Übersicht und Gliederung:
Zur Einführung und Struktur dieser Seiten LINKHermsdorfer Ziegelei und Gut - Besitzverhältnisse
Hermsdorfer Ziegel an Bauwerken in Berlin LISTE LINK
Hermsdorfer Ziegel an Bauwerken in Berlin BILDER und TEXTE LINK
Hermsdorfer Ziegelei und GEOLOGIE — Tonvorkommen LINK
Hermsdorfer Ziegelei und TECHNOLOGIE — Ziegelfabrikation LINK
Zusammenfassung dieser Seite ... unten
Carl Ludw. Friedr. Wernecke, Ziegeleigründer Terrakotta Bau-Ornament in Hermsdorf |
Carl Friedrich Prillwitz, Zieglergesell Terrakotta Bau-Ornament in Hermsdorf |
Topographie, Besitzer, Genealogie
Die Ziegler-Familie Prillwitz in Hermsdorf, eine ausführliche Darstellung: LINKTopographie und Verwaltungs-Gliederung: HERMSDORF, Dorf, Gutsbezirk mit Ziegelei, Amt Mühlenhof, Kreis Nieder-Barnim, Regierungsbezirk Potsdam; Mittelmark, Königreich Preußen. Mehr zur Ortsgeschichte von Hermsdorf erreichen Sie mit diesem LINK PDF - Auszug in: Annalen zur Geschichte von Hohen-Neuendorf i./M usw. Kühnlein, Max. — Berlin (1902). Oder online lesen: LINKex
Innerhalb von rund 70 Jahren (1775-1836) hatte das Gut Hermsdorf acht Besitzerwechsel, beginnend mit dem preußischen Baumeister Michael Philipp Daniel Boumann (* 22. April 1747 in Potsdam; † 2. August 1803 in Berlin). Eine vollständige Auflistung der Vorbesitzer von Carl Friedrich Ludwig WERNECKE mit einer Beschreibung zu M. P. Daniel Boumann (8. Vorbesitzer) finden Sie hier: LINK PDF.
1836 erwirbt Carl Ludwig Friedrich WERNECKE Gut und Ziegelei in Hermsdorf. Im Kirchenbuch der Kirchengemeinde Hermsdorf (KAch.) wird ebenfalls Carl Julius Wilhelm WERNECKE als Gutsbesitzer aufgeführt, Erstnennung 1845, wahrscheinlich Sohn von Carl Ludwig Friedrich WERNECKE aus erster Ehe, frühere Angaben zum Familienstand sind leider nicht nachweisbar bisher.
Siehe die Zusammenstellung zu den Ziegeleiarbeitern und Besitzern in den Kirchenbüchern von Hermsdorf 1843-1868: LINK oder als ausführliche Liste: Kichenbücher als PDF.
A.) Zur Genealogie: Carl Ludwig Friedrich WERNECKE, geboren am 7. April 1794 in Zierke bei Neustrelitz, Mecklenburg, verstorben am 31. Oktober 1874 in Berlin, Albrechtstr. 12a, 80 Jahre alt. Die Eltern waren: Johann Martin Elias Wernicke *1769 in Zierke und Christiane Alb. Friederica Plath *(?) ebenfalls aus Zierke. Verheiratet war er mit Franzisca Therese Elisabeth geb. Gahns (auch Ganss geschrieben), *1797. Die Ehe wurde 1810 in Berlin geschlossen. 1831 wurde in Berlin dem Ehepaar die erste Tochter Auguste Franziska WERNECKE geboren. Carl Wernecke lebte vor dem Ankauf des Gutes Hermsdorf in Braunschweig, Am Augustthor (Angabe im Braunschweigisches Adressbuch 1830, Spalte 114: Wernecke, Carl Ludwig Friedrich, Rentier, Am Augustthore 2554 F., dasselbe für 1832, 1828). Hier in Braunschweig wurde auch seine zweite Tochter Auguste Henriette WERNECKE 1832 geboren. In Hermsdorf werden 1837 noch geboren: a) Anna Albertine Louise Wernecke – *19. Sept., b) Elisabeth Caroline Margarethe, ein Zwillingspaar, morgens 11 Uhr.
Bestattet wurde Carl Wernecke auf dem Friedhof der St.-Philippus-Apostel-Kirche an der Müllerstrasse im Wedding. Das Grabmal ist abgetragen und nicht lokalisierbar. Aus dem zuvor genanntem Eintrag im Adressbuch Braunschweig resultiert wohl die in der Heimatliteratur zu Hermsdorf wiederholt benutzte Formulierung: ... "der Rentier Wernecke kaufte Gut und Ziegelei Hermsdorf im Jahre ... usw.".
