche (1851) am Engelbecken aus der Hermsdorfer Ziegelei nachweisbar und noch vorhanden. Ob das auch für den Turm der Petrikirche (1847) zutraf ist nicht sicher, die noch überwiegend vorhandene Bausubstanz wurde 1962 gesprengt, Photographien lassen es zumindest erahnen. Als Beispiel einer noch geschlossenen Fassaden- und Gesimsabwicklung, hier ein bildliches Beispiel von der Thomaskirche (1865-69) am Marianneplatz in Berlin Kreuzberg.Um einen Eindruck zu geben, mit welch hohem Aufwand solche recht großen Gesimsverzierungen an der Thomas-Kirche in Berlin (ca. 40 x 50 x 60 cm messend, mit Wandstärken bis ca. 5-7 cm) erstellt wurden, füge ich hier einen recht anschaulichen Text ein: Abriss der Thonwaarenindustrie - Bruno Kerl - 1871 - 524 Seiten, Architektonische Verzierungen, Seite 300 LINKex
[...] Architektonische Verzierungen zur Nachahmung der antiken Baukunst als Capitäler für Säulen, Karyatiden, Gesimssteine ec., werden in neuerer Zeit in großer Menge angefertigt. Ein Hauptbedingniß dabei ist, daß sie genügende Festigkeit besitzen um den Einflüssen der Witterung zu widerstehen und trotzdem, daß sie völlig frei dem Frost, Regen und Sturm ausgesetzt sind, doch die scharfen Kanten ihrer Umrisse behalten. Ihre Masse muß so fein sein, daß sie leicht alle scharfen Linien der Form annimmt und endlich muß die Masse beim Trocknen und Brennen völlig gleichmäßig schwinden und darf sich nicht verwerfen, wodurch alle geraden Linien zerstört würden. Endlich müssen sie nach dem Brennen eine angenehme reine Farbe haben. Man macht sie entweder aus einem sich roth brennenden Thon, oder als Nachahmung von Sandstein-Sculpturen von weißem, schwach gelblich grauem Thon. Der Thon muß unter allen Umständen sehr sorgsam bereitet werden, wobei man das Schlämmen nicht umgehen kann. Ein Theil geschlämmter Thon wird darauf mit 2 bis 3 Theilen Chamotte gemischt und auf die Thonmühle gegeben. Zur Erreichung einer größeren Homogenität wird die aus der Thonmühle kommende Masse in Ballen geformt, geschnitten und zum zweiten Mal in der Mühle geknetet. Die fertige steife Masse wird zu viereckigen Blöcken geformt und von diesen mit dem Draht Lappen abgeschnitten, welche mit der Hand in Formen von Gips, oder gebranntem Thon gedrückt, oder eingerammt werden. Da die auf die Zubereitung der Masse verwendeten Kosten nicht unbeträchtlich sind, so sucht man diese zu verringern, indem man nur ein dünnes Blatt in die Form bringt welches dann die Oberfläche des Gegenstandes bildet die nöthige Stärke erreicht man durch Auftragen von rohem Thon, dessen Farbe ganz unwesentlich ist. Bei der Auswahl dieses Thones ist aber zu berücksichtigen, daß beide der Thon und die darüber liegende Masse ganz gleichmäßig sowohl beim Trocknen, als beim Brennen schwinden, was jedoch ohne Zusatz von Chamotte schwer gelingt.
Bei großen ornamentalen Werkstücken wird wohl der Thon in eine zu verschließende Form gefüllt, durch deren Wandöffnungen man eine Anzahl eiserner Dorne eintreibt, welche den Thon verdichten in alle Theile der Form eintreiben und nach dem Herausziehen Höhlungen hinterlassen. Diese befördern das Entweichen der Feuchtigkeit beim Trocknen und Brennen. Wertstücke aus feuerfestem Thon statt aus gewöhnlichem Ziegellhon haben für Architekturzwecke Vorzüge. Das Brennen geschieht meist im Steingutofen, man giebt dabei eine so hohe Hitze als es der Thon nur ertragen kann, um ihn möglichst dicht und hart werden zu lassen.
Ein zweckmäßig construirter Ofen in der Feilner'schen Fabrik in Berlin, welcher bei bedeutender Brennstoffersparung, eine sehr gleichförmige Temperatur liefert ist bereits erwähnt (S. 282). Die Meisterschaft in der Herstellung solcher architektonischen Verzierungen und Statuen aus Thon hat die March'sche Fabrik in Charlottenburg erreicht. Die verschiedenen Thonsorten, auf deren richtige Vermengung demnächst sehr viel ankommt, werden einzeln in gewöhnlicher Weise geschlämmt, der Schlamm nötigenfalls in steinernen Pfannen mit Feuerzügen darunter eingedickt, wenn das Trocknen an der Luft nicht hinreichend stattfindet, dann die verschiedenen Thonsorten mit der unter Kollermühlen zertheilten Chamotte auf einen Mischplatz in Lagen über einander gefahren und die Masse wiederholt im Thonschneider behandelt, bis sie völlig homogen geworden. Dann läßt man sie im Keller faulen und bildet daraus in Gipsformen die betreffenden Gegenstände, welche nach vorsichtigem Trocknen in Oefen von der Einrichtung 3- 8schüriger Porzellanofen ohne Rost mit Steinkohlen gebrannt werden. Die Flamme steigt durch Oeffnungen im Boden auf, zieht durch Oeffnungen im Gewölbe in die zweite Etage und von hier in die dritte Größere. Gegenstände z. B. Statuen, brennt man in der untersten Etage, indem man sie sorgfältig mit Steinen umgiebt und die Fugen dazwischen mit Thon verschmiert. Zur Beurtheilung des Grades des Brandes holt man von Zeit zu Zeit aus den Schauöffnungen Proben hervor. Nach vollendetem Brande läßt man den Ofen vorsichtig, nachdem er aufgemacht, abkühlen. In der zweiten Abtheilung brennt man meist kleine architektonische Verzierungen, ebenfalls von Steinen umgeben oder selbst in Kapseln. In letzteren werden unter Andern auch die Mosaiksteine gebrannt. Die dritte Etage bleibt häufig frei. Außerdem fertigt die Fabrik auch gepreßte Röhren zu Wasserleitungen, Gefäße für Chemiker, Pharmaceuten und Techniker, aus mit Salz glasirtem Steinzeug. [...]