Walter Adolf Georg Gropius
* 18.5. 1883 Berlin; † 5.7. 1969 Boston, Massachusetts
Franziska Scharnweber (geb.Wernecke) verstirbt unerwartet und früh im Alter von 33 Jahren am 12. Sept. 1863 – 11 Uhr, im Haus der Kreisvertretung (Niederbarnim), Kochstrasse 24.
Die einzige Tochter Manon Auguste Pauline Scharnweber (* 22. Juli 1855 in Berlin; † 22. Januar 1933 in Hannover) heiratet am 8.5.1878 Walter Gropius senior (* 22. Mai 1848; † 19. Juli 1911 in Charlottenburg). Aus: Genealogie der Familie Gropius, S. 35 LINKex.
Der Begründer des Bauhauses in Weimar / Dessau, Walter Gropius jun., war somit ein Ur-Enkel von Carl Wernecke.
In den 1850er Jahren errichtet Carl Wernecke ein neues, zweigeschossiges Gutshaus innerhalb vom Gutspark. Das alte Gutshaus wird den Arbeitern der Ziegelei zu Wohnzwecken überlassen.
Walter Gropius jun.:
Der Architekt und Bauhaus-Mitbegründer Walter Gropius wurde am 18. Mai 1883 in Berlin geboren. Er stammte aus einer großbürgerlichen Familie und war ein Großneffe des Architekten Martin Gropius, eines Schinkel-Schülers. 1903 bis 1908 studierte er Architektur in München und Berlin, brach sein Studium aber ohne Diplom ab. 1910 machte er sich als Architekt und Industriedesigner selbständig und setzte mit seinen Architektur- und Design-Vorschlägen schnell neue Maßstäbe. Nach dem 1. Weltkrieg engagierte Gropius sich in verschiedenen Gruppierungen für eine umfassende Neuorientierung der Architektur und begann 1919, mit Gründung und Leitung des Staatlichen Bauhauses in Weimar, seine Theorien in die Praxis umzusetzen. 1928 trat er von diesem Posten zurück, um wieder als freier Architekt zu arbeiten. 1934 floh er vor den Nationalsozialisten nach England und wurde 1937 als Professor an die Harvard University in den USA berufen, wo er 1944 die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. 1969 starb er in Boston als einer der größten Architekten des vergangenen Jahrhunderts. Quelle: BAUHAUS - ArchivB.) Nachfolge: 1860 erwirbt Leopold Lessing das Gut in Hermsdorf. (Lessing, Leopold Bernhard, * 1. 6. 1832 in Elbing (Westpreußen), † 4. 1. 1900, Berlin). Leopold Lessing übernimmt eine bis 1860 weit entwickelte, anspruchsvoll arbeitende Ziegelei, aus denen für viele Bauwerke in Berlin bis dahin (bisher nachweisbar ca. 52) die Verblendziegel, Bau-Ornamente und Terrakotten geliefert wurden. Ausführliches dazu auf der Seite: »Hermsdorfer Ziegel an Bauwerken in Berlin TABELLE« LINK, und in der Folgeseite: »Hermsdorfer Ziegel an Bauwerken in Berlin BILDER und TEXTE«. Beide Seiten oben im Menue. Hierin auch eine ausführliche Beschreibung der Ziegelei unter Leopold Lessing , anläßlich einer Exkursion der Architektenvereins zu Berlin im Jahre 1869, in der Zeitschrift für Bauwesen veröffentlicht.
1860: Bis dahin arbeitete die Ziegelei überwiegend im sogenannten Handformungsbetrieb mit den entsprechenden Qualifizierungen der Ziegler und Arbeiter. Unter Leopold Lessing verändert sich die Ziegelei im Zuge allgemeiner Maschinisierung zu einer mit Dampfkraft und Strangpressen ausgestatteten sogen. Maschinenziegelei. Die alte Handformungsweise wird allerdings gemäß der Auftragslage und den Anforderungen der Architekten weiterhin beibehalten. Ab wann die Produktion von sogen. Portland oder auch Roman-Zement hinzu kommt, lässt sich nicht exakt bestimmen, laut einer Anzeige jedoch spätestens 1872.
1867: Zur Pariser Ausstellung von 1867. Zeitschrift für Bauwesen, Ausgabe XVIII 1868, H. IV-VII. Die beifolgenden Blatt Zeichnungen geben Darstellung von einem Bauwerk, welches auf der Pariser Ausstellung errichtet worden ist, um verschiedene Zweige der Berliner Bau-Technik vereint zu vertreten. Es lieferten dazu: 1) die Marmor-Arbeiten Herr M. L. Schleicher, 2) die Eisen- und Bronze-Arbeiten Herr Julius Schultz in Firma C. Hauschild, 3) die Tischler-Arbeiten die Herren Scharr und Rehse, 4) die Stuck-Arbeiten Herr F. W. Dankberg, 5) die Zinkguß-Arbeiten (Säulen-Capitäle) Herr J . Brix, 6) die Arbeiten in gebranntem Thon (2 Vasen und ein Fontainenaufsatz) Herr Lessing in Hermsdorf, 7) die 3 Gaskronen Herr J. C. Spinn und Sohn.
1869: Deutsche Bauzeitung. 1869, Seite 387. Mittheilungen aus Vereinen. Architekten-Verein in Berlin. — Hauptversammlung am 31. Juli 1869. Vorsitzender Herr Böckmann. Anwesend 57 Mitglieder und 3 Gäste. ... die Herren March in Charlottenburg und Lessing in Hermsdorf, ünergeben Sammlungen von Photographien der in ihren Fabriken gefertigten Thonwaarengegenstände zum Geschenk übersandt.
1871: Die Tonwarenfabrik wird zu einer Aktiengesellschaft.
[...] Hermsdorfer Cement, Verblendziegel und Thonwaaren, früher Lessing, bei Berlin. Gegründet October 1871 von der Berliner Wechslerbank und Julius Alexander in Berlin, mit 425,000 Thaler Actien und 223,000 Thaler Hypotheken. Verwaltungsrath: Dr. Ziurek, Rittergutsbesitzer Leopold Lessing, Commerzienrath L. Schwartzkopff, Adolf Abel, G. Kerting, Director Heimann und Dr. Girau; Vorstand: Stadtbaurath Gerstenberg in Berlin. Erste und einzige Dividende für ein Geschäftsjahr von 2 Monaten (!) 5 Prozent. Jedes folgende (volle) Jahr schloss mit grösserem Verlust, und verschiedentlich ward die Liquidation beantragt, zumal es fortlaufend an Geld fehlte, aber die Gesellschaft entschied sich, weiter zu vegetiren. Die Actien haben jeden Cours verloren. [...]
Quelle 1 zeigen, Quelle 2 zeigen
In den nördlich und östlich der Ziegelei gelegenen Fließtalwiesen soll nun Wiesenkalk abgebaut werden. Ebenso Torf, welcher durch Retorten zu Gas umgewandelt wird, zur Befeuerung der neuen Kalköfen. Siehe die Karte unten. Die Zemente aus Hermsdorf und Wildau (Wildau am Werbellinsee, mit gleichem Rohstoff Wiesenkalk) sind sehr gefragt und erreichen gute Marktpreise. Etwas später, 1873 wird in einem Geschäftsbericht ausgeführt:
[...] 1873 - 26. März. In der gestrigen Generalversammlung der Hermsdorfer Portland-Cement-Verblendziegel-Thonwaaren-Fabrik, in welcher 26 Aktionäre mit 105 Stimmen vertreten waren, wurde von der Direcktion der Geschäftsbericht über das verflossene Jahr unter Vorlegung der Bilanz erstattet. Hieran knüpfte sich eine eingehende Schilderung des der Gesellschaft gehörenden Terrains, welches mit seinen bedeutenden Lagern an Rohmaterial die Fabrikation von 100.000 Tonnen Cement (Tonne als Verpackungseinheit von ca. 1 qm und 3,5 Zentner) per Jahr auf einen Zietraum von 100 Jahren deckt, außerdem befindet sich daselbst ein bedeutendes Torflager, dessen Verwerthung die Ausgaben für Brennmaterial wesentlich vermindern wird. Die Leistungsfähigkeit ist durch die neu errichtete Ziegelei in Lübars (?) mit einem Gasringofen erheblich vergrößert worden; ebenso wird auch die Cementproduktion wesentlich erhöht werden. [...]
Zur Zementfabrikation aus Wiesenkalk mehr und ausführlich auf der
Seite TECHNOLOGIE » LINK neues Fenster
1872: In einem Inserat, läßt sich Angebot und Produktionsumfang der >Hermsdorfer Actiengesellschaft< mit Sitz in Berlin, Ziegelstrasse 11-12 aufzeigen als Anzeige: Abbildung ... unten
1874: Entsteht (westlich der projektierten und im Bau befindlichen Bahnlinie Berlin-Neustrelitz in Fließtalnähe, heutigen Brandtring) ein dritter größerer Cementofen, Abbildung ... unten
1877. Ritterguts- und Ziegeleibesitzer Leopold Lessing
wohnt inzwischen im neuen, eigenen Haus in der Voßstr. 17
Architekten: Kayser & Großheim, Berlin.