Weiteres und ausführlich zu der Anfertigung von Gesimssteinen in: Die Ziegel- und Röhrenfabrikation. Edmund Heusinger von Waldegg, Leipzig 1867, Seite 110; Von der Anfertigung der Facon-, Gesims-oder Profil-Steine - LINKex
Etagen-Töpferofen, mit zweiter Nach-Brennkammer bei H
Tonröhrenfabrikation für Drainage
Wie aus dieser Anzeige im Niederbarnimschen Kreisblatt vom Oktober 1872 (Hermsdorfer Actien-Gesellschaft) zu ersehen ist, werden sicherlich inzwischen auch auf maschinellem Wege mit Danpfkraft, Wasserleitungs- und Drainröhren auf der Ziegelei in Hermsdorf produziert. Die ersten, wahrscheinlich noch im Hand-Maschinenverfahren produzierten Drainröhren, wurden in Hermsdorf 1852 (C. Wernecke) erstellt, mittels zweier Maschinen der Maschinenbauanstallt Egells in Berlin.Unter Drainröhren versteht man mit Maschinen aus dem Strang gepresste Röhren verschiedener Durchmesser und Wandstärken. Das Einsatzgebiet dieser Röhren sind Ackerflächen und Wiesen, die einen zu hohen Grundwasserspiegel besitzen, meistens ist die Ursache eine toniger oder stark lehmige Schicht im Boden, welche ein Versickern der Oberflächenwasser verhindert, was zu Ertragsverlusten führt. Die ersten Bemühungen in dieser Sache haben zu Anfang des 19. Jahrhdts. englische und schottische Landwirte erfolgreich durchgeführt. Somit sind die Erfahrungen auch in Bezug der maschinellen Tonröhrenherstellung in England schon erheblich fortgeschritten, als man Mitte des 19. Jahrhdts. auch in hiesigen Regionen das Prinzip der Drainage einführt. Im wesentlichen ist das durch den Großgrundbesitz der Landgüter geschehen, die meistens auch eine angeschlossene Ziegelei besaßen. Viel ist darüber berichtet worden in den ökonomischen Schriften der Landwirtschaftsorganisationen, mit regionalen Schwerpunkten z. B. in Mecklenburg, wo ein schwerer lehmiger Ackerboden vorherschend ist. Anfänglich wurden die Röhren im Handbetrieb mit einfachen Maschinen erstellt, deren Anschaffungskosten nicht so bedeutend waren. Nicht immer ist ein ausreichend plastisches und steinfreies Tonmaterial verwendet worden und die Berichte in zuvor zitierten Schriften weden nicht müde, auf diese Zusammenhänge hinzuweisen. Das gilt auch für das richtige Brennen dieser relativ dünnwandigen Tonröhren. Es sind ja nicht die geringen Kosten der Herstellung von Röhren ansich, sondern die Erdarbeiten, die eigentliche großflächhige Drainage über hunderte Hektar ist der eigentliche Aufwand. Von daher sind gut hergestellte Drainrohre ein Muß.
Abbildung aus: Bilderalbum der besten in der Praxis bewährten Maschinen und Geräthe der Haus- und Landwirthschaft. Leipzig bei Phillip Reclam jun. 1860 - LINKex
Hier ein Textauszug, der recht anschaulich die Bemühungen um die Verbesserung der Landwirtschaft mittels Drainage beschreibt:
Mittheilungen über die Entwässerung des Bodens durch unterirdische Röhrenleitungen (Drainage).
Aus den Akten des Ministeriums für landwirthschaftliche Angelegenheiten - Verlag der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbuchdr., 1852 - 170 Seiten - LINKex / Seite 9 - Sektion V. Brandenburg.
[...] Der Central - Verein für den Regierungs-Bezirk Frankfurt hat sich darauf beschränkt, die von ihm erforderten Berichte der Zweigvereine (17 an der Zahl), von denen 10 eingegangen sind, zunächst ohne weitere eigene Bemerkungen einzusenden. Die der Sache nicht günstigen Aeußerungen zweier dieser Kreisvereine sind schon vorhin erwähnt worden, dagegen geht aus den Berichten der übrigen, nämlich: Arnswalde, Berlinchen, Cottbus, Crossen, Guben, Müncheberg, Sorau und Züllichau hervor, daß sich dort ein zwar mehr oder minder dringendes immer aber lebhaftes Verlangen zeigt, der Wohlthaten der neuen Entwässerungs-Methode theilhaftig zu werden. Namentlich sind es die Vereine zu Berlinchen, Cottbus, Crossen, Guben, Sorau und Züllichau, die das Bedürfniß der Drainirung für ihre Gegenden und das Verlangen ihrer Landwirthe darnach sehr bestimmt hervorheben und Maaßregeln der Beihülfe wünschen und beantragen. Nur vier eigentliche Röhrenpressen scheinen im ganzen Bezirke vorhanden zu sein, nämlich in Beesdau bei dem Landes-Oekonomie-Rath Koppe; auf dem Domainen-Amte Sorau, bei dem Ober-Amtmann Peyer; in Dobberphul bei Schönfließ, dem Gute des Herrn von Sydow, und wenn solche schon an Ort und Stelle gelangt ist, auf der Ackerbauschule zu Haasenfelde, die vom Königlichen Ministerium verliehene. Bedeutendere Drain-Anlagen mit Thonröhren werden aber wahrscheinlich bis jetzt nur in Beesdau ausgeführt sein.