Beschreibung: Berlin u. s. Bauten, 1877 S. 466
Abbildung: Architekt. Skizzenbuch, 1878
1875: Viele der mehr als 100 Ziegeleiarbeiter werden entlassen, sehr wahrscheinlich die bisher als "Handarbeiter" beschäftigten, die qualifizierten Toepfer und Ziegler. Es kommt zu Unruhen und der Ziegeleiverwalter wird bedrängt. Ausgenommen sind wohl die Brennmeister und Dampf-Maschinenwärter. Übrig bleiben die einfachen Arbeiter, welche auf den wachsenden Maschinenpark angelernte Arbeiten ausführen, Transport des Rohmaterials, besonders des "Wiesenkalks" zur Zementherstellung und anderes in der Art mehr.
1877: Erscheint, unter etlichen vorhergehenden, eine Anzeige mit dem Vermerk auf die neue Bahn-Station der Nordbahn. Die "AG Hermsdorfer Cement" usw. ist vorerst der einzige vorgesehene Nutzer des Güterbereichs an der neuen Bahnlinie am Bahnhof Hermsdorf, der noch ebenerdig verläuft und mehr ein Provisorium ist. Anzeige: Abbildung ... unten.
Die Ziegelei hat aber das Gütergleis nicht mehr genutzt, obwohl Hr. Lessing dieses Gütergleis als förderlich für seine Zementproduktion mehrfach geltend gemacht hatte. Die geschäftliche Lage der Ziegeleien war inzwischen ungünstig, ein Konkurs deutet sich an. Im Niederbarnimschen Kreisblatt liest man wie schon zwei Jahre zuvor: "Die Ziegelei in Hermsdorf ist verkracht ...".
1878: Wird in einer weiteren Anzeige die Herstellung von Maschinen- Hand-Verblendziegeln, Formsteinen, Ornamenten und Tonwaren nicht mehr erwähnt, Schwerpunkt sind Drainröhren und Portland-Cement, Hydraul. Kalk. Siehe Anzeige: Abbildungen ... unten.
Die Zeit der traditionellen Ziegelei und Tonwarenfabrik in Hermsdorf ist bereits mit Gründung der Aktiengesellschaft so gut wie abgelaufen, andere Hersteller von Verblendsteinen und Bau-Ornamenten aus Lauban, Siegersdorf und Ullersdorf in Schlesien, Greppin bei Bitterfeld und Kuhnheim in Freienwalde als Beispiel, haben den Geschmack der Bauausführenden und Architekten in Berlin erobert und der klassische Vollverblendziegel, in handwerklicher Art erzeugt, findet nur noch wenig Absatz. Zur Entwicklung dieses Trends im Bereich der Verblendziegel und zu anderen Ziegeleien mit Bedeutung für , (die Hermsdorfer Ziegelei wird ausdrücklich hervorgehoben), auszugsweise aus:
"BERLIN und seine BAUTEN" 1879, mit Abbildungen der wichtigsten Voll-Verblendziegel.
1880: In Lübars, nur knapp 2 Kilometer entfernt, auf der südlichen Seite des Fließtales ist eine große, moderne Dampfziegelei durch Franz Ulrich von Benekendorff aus Freienwalde erbaut worden. Hier werden Dachziegel und stranggepresste Ziegel hergestellt. Die Ziegelei besitzt eine Lorenbahn zum Gütergleis des Bahnhofs Waidmannslust. Der unterhalb der Ziegelei gelegene Tonstich wird ca. 30 Jahre später als das Freibad Lübars eingerichtet.
1883: Die Hermsdorfer Actiengesellschaft für Cement und Thonwaaren zeigt 1883 den Konkurs an. 1885 wird die Ziegelei verkauft. Eine Notiz in der Deutschen Töpfer- und Zieglerzeitung 1885 besagt, daß die ehemalige Thonwaarenfabrik Hermsdorf nun unter der Bezeichnung: Dampfziegelei Hermsdorf-Lübars unter Maurermeister Siber aus Berlin geführt wird. Die Ziegelei ist in einem guten Zustand, Gasringofen, Ziegelpressen von Groke Merseburg ( Link zum Dachziegelarchiv, Abbildung Ziegelpresse). Der Weg zur Chaussee ist mit den zertrümmerten, angesammelten Formstücken und Großplastiken der ehemaligen Ziegelei Hermsdorf gepflastert. "Möge aus den Ruinen neues Leben erblühen", ist der Schlussatz des genannten Artikels.
1886 wird in einer Anzeige der Verkauf der Ziegeleimaschinen angeboten.
Über die weiteren für Hermsdorf gewinnbringenden, fördernden Aktivitäten von Gutsbesitzer Lessing findet man hinreichend Auskunft in drei Schriften:
Hermsdorf. Vom Rittergut zur Gartenstadt (Chronik des Bezirkes Reinickendorf von Berlin) Koischwitz, Gerd & Schlickeiser, Klaus. Förderkreis für Kultur und Bildung in Reinickendorf e.V. Berlin, 3. veränderte Auflage, 1998, 48 Seiten.
Oliver Ohmann: Berlin-Hermsdorf. Sutton.
Klaus Schlickeiser: Entdecken Sie Reinickendorf. Spaziergänge in Hermsdorf. Berlin 2005.
Oder auf der WIKIPEDIA - Seite.
1896: Leopold Lessing wird als Mitglied der Berliner Gesellschaft für Erdkunde genannt. Die Gesellschaft versammelt sich im Saal des Architektenvereins zu Berlin, in der Wilhelmstr. 92/93.
Zusammenfassung:
a.) In der Region um Hermsdorf bestehen bereits um 1826 (Stolpe) und 1837 (Birkenwerder) Ziegeleien, welche anspruchsvollere Verblendziegel für Berlin produzieren.
b.) Hermsdorf verfügt über ein ausgezeichnetes Tonvorkommen für Verblendziegel und Tonwaren.
c.) Die Ziegelei in Hermsdorf wurde mit Perspektive auf den Bedarf der sog. Schinkelschule (Architektur mit Sichtmauerwerk) hin ausgerichtet und verfügte über eine qualifizierte Arbeiterschaft an Zieglern und Töpfern, als Vergleich lässt sich die Königl. Ziegelei in Joachimsthal heranziehen.
d.) Die überwiegende Mehrzahl der Kirchen-Neubauten in Berlin werden aus Hermsdorfer Verblendziegeln erbaut, in der Zeit von 1842 - 1871 wurden die Ziegel hauptsächlich im Handstrichverfahren hergestellt.
e.) Es finden von Beginn an kontinuierlich Erweiterungsbauten (Töpferöfen) auf der Ziegelei statt, auch bietet um 1850 die Ziegelei (Annonce von Carl Wernecke) der "landwirtschaftlichen Gesellschaft für Drainage" eine kostenlose Produktion von Ton-Drainageröhren für ein Pilotprojekt in näherer Umgebung an. Die ganze Produktpalette der Ziegelei Hermsdorf unter Carl Wernecke um 1855, dieses Dokument.
f.) Mit dem Besitzwechsel der Ziegelei auf Leopold Lessing erweitert sich der Betrieb zu einer mit Dampfkraft und Ziegelmaschinen für Strangpressungen zu einer sog. Maschinenziegelei, mit einem erweiterten Produktangebot (siehe Anzeigen unten). Die Formung von Verblendziegeln im Hanstrichformat wird vorerst beibehalten.
g.) Es werden 1869 in einem Exkursionsbericht des Architektenvereins zu Berlin 11 Brennöfen im Betrieb angegeben, weiter wird ausgeführt: ... sie beschäftigt etwa 120 Arbeiter und liefert jährlich circa 1 Million feine Verblendsteine mittelst der Dampfpresse, eine und eine halbe Million Verblendklinker und Steine vermittelst Handbetrieb, sowie nach Bestellung Bauornamente, Formsteine, figürliche Gegenstände, Wasserleitungsröhren u.s.w. In nächster Zeit wird die Fabrik auch gewöhnliche Mauersteine anfertigen.
h.) Ab 1872 kommt die Produktion von Zement und Mörtel hinzu, in der Nähe, nördlich der Ziegelei wird zum Teil unter Wasser Wiesentonmergel gegraben und der anstehende Torf zu Gas retorniert, mit dem der Kalk gebrannt wird. Der Hermsdorfer Zement wird baufachlich, betreffs seiner Druckbelastbarkeit, hoch bewertet und hat einen sehr guten Absatz nach Berlin, wird entsprechend vergütet.