Andere Versuche werden von dem Vorsteher des Vereins zu Berlinchen, Rittergutsbesitzer Restorf auf Tobelhof erwähnt, welche mit Röhren, die ein Töpfer in Berlinchen mittelst einer einfachen Maschine anfertigt, aber zu dem Preise, von 30 bis 33 ½ Rthl. für Tausend Dezimalfuß verkauft, angestellt worden sind; und der Crossener Verein berichtet, daß im dortigen Bezirke 30.000 Röhren aus Schlesien verschrieben worden sind, die für den Preis von 6 Rthlr. abgelassen werden sollen.
Anträge wegen Ueberlassung von Röhrenpressen sind fast von allen Zweigvereinen gestellt. Wir werden die Orte, für welche dergleichen erbeten werden, weiter unten mit denen aus allen übrigen Provinzen speziell namhaft machen und bemerken hier nur vorläufig, daß ein zweier und dritter Bericht des Hauptvereins die erneuerten Petitionen um Ueberweisung von Maschinen angelegentlich befürwortet.
Was der Central-Verein für den Regierungs-Bezirk Potsdam in Beziehung auf den Prenzlauer Kreis, wo ein Bedürfniß der Drainage nicht empfunden wird, und über das Erforderniß einer Musteranlage zur Anregung und Beseitigung noch vorhandenen Mißtrauens geäußert, ist bereits oben angeführt. Im Uebrigen zeigt derselbe lebhaften Antheil für Beförderung der Sache, weiset das Bedürfniß namentlich für den Angermünder Kreis und ganz besonders für die Priegnitz nach, erwähnt des uneigennützigen Erbietens des Freiherrn von Puttlitz auf Wolfshagen, eine Maschine auf eigene Kosten aus England kommen und auf seiner Ziegelei Röhren anfertigen zu lassen, welche er für den Kostenpreis den Landwirthen ablassen wolle, wenn er die Presse steuerfrei einführen dürfe, berichtet, daß die Königliche Ziegelei am Wehrbelliner See schon seit einigen Jahren Thonröhren, wiewohl nur in kleinem Umfange anfertige, daß jedoch neuerdings der Gutsbesitzer Wernicke in Hermsdorf bei Oranienburg zwei Röhrenpressen in Betrieb gesetzt und sich erboten habe, für billige Preise jedes beliebige Quantum anzufertigen und bis Berlin zu befördern, und erbietet sich endlich für den Fall, daß sein Antrag wegen Einrichtung einer Muster-Drainage Anklang finden sollte, zur Ermittelung einer passenden Lokalität.
Von bis jetzt wirklich ausgeführten Anlagen mit Drainröhren wird nur eine einzige angeführt, die der obengenannte Herr von Puttlitz auf Wolfshagen mit Röhren, die er aus dem Hannöverschen bezogen, ausgeführt haben soll; doch haben einzelne Versuche mit Fontanellen nach alter Art sich bewährt und werden namentlich die des Ober-Amtmann Jacobs in Gnewikow bei Ruppin als besonders gelungen bezeichnet. [...]
Einen Erfahrungsbericht über Drainierungsarbeiten und die Herstellung von Drainröhren auf einem Landgut (Earl of Derby) in England, wie vor: Mittheilungen über die Entwässerung ... , Seite 39: LINKex
Abbildung links: Hier handelt es sich um eine Thonröhren-Presse, wie sie für die Königliche Ziegelei bei Joachimsthal um 1847 von der Eisenbauanstalt Egells in Berlin gefertigt wurde. Vermutlich haben auf der Ziegelei von Wernecke in Hermsdorf ebenso zwei Maschinen dieser Art ab 1852 gestanden und produziert.
Ausführliche Beschreibung und Belastungsversuche an Thonröhren in: Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen, Vol. 32 - 1853 LINKex
2. Beschreibung einer Thonröhren-Presse. Von Herrn Dr. Corssen. - (Mit Abbildungen anf Tafel XXII.)
[...] In der Maschinenbau-Anstalt des Herrn Egells hierselbst wurde für die Königliche Ziegelei zu Joachimsthal vor etwa 6 Jahren eine Thonröhrenpresse gebaut, die sich dort so vollständig bewährte, daß mit einigen Verbesserungen seitdem viele Exemplare in der genannten Maschinenbau-Anstalt ausgeführt worden sind und das letzte Exemplar nach welchem die Zeichnung genommen, jedenfalls eine den Anforderungen der Praxis entsprechende Maschine ist. Die Presse zeichnet sich durch Einfachheit aus, ein großer Vortheil bei Maschinen, zu deren Unterhaltung den Ziegelei-Besitzern nicht immer die erforderlichen Kräfte und Mittel zu Gebote stehen. [...]
Zum Brennen der Thonröhren werden z. B. in England spezielle Öfen verwendet, die auf das dünnwandige Material der Röhren hin konzipiert wurden. Eine Beschreibung wie folgt in: Dingler, Polytechnisches Journal. 1859 Band 153: LINKex Ziegelöfen zu Alperton (Middlesex-England). Aus der Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und Ingenieur-Vereins, Bd. IV S. 127. Mit Abb. auf Tab. I.