i.) Die Absicht von Herrn Lessing mit "gewöhnlichen Mauersteinen" am Markt bestehen zu können, scheint nicht aufgegangen zu sein, allein im Kreis Nieder-Barnim und in den Orten rings um Berlin, von Lindenberg über Weißensee bis Woltersdorf, entstehen in den 70er Jahren dutzende von Ziegeleien, die den regionalen Bedarf mehr als decken können. Es ist der Beginn einer Überkapazität und -produktion, die letzendlich zu einem rapiden Preisverfall führen, viele Ziegeleien produzieren an der Grenze zum Selbstkostenpreis. Der Hermsdorfer Ton ist nicht das geeignete Material für Ziegel-Massenproduktion als Hintermauerungsziegel.
j.) Um 1878 verschlechtert sich der Absatz der Ziegelei, viele Mitbewerber in Bezug auf Verblendziegel aus Regionen um Bitterfeld, der Lausitz und Schlesien beherrschen den Markt in Berlin, können besser, günstiger und dem Geschmack der Architekten gemäß gezielter produzieren. Es kommt zu weiteren Entlassungen der Arbeiterschaft, was sich 1875 schon andeutet. Der ehemalige Standortvorteil zur Nähe Berlins ist nicht mehr relevant.
k.) 1880 entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft Lübars eine sehr große und moderne Dampfziegelei durch den Unternehmen von Benekendorff aus Freienwalde.
l.) 1883 wird Konkurs angemeldet, 1885 stehen die Hermsdorfer Ziegeleien zum Verkauf. 1886 verkauft der neue Besitzer, ein Maurermeister Siber aus Berlin, die verbliebenden Ziegelei-Maschinen.
a.) In der Region um Hermsdorf bestehen bereits um 1826 (Stolpe) und 1837 (Birkenwerder) Ziegeleien, welche anspruchsvollere Verblendziegel für Berlin produzieren.
b.) Hermsdorf verfügt über ein ausgezeichnetes Tonvorkommen für Verblendziegel und Tonwaren.
c.) Die Ziegelei in Hermsdorf wurde mit Perspektive auf den Bedarf der sog. Schinkelschule (Architektur mit Sichtmauerwerk) hin ausgerichtet und verfügte über eine qualifizierte Arbeiterschaft an Zieglern und Töpfern, als Vergleich lässt sich die Königl. Ziegelei in Joachimsthal heranziehen.
d.) Die überwiegende Mehrzahl der Kirchen-Neubauten in Berlin werden aus Hermsdorfer Verblendziegeln erbaut, in der Zeit von 1842 - 1871 wurden die Ziegel hauptsächlich im Handstrichverfahren hergestellt.
e.) Es finden von Beginn an kontinuierlich Erweiterungsbauten (Töpferöfen) auf der Ziegelei statt, auch bietet um 1850 die Ziegelei (Annonce von Carl Wernecke) der "landwirtschaftlichen Gesellschaft für Drainage" eine kostenlose Produktion von Ton-Drainageröhren für ein Pilotprojekt in näherer Umgebung an. Die ganze Produktpalette der Ziegelei Hermsdorf unter Carl Wernecke um 1855, dieses Dokument.
f.) Mit dem Besitzwechsel der Ziegelei auf Leopold Lessing erweitert sich der Betrieb zu einer mit Dampfkraft und Ziegelmaschinen für Strangpressungen zu einer sog. Maschinenziegelei, mit einem erweiterten Produktangebot (siehe Anzeigen unten). Die Formung von Verblendziegeln im Hanstrichformat wird vorerst beibehalten.
g.) Es werden 1869 in einem Exkursionsbericht des Architektenvereins zu Berlin 11 Brennöfen im Betrieb angegeben, weiter wird ausgeführt: ... sie beschäftigt etwa 120 Arbeiter und liefert jährlich circa 1 Million feine Verblendsteine mittelst der Dampfpresse, eine und eine halbe Million Verblendklinker und Steine vermittelst Handbetrieb, sowie nach Bestellung Bauornamente, Formsteine, figürliche Gegenstände, Wasserleitungsröhren u.s.w. In nächster Zeit wird die Fabrik auch gewöhnliche Mauersteine anfertigen.
h.) Ab 1872 kommt die Produktion von Zement und Mörtel hinzu, in der Nähe, nördlich der Ziegelei wird zum Teil unter Wasser Wiesentonmergel gegraben und der anstehende Torf zu Gas retorniert, mit dem der Kalk gebrannt wird. Der Hermsdorfer Zement wird baufachlich, betreffs seiner Druckbelastbarkeit, hoch bewertet und hat einen sehr guten Absatz nach Berlin, wird entsprechend vergütet.