[...] In neuerer Zeit sind in England Ziegelöfen zur Anwendung gekommen, die sich durch eine bedeutende Ersparniß an Brennmaterial auszeichnen. Sie werden in der "Sammlung landwirtschaftlicher Bauausführungen von Engel, Berlin 1858", näher beschrieben.
Wie in Fig. 34 im Grundrisse und in Fig. 35 im Durchschnitte angegeben, bilden die Oefen, von denen meist vier Stück neben einander gebaut werden, einen cylindrischen, oben mit einem Gewölbe geschlossenen, von hohlen Mauern umgebenen Raum zur Aufnahme von Thonwaaren, welche aus Drainröhren und hohlen Steinen bestehen. Die Feuerung befindet sich in der Mitte in einem 3' weiten Canal unter dem Boden des Ofens, welcher zugleich mit dem Einsetzen der Thonwaaren um ein oberes, etwa 8' hohes Stück bis über die Kämpferlinie des Gewölbes verlängert wird. Das obere, in den Ofen reichende Stück wird trocken mit etwa 2'' weiten Fugen aufgebaut.
Ungefähr 2' über dem Roste befinden sich 16 spaltenförmige Oeffnungen in dem Schornsteine, welche durch einen rund um letzteren laufenden Canal mit der äußeren Luft in Verbindung stehen; hiedurch dringt frische Luft in die Richtflamme des Feuers, was eine vollständigere Verbrennung der flüchtigen Stoffe und eine größere Hitze erzeugt. Der Boden des Ofens wird von einem System von kleinen, concentrisch laufenden Canälen durchzogen, die sich an den Umfangswänden öffnen und in einen größeren Canal münden, der wieder mit dem Canalsystem des zweiten Ofens in Verbindung steht und zugleich durch entsprechend angebrachte Schieber mit dem in der Mitte zwischen den vier Oefen liegenden, etwa 40' hohen Schornsteine.
Am Fuße dieses mittleren Hauptschornsteins befindet sich etwa 8' vertieft der Raum, von wo die vier Oefen geheizt werden. Eine kleine Oeffnung von der Seite dient zum Eintragen der Thonwaaren. Die Wirkung dieser Heizungsanlage erklärt sich nun leicht. Sobald der Ofen gefüllt ist, dient ein gelindes Feuer zum Ausschmauchen der nur so weit getrockneten Thonwaaren, als es zum Eintragen genügt; hierbei zieht die Feuchtigkeit aus dem Mannloche im Scheitel des Gewölbes. Nach kurzer Zeit kann die Oeffnung geschlossen werden und wird nun ein stärkeres Feuer zum Garbrennen der Massen angemacht. Die Hitze verbreitet sich durch den inneren Schornstein im ganzen Ofen, steigt in die Canäle hinunter und kann dann entweder direct in den Hauptschornstein oder zum Ausschmauchen des zweiten Ofens in diesen geleitet werden.
Das Garbrennen der Ziegelwaare dauert 2 bis 3 Tage und Nächte für den ersten Ofen, 28 bis 36 Stunden dagegen nur in den anderen Oefen. Die hiedurch erreichte Ersparniß an Kohlen wird auf 50 bis 75 Procent anderen Oefen gegenüber angegeben. Die Meinung des Berichterstatters über diese Construction geht dahin:
"Die Oefen eignen sich nur zum Brennen hohler Steine und Drainröhren, und dieß nur da, wo sie den ganzen Sommer in Benützung stehen können."
"Daß außer dem geringeren Brennmaterial-Verbrauch und der Zeitersparniß auch die Gleichmäßigkeit in der Gare sich besonders günstig herausstelle, ist wohl nicht anzunehmen."
"Dagegen ist ein weiterer Vortheil darin nicht zu verkennen, daß eine namhafte Ersparniß an Trockenschuppen erzielt wird, da das Ziegelgut, sobald es nur das Aufeinandersetzen ertragen kann, in den Ofen eingesetzt wird."
"Daß auch Holz- und Torffeuerung statt haben kann, ist nicht zu bezweifeln." [...]
Ausführliches zur Fabrikation der Thonröhren mit Maschinen in: Die Ziegel- und Röhrenfabrikation. Edmund Heusinger von Waldegg, Leipzig 1867, Seite 347 - LINKex
Glasierte Thonröhren für Be- und Entwässerung
In den Anzeigen der Hermsdorfer Actiengesellschaft werden ab 1872 außer Drainröhren auch glasierte Wasser-Röhren angeboten, später auch als glasierte Thonröhren bezeichnet. Ähnliches ist auch für 1855 in der Ziegelei von Carl Wernecke belegbar, siehe die Produkten-Liste mit diesem LINK. Tonröhren wurden auch für die Zuleitung von Trinkwasser aus städtischen Brunnen hergestellt. Sehr früh um 1850 ist das systematisch in Bunzlau (Schlesien) so gemacht worden. Das spricht dafür, daß in Bunzlau eine verbreitetes Keramikhandwerk angesiedelt war, ebenso die erste Fachschule für Keramiker in der Stadt anfesiedelt wurde. Ob es sich dabei hauptsächlich um Thonröhren zur Entwässerung der Grundstücke und des Strassenlandes in Berlin handelt, ist wahrscheinlich. In der Regel sind es Thonrohre zur Haus- und Grunstücksentwässerung mit einem Durchmesser (in Berlin standardisiert) von 10/12 bzw. 21 cm, welche innen und außen mit einer Salzglasur versehen sind. Im Zuge des Hobrechtplanes zur Entwässerung Berlins, beginnend 1873 mit der Anlage von Radialsystemen, die mit Pumpwerken und durch groß angelegte unterirdischer Wasserkanäle, die Berliner Abwässer aus den zentralen und zuwachsenden Stadtgebieten sammelten und mit gußeiserner Druckrohre, von den Stadträndern aus, auf Rieselfelder nördlich und südlich der Metropole pumpten, entstand auch für besagte Thonrohre ein ungemein zukunftsträchtiger Markt. Es geht im Laufe der nächsten zwei Jahrzehnte ab 1875 um 1.200 und mehr Kilometer die im öfentlichen Strassenland und den Grundstücken verlegt wurden.Absicht der Entwässerungsplanung war die vollständige Entwässerung der Grundstücke und Strassen von Regenwasser, Küchenspülwasser, Waschwasser und vor allen Dingen die neu hinzukommenden Anschlüsse für "Water-Closets". Die bisherige Praxis, das anfallende Abwasser und die Fäkalien in Senkgruben auf den Höfen zwischenzulagern, oder in die oben offenen Abzugskanäle der Strasse (die Kanäle verliefen zwischen Gehweg und Strassenpflasterung, waren ca. 60 x 60 cm im Querschnitt groß) ungereinigt einzuleiten, die wiederum die faulende und stinkende Fracht in Nebenarme der Spree, bzw. der Stadtbefestigungsgräben und den Kanälen, letzendlich der Spree selber zu überlassen. Diese Methode stank förmlich zum Himmel und ein Spaziergang im Sommer an der Spree war eine große Pein.
Es war unter hygienischen Gesichtpunkten eine einzige Katastrophe, zumal Berlin und die Vororte außerhalb der Stadmauer in der Bevölkerung eine ständige Zunahme zu verzeichnen hatte, was sich zahlenmäßig an zwei Dekaden von 1860 bis 1880 als absolute Zahlen, in einer Verdoppelung der Einwohnerzahl von 500.000 1860 zu 1.000.000 im Jahre 1880 ablesen läßt.
Zu den Beweggründen (zu denen auch die verheerende Choleraepedemie von 1866 zu rechnen ist) und den bautechnischen Umsetzungen dieses ergeizigen und für die Stadtentwicklung segensreichen Vorhabens, lassen sich drei Veröffentlichungen beibringen, die hier als Link angeboten werden:
- Die Canalisation von Berlin: Im Auftrage des Magistrats der königl. Haupt- und Residenzstadt Berlin / entworfen und ausgeführt von James Hobrecht <Stadtbaurat> [1824-1902] - Berlin: Ernst & Korn, 1884 – ETH Zürich. — LINKex. Hier Seite 214: Zum Material der Thonrohrleitungen — LINKex. ATLAS mit Abbildung der Thonrohre, Blatt 6 — LINKex
- Reinigung und Entwässerung Berlins. General-Bericht über die Arbeiten der städtischen gemischten Deputation für die Untersuchung der auf die Kanalisation und Abfuhr bezüglichen Fragen, erstattet von Rudolf Virchow, Mitglied der Stadtverorneten-Versammlung. — Mit Tafeln und Tabellen. Berlin, 1873. - Verlag von August Hirschwald, Unter den Linden No. 68. — LINKex. Hier die Tabellen der in den ersten 10 Jahren erstelleten Kanal- und Rohsysteme — LINKex
- Ueber die Mittel und die nöthigen Bauwerke zur Reinigung der Städte und zur Versorgung derselben mit Wasser; mit besonderer Rücksicht auf die Stadt Berlin (Vom Herausgeber. Vorgelesen in den Gesammtsitzungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 17ten und 24sten Februar 1842), in: Journal f. d. Baukunst in zwanglosen Heften ; 16. 1842; S. 251 ff. — LINKex
- Handbuch der Hygiene, Seite 355; Rentabilität von Rieselfeldern von Georg H. Gerson — LINKex
Hydraulische Röhrenpresse — Reichenecker
Im Handbuch der Hygiene. Bd. II. AbtIg. 1. von F. W. BÜSING, Seite 206 — (LINKex) werden folgende qualitativen Merkmale bei Thonröhren angesetzt:
1. Glasierte Thonrohre.
[...] Beiderseits glasierte Thonrohre, wenn gut (aber nicht bis zur Sinterung) gebrannt, von nicht zu geringer Wandstärke (bei kleinem "Kaliber" etwa 1/8, mittlerem 1/10, bei großem etwa 1/12 der lichten Weite), sind ein ausgezeichnetes Material, das deshalb auch in sehr ausgedehnter Anwendung steht, über die ungünstigen Abflußverhältnisse, welche die Kreisform bei Kleinwassern besitzt, ferner über die Zerstörungsgefahr durch äußeren Druck und betreffs der üblichen Weiten glasierter Thonrohre (vergl. unter VIII).
Thonrohre mit Eiprofil kommen zwar vor, doch nur selten, da die Fabrikationsschwierigkeiten groß und solche Rohre daher teuer sind. Hinsichtlich der Rohrfabrikation ist zu fordern, daß die Muffen nicht als besonderer Teil geformt und an das Rohr angesetzt werden, sondern daß beide Teile in einem und demselben Stück geformt werden. Es dürfen ferner die Rohre nicht allzu scharf gebrannt sein, weil sie alsdann unter äußerem Druck leicht zerspringen. Die Rohre dürfen keine Stellen haben, an denen infolge von Sinterung sich Klumpen oder andere grobe Unebenheiten zeigen; endlich dürfen auch keine Löcher in der Wand vorkommen, die oft vorhanden sind, wenn der Thon Kalk in gröberen Stücken enthielt. Einen großen Vorzug besitzen Thonrohre darin, daß eine ausreichende Prüfung kaum mehr als eine sorgfältige Inaugenscheinnahme fordert. Die Länge der einzelnen Schüsse ist 1 m. Die Muffenverbindung von je zwei Rohren muß zwar dicht, aber nicht starr sein, damit kleine Bewegungen infolge von Bodenerschütterungen sich vollziehen können, ohne daß die Leitung undicht wird. [...]