i.) Die Absicht von Herrn Lessing mit "gewöhnlichen Mauersteinen" am Markt bestehen zu können, scheint nicht aufgegangen zu sein, allein im Kreis Nieder-Barnim und in den Orten rings um Berlin, von Lindenberg über Weißensee bis Woltersdorf, entstehen in den 70er Jahren dutzende von Ziegeleien, die den regionalen Bedarf mehr als decken können. Es ist der Beginn einer Überkapazität und -produktion, die letzendlich zu einem rapiden Preisverfall führen, viele Ziegeleien produzieren an der Grenze zum Selbstkostenpreis. Der Hermsdorfer Ton ist nicht das geeignete Material für Ziegel-Massenproduktion als Hintermauerungsziegel.
j.) Um 1878 verschlechtert sich der Absatz der Ziegelei, viele Mitbewerber in Bezug auf Verblendziegel aus Regionen um Bitterfeld, der Lausitz und Schlesien beherrschen den Markt in Berlin, können besser, günstiger und dem Geschmack der Architekten gemäß gezielter produzieren. Es kommt zu weiteren Entlassungen der Arbeiterschaft, was sich 1875 schon andeutet. Der ehemalige Standortvorteil zur Nähe Berlins ist nicht mehr relevant.
k.) 1880 entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft Lübars eine sehr große und moderne Dampfziegelei durch den Unternehmen von Benekendorff aus Freienwalde.
l.) 1883 wird Konkurs angemeldet, 1885 stehen die Hermsdorfer Ziegeleien zum Verkauf. 1886 verkauft der neue Besitzer, ein Maurermeister Siber aus Berlin, die verbliebenden Ziegelei-Maschinen.
Bekanntmachungen Abbildungen:
1862, 31. Oktober
1866, 17. Oktober
1872, 15. Oktober ... zurück zum Text
1874, 21. November ... zurück zum Text
1874, 23. September ... zurück zum Text
1877, 10. August. ... zurück zum Text
1878, 6. Oktober ... zurück zum Text
1866, 17. Oktober
1872, 15. Oktober ... zurück zum Text
1874, 21. November ... zurück zum Text
1874, 23. September ... zurück zum Text
1877, 10. August. ... zurück zum Text
1878, 6. Oktober ... zurück zum Text
Lage der Ziegeleien:
1a. Die Ziegelei in der Erweiterung bis ca. 1875-80. Bei 1b die älteren Gebäude, hier als Fabrik bezeichnet. Gemeint sind Gebäude zur Tonwarenproduktion, worunter Formteile und plastische, figürliche Arbeiten zu rechnen sind. Der/die Töpferofen, zweites winkliges Gebäude von links, daneben ein Trocknungsgebäude (später Verwaltung), gefolgt von einem älteren Töpferofen. Bei 1a, die neueren Gebäude nördlich des Tonstichs von links: 3 Brennöfen, Maschinenhäuser mit Tonaufbereitung, massive Trockenschuppen, ganz rechts das Arbeiter-Wohnhaus.
2. Die von Leopold Lessing zusätzlich 1874 angelegte Ziegelei, hauptsächlich wohl zur Herstellung von Tonröhren, Zement und hydraul. Mörtel.
3. Die ehemalige Ziegelei von Ernst Friedrich Schultze (ehemalige "Kühn'sche Ziegelei") zu Lübars gehörend und wahrscheinlich um 1872-74 von L. Lessing zur Zementfabrikation weiter genutzt. Erneuert zu einere Maschinen- und Dampfziegelei ab 1880 von Franz Ulrich BENEKENDORFF, mit Unterbrechungen um 1912 bis ca. 1920 produzierend. Die neue Ziegelei lag etwas höher im Gelände, in Ausrichtung an dem heutigen Zehntwerderweg und war bedeutend umfangreicher ausgestattet. Mehr zur Ziegelei in Lübars in einer separaten Dokumentation.
1a. Die Ziegelei in der Erweiterung bis ca. 1875-80. Bei 1b die älteren Gebäude, hier als Fabrik bezeichnet. Gemeint sind Gebäude zur Tonwarenproduktion, worunter Formteile und plastische, figürliche Arbeiten zu rechnen sind. Der/die Töpferofen, zweites winkliges Gebäude von links, daneben ein Trocknungsgebäude (später Verwaltung), gefolgt von einem älteren Töpferofen. Bei 1a, die neueren Gebäude nördlich des Tonstichs von links: 3 Brennöfen, Maschinenhäuser mit Tonaufbereitung, massive Trockenschuppen, ganz rechts das Arbeiter-Wohnhaus.
2. Die von Leopold Lessing zusätzlich 1874 angelegte Ziegelei, hauptsächlich wohl zur Herstellung von Tonröhren, Zement und hydraul. Mörtel.
3. Die ehemalige Ziegelei von Ernst Friedrich Schultze (ehemalige "Kühn'sche Ziegelei") zu Lübars gehörend und wahrscheinlich um 1872-74 von L. Lessing zur Zementfabrikation weiter genutzt. Erneuert zu einere Maschinen- und Dampfziegelei ab 1880 von Franz Ulrich BENEKENDORFF, mit Unterbrechungen um 1912 bis ca. 1920 produzierend. Die neue Ziegelei lag etwas höher im Gelände, in Ausrichtung an dem heutigen Zehntwerderweg und war bedeutend umfangreicher ausgestattet. Mehr zur Ziegelei in Lübars in einer separaten Dokumentation.
Quellen und Abkürzungen in dieser Seite:
1.) Annalen zur Geschichte von Hohen-Neuendorf i. M. und den umliegenden Ortschaften Birkenwerder, Lehnitz, Schönfließ, Glienicke, Hermsdorf, Stolpe: auf Grund hist. Quellen u. amtl. Urkunden
Max Kühnlein - Verlag d. Kirchbau-Vereins; 1902 - (Annalen) LINKex.
2.) Gasretorten und Torf. Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover: 1840/41, Teile 21-27 Gewerbe-Verein für das Königreich Hannover, Helwing; 1841 LINKex.
3.) Backsteine u. Terrakotten. BERLIN und seine BAUTEN, Band 1 und 2 1879, online LINKex.
4.) Niederbarnimer Kreisblatt (1854-1943) Microfilme, eigene Recherchen.
Neuere Bücher zur Ortsgeschichte:
1.) Möller, Kurt. Der waldreiche Norden Berlins: Ein Führer durch die Ortschaften Lübars, Waidmannslust, Hermsdorf, Frohnau, Glienicke und deren Umgebung. Mit Unterstützung d. maßgeb. Vereine hrsg. im Mai 1927 Verlag: Berlin-Hermsdorf; Oranienburg: W. Möller; Erschienen: 1927.
2.) Oliver Ohmann. Berlin-Hermsdorf. Sutton Verlag GmbH, 2010 - 127 Seiten.
3.) Hermsdorf. Vom Rittergut zur Gartenstadt (Chronik des Bezirkes Reinickendorf von Berlin) Koischwitz, Gerd; Schlickeiser, Klaus; Förderkreis für Kultur und Bildung in Reinickendorf e.V. Berlin, Förderkreis für Kultur und Bildung Reinickendorf e. V., 3., veränderte Auflage, 1998; 48 Seiten.
Weitere Angaben zu Quellen siehe im Text ...
1.) Annalen zur Geschichte von Hohen-Neuendorf i. M. und den umliegenden Ortschaften Birkenwerder, Lehnitz, Schönfließ, Glienicke, Hermsdorf, Stolpe: auf Grund hist. Quellen u. amtl. Urkunden
Max Kühnlein - Verlag d. Kirchbau-Vereins; 1902 - (Annalen) LINKex.
2.) Gasretorten und Torf. Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover: 1840/41, Teile 21-27 Gewerbe-Verein für das Königreich Hannover, Helwing; 1841 LINKex.
3.) Backsteine u. Terrakotten. BERLIN und seine BAUTEN, Band 1 und 2 1879, online LINKex.
4.) Niederbarnimer Kreisblatt (1854-1943) Microfilme, eigene Recherchen.
Neuere Bücher zur Ortsgeschichte:
1.) Möller, Kurt. Der waldreiche Norden Berlins: Ein Führer durch die Ortschaften Lübars, Waidmannslust, Hermsdorf, Frohnau, Glienicke und deren Umgebung. Mit Unterstützung d. maßgeb. Vereine hrsg. im Mai 1927 Verlag: Berlin-Hermsdorf; Oranienburg: W. Möller; Erschienen: 1927.
2.) Oliver Ohmann. Berlin-Hermsdorf. Sutton Verlag GmbH, 2010 - 127 Seiten.
3.) Hermsdorf. Vom Rittergut zur Gartenstadt (Chronik des Bezirkes Reinickendorf von Berlin) Koischwitz, Gerd; Schlickeiser, Klaus; Förderkreis für Kultur und Bildung in Reinickendorf e.V. Berlin, Förderkreis für Kultur und Bildung Reinickendorf e. V., 3., veränderte Auflage, 1998; 48 Seiten.
Weitere Angaben zu Quellen siehe im Text ...