Ob die Hermsdorfer Ziegelei in Betreff der Fabrikation von glasierten Thonröhren, oder Keilziegeln für gemauerte Abwasserkanälke, ab 1874 von diesem "Aufbruch zu einer sauberen Stadt Berlin" hat profitieren können, läßt sich nicht mehr feststellen. Die allgemeine Bautätigkeit in Berlin war auf jeden Fall eine prosperierende, proportional dem Bevölkerungswachstum. Einen Eindruck von den Problemen der Stadtplanung auch unter hygienischen Gesichtspunkten, verbunden mit einer systematischen Entwässerung von schon bestehenden und neu hinzukommenden Stadtgebieten, wird in einem Artikel in der Zeitschrift für Bauwesen XXIII. 1873, H. III-V = Sp. 111, von G. Aßmann vorgetragen: Die Wohnungsnot in Berlin — LINKex.
Hier zeigt sich auch vor welchen Herausforderungen der Hobrechtplan stand, bei der allgemeinen Gemengelage von hochverdichtetem Innenstadtkern und hinzuwachsendem Vorstadtgelände (das sogen. Weichbild der Stadt), welches in vielen Belangen, wie Strassenbau, Be- und Entwässerung noch erschlossen werden mußte. Vieles wirkt improvisiert und unter dem Druck von fehlenden, fachlich ausgebildeten Arbeitskräften, wird der eigentlich öffentliche Bereich des Strassenbaus und der Entwässerung mehr den Einzelinteressen von Privat-Baugesellschaften überlassen, was unter vielen Umwegen zu keinem hinreichendem Ergebnis führte. In Spalte 122-123 o.g. Berichts werden die Konflikte und Interessenlage der Bauausführenden und der Stadtplanung deutlich aufgezeigt und hier auszugsweise zitiert. Spalte 122-123:
[...] "Es liegt außerdem auf der Hand, wie schwer die Ausführung eines Baues, namentlich die Anfuhr der Materialien an einer nicht befestigten Straße ist; noch schlimmer sind aber die Mißstände, welche entstehen, wenn ausgedehnte Gebäude an solchen auch nicht entwässerten Straßen bewohnt werden und wenn ein städtischer Verkehr auf nicht befestigte und nicht entwässerte Straßen angewiesen wird. Zustände, wie diese, welchen wir leider überall in der Umgebung der Stadt begegnen, sind nicht allein unwürdig, sondern auch für die Gesundheit, für die Sitten und Gewöhnungen, wie für den Erwerb und den Verkehr der Bewohner von größtem Nachtheil. Noch nachtheiliger aber wirken sie auf die Baulust. Denn was die Bewohner solcher Straßen trifft, das wirkt rückwärts auf die Miethen, also auf den Ertrag von Banunternehmungen unter solchen Verhältnissen, auf den Credit, der ihnen gewährt wird, und lähmt so die Bauthätigkeit selbst in der empfindlichsten Weise. Auf der andern Seite ist auch die zunehmende Dichtigkeit und Höhe der Gebäude wesentlich eine Folge dieser Verhältnisse. Die nicht regulirten, nicht gepflasterten und nicht entwässerten Straßen in der nächsten Umgebung schließen die Stadt wie die Wälle einer Festung ein, über welche hinaus der Bauthätigkeit jede Ausdehnung untersagt ist, und die Folge ist dieselbe, wie in einer von Wällen umd Gräben eingeschlossenen Stadt, es drängt sich die Bebauung in der nachtheiligsten Weise zusammen. An den Chausseen sucht die Bauthätigkeit unter Erschwerungen aller Art Auswege, um aus diesem engeren Kreise herauszukommen, allein auch hier fehlt die Entwässerung, die allein städtische Straßen bieten können. Es entstehen hier die schlimmsten Zustände, wie wir dies früher an der Potsdamer Straße, neuerdings an der Schönhauser Allee und noch jetzt an der Frankfurter- und anderen Chausseen erfahren haben. Hierdurch wird auch an diesen Straßen jede ausgedehntere Bebauung unmöglich.
Spalte 126:
Auch eine geordnete Entwässerung läßt sich nur in solchen Straßen erreichen, die planmäßig im Zusammenhang entstehen. Und dieser besonders wichtige Theil der öffentlichen Anlagen sollte niemals, wie hier allgemein, durch die Unternehmer, sondern stets von den städtischen Behörden ausgeführt werden. Wie jetzt hier die Entwässerungsanlagen entstehen, sind dieselben nur ein einstweiliger Nothbehelf, jeder Unternehmer hilft sich so gut wie er kann, oder so schlecht, wie es ihm gestattet wird. Es liegt auch auf der Hand, daß wenn man wirklich nach einem bestimmten Entwässerungsproject bauen wollte, es doch nicht zulässig, wenigstens sehr unbillig wäre, einem Unternehmer, welcher unterhalb eines Fluthgebietes liegt, die Anlage kostspieliger Canäle aufzuerlegen, die nur dazu dienen, den oberhalb belegenen Straßen künftig Vorfluth zu schaffen. Auch sind die Zeit- und Zinsenverluste, welche den Baugesellschaften und den kleineren Privatunternehmern aus der Herstellung der Straßen mit diesen provisorischen Entwässerungen erwachsen, sehr erheblich. Die Dammschüttungen, das Setzen derselben, bevor die Thonrohre eingelegt werden, das Setzen der Bettungen für die Thonrohre, die Herstellung des Pflasters, dies Alles sind zeitraubende Arbeiten, welche ausgeführt sein wollen, bevor die ersten Bauten beginnen. Müssen diese bei jeder einzelnen Straße und jedesmal von neuen Unternehmern durchgemacht werden, so wird diese Last eine viel größere, als wenn große Bauterrains von den städtischen Behörden auf einmal in dieser Weise vorbereitet und die Kosten dann repartirt werden. Jedenfalls ist es eine Verschwendung von Arbeitskraft und Material, wenn man provisorische Anlagen macht, wo man dauernde schaffen könnte." [...]
Es bleibt noch anzumerken, daß bei stetiger Erschließung der anzuschließenden Grundstücke enorme Quantitäten an Thonröhren für die Haus- und Grundstücksentwässerung verlangt wurden. Ein Beispiel in Zahlen für den Bereich des Radial-Systems III (erstes System ab 1874 begonnen, LINKex zur Tabelle) mit 3.338 Grundstücken und 1.337 schon vorhandenen Wasserclosets, kann die Menge der verbauten Thonröhren zur Hausentwässerung darstellen. Rechnet man für jedes Grundstück zusammengenommen ca. 25 laufende Meter an Thonrohre von 10 cm für das Regenwasser und 21 cm für das Brauchwasser aus den Wohnungen, so ist der Bedarf auf etwa 83.500 Meter Thonrohre im Radialsystem III anzusetzen. Für die weitere Stadtentwicklung und zugleich Erschließung der Grundstücke bis 1890 mit dann insgesamt 12 Radialsystemen, kann man von ca. 1,2 Millionen Metern oder 1.200 Km Thonrohleitungen ausgehen. Nicht eingerechnet sind die im Querschnitt größeren Sammel-Thonrohre (Berlin, bis zu 45 cm) in den Strassen. Eine Anzeige aus der Zeitschrift für Bauwesen kann als Beleg für diesen aufkommenden Bedarf (nicht nur in Berlin) herangezogen werden. Außer den englischen Fabrikaten waren auch Thonwarenfabriken aus Schlesien am Berliner Baumarkt präsent.
Anzeige aus der Zeitschrift für Bauwesen um 1865
Das Brennen der Ziegel:
Aus einer vergleichenden Beschreibung über Casseler-Flammöfen, läßt sich indirekt, die hauptsächliche Art des Ziegelbrennens in Hermsdorf erschließen. Es handelt sich um einen Text in der Zeitschrift für Bauwesen V. 1855, H. I/II = Sp. 1-96 — LINKex, in der folgendes ausgeführt wird:Die Casseler Flamm-Ziegel-Oefen. (Mit Zeichnungen auf Blatt 5 und 6.)
[...] Die Ziegel, welche in der Umgegend von Cassel seit den letzten 10 Jahren gebrannt werden, besitzen eine so vorzügliche Güte, daß sie nicht allein in der nächsten Nähe von Cassel ausschließlich zum Rohbau, sondem auch in der weitern Umgegend als ein dazu besonders gesuchtes Material verwendet werden. Die Hochbauten auf der hessischen Staatsbahn und der Main-Weserbahn, sowie die Brücken- und Tunnel-Bauten auf unserer westphälischen Staatsbahn und der hannoverschen Südbahn liefern hierfür mannichfache, sprechende Beweise. Neben der besonders guten Ziegel-Erde, die sich bei Cassel vorfindet, ist es die eigenthümliche Construction der Ziegel-Oefen, durch welche ein so vorzügliches Material hergestellt wird.
Um zu beurtheilen, wie auffallend und bedeutend die Ersparniß am Brenn-Material ist, führe ich hier die Zahlenangaben von einer Ziegelei an, auf der nicht allein ein anerkannt ganz vorzügliches Ziegel-Material fabricirt wird, sondern die auch, durch Umsicht und Sorgfalt des Besitzers, ganz besonders gut rentlrt. Es ist dies die Ziegelei des Rittergutsbesitzers Wernecke auf Hermsdorf bei Berlin. Die Beschreibung der letzteren ist der Gegenstand dieses kurzen Aufsatzes.
Überwölbter Ziegelofen mit 4 Schürgassen
a) für das Einkarren und Einsetzen der Steine mit 8 geübten Arbeitern 6 Tage,
b) für das Anfeuern und Brennen mit 2 Ziegelbrennern und nächtlicher Ablösung 12 Tage,
c) für das Abkühlen im Durchschnitt 7 Tage,
d) für das Auskarren, wozu 8 geübte Arbeiter nöthig sind 4 Tage.
Demnach Betriebszeit eines Brandes . . . 29 Tage (Bei den offenen Oefen mit einem Schutzdache dauert der Brand mindestens ¼ bis ½ Tag länger.)
Überwölbter Ziegelofen mit 4 Schürgassen
Rechnet man nämlich nach "Wiebe's Angaben (Vorträge über Dampfmaschinen-Lehre) daß 1 Scheffel Steinkohlen 560.000 Calories, und 1 Klafter Kiefernholz 7.500.000 Calorics entwickelt, so verhält sich die Heizkraft von 1 Scheffel Steinkohlen zu der von 1 Klafter Kiefernholz wie 560000 : 7,500000 oder 1:13, das heißt, 13 Scheffel Steinkohlen und 1 Klafter Holz besitzen gleich große Heizkraft. In Schlesien rechnet man im Durchschnitt 3 Tonnen Steinkohlen (zu 4 Scheffel) gleich 1 Klafter Kiefernholz; die Güte und die Art der Verwendung der Kohlen, so wie die Güte des Holzes lassen bekanntlich die Verhältnißzahlen für die Brennkraft, je nach der Oertlichkeit überall variiren.
Nach dem Betrieb der Hermsdorfer Ziegeleien sind pro Tausend Steine (wenn sie nicht scharf gebrannt werden) ca. ¾ Klafter Holz erforderlich, demnach müssten für die 16.000 Steine die auf 1 Brand von den hier beschriebenen Casseler Oefen gerechnet sind, 16.5 = 12 Klafter Holz nöthig sein, oder 12 . 13 = 156 Scheffel Steinkohlen. In Wirklichkeit werden aber nur 80 bis 90 Scheffel Steinkohlen und 1 Klafter Holz verbraucht; dies giebt, auf Steinkohlen reducirt (80 + 13) bis (90 + 13) = 93 bis 103 Scheffel Steinkohlen. Demnach werden im Gegensatz zu den gewöhnlichen Ziegel-Oefen durch die Casseler Oefen, bei jedem Brande = 53 bis 63 Scheffel Steinkohlen, oder 4 bis 5 Klafter Holz gespart. Ganz in derselben Weise stellt sich bei dem Braunkohlen-Betriebe ein ebenso günstiges Resultat heraus.
Der Vergleich dieser letzten Zahlen-Angabe mit der vorstehend gegebenen stellt ein so auffallend günstiges Resultat für die Casseler Oefen heraus, daß es keiner weiteren Worte bedarf, um die Vorzüglichkeit ihrer Construction, in Bezug auf die Ersparniß an Brenn-Material hervorzuheben.
Der Vergleich zwischen der Zeitdauer eines Brandes in den Casseler Oefen und dem in den Hermsdorfer Oefen ist schwieriger durch ein directes Zahlenverhältniß anzugeben, da die Größe der Oefen (und somit die Menge der zu brennenden Steine) und auch die Art des Betriebes zu abweichende Aequivalente bilden. Wenn man aber, wie weiter unten angegeben, die Abmessungen der Casseler Oefen vergrößert, so unterliegt es keinem Zweifel, daß auch in Bezug auf die Zeitdauer, die Casseler Oefen ein überaus günstiges Resultat geben werden. — Berlin, im September 1854. F. Keil. [...]
- Anmerkung Klafter: Das altpreußische Klafter entsprach 3,339 m³, also: 65 X 3,339 = 217 m³, ein Stapel von 3,6 m Breite, 2,2 m Höhe und 27 m Länge; eine enorme Menge Holz, welches ständig vorrätig und über 3 Jahre hindurch ausgetrocknet sein muß ...).
- Abbildungen überwölbter Ziegelofen in: Abriss der Thonwaarenindustrie - Bruno Kerl - 1871 - 524 Seiten - Ziegelöfen und ihr Betrieb, Seite 258 — LINKex
Das Zusammenspiel von verarbeiteter Tonart, die zu erreichende Härte der Ziegel und dem Ofentyp, ist in Hermsdorf sicher über Jahrzehnte beibehalten worden. Das es auch allein wegen dem hohen Holzbedarf aus den umliegenden Forsten zu Streitigkeiten kommen kann, darüber gibt ein Dokument im Brandenburg. Landeshauptarchiv Auskunft. Zwischen dem Gutsbesitzer Wernecke auf Hermsdorf und dem in Nachbarschaft befindlichen Gutsbesitzer von Veltheim in Stolpe, ist es zu einem handgreiflichen Streit um die Holznutzungsrechte gekommen (wahrscheinlich auch das angrenzende Tegeler Forstrevier mitbetreffend), mit gerichtlichem Nachspiel. In beiden Ziegeleien, Strolpe und Hermsdorf mit mehreren Brennöfen, war die Sicherung von Brennholz über Jahre eine Überlebensfrage des kontinuierlichen Betriebes, ebenso wichtig und bedeutend wie ein qualitativ, gleichmäßig abbaubares Tonlager. In der Ziegelei des Herrn Wenzel in Königswusterhausen, wurde ausschließlich armdickes, kieniges Knüppelholz zum Brennen der Ziegel für die Berliner Bauakademie verwendet, welches mindestens drei Jahre ausgetrocknet sein sollte. Über die Quantitäten der Feuerungsmengen an Holz, ist in der Anmerkung 1.) zuvor hingewiesen.
Wenn man aus den Angaben oben herausliest, daß eine Brennperiode mit Einstapeln, Schmauchfeuer (bei 350°), Mittelfeuer bis Garfeuer (bei 1000 - 1050°) und Auskarren rund 29 Tage oder einen Monat dauert, dann würden von Mitte April bis Ende Oktober rund 480.000 Ziegel gebrannt. In Abrechnung des Fehlbrands bleiben dann rund 440.000 gute Ziegel. Ich halte es für wahrscheinlich, daß mit zunehmender Nachfrage für Kirchenbauten in Berlin mindestens zwei solcher Öfen in Hermsdorf in Betrieb gesetzt wurden, neben speziellen Öfen für Töpferwaren, Tonröhren und architektonischen Zierstücken. Um 1869 ist die Rede von 1 Millonen Verblend-Ziegel als Handstrich und 1 Millonen Verblend-Ziegel als Maschinenziegel, welche bis dahin jährlich produziert wurden. Das stellt auch eine sehr hohe Transportleistung dar, die Ziegel wurden mit Pferdegespann zum Tegeler Hafen gefahren, um dann per Kahn über den Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal nach Berlin verbracht zu werden, diese Umstände sind oben im zweiten Kapitel ausführlich dargestellt